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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

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Autoren: Franziska Steinhauer
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bedeuten, einer der Studenten
der BTU ist der Täter. Am ehesten einer aus ihrem Studiengang.«
    Nachtigall nickte.
    »Und die Frage ist nicht, ob es ein weiteres
Opfer geben wird, sondern wer es sein wird.«

35
     
    Unterwegs
     
    Die Frauen schwitzten.
    In dem winzigen Raum des Frachters war es
unerträglich heiß und eng. Das Stampfen der Maschinen verursachte vielen von ihnen
Kopfschmerzen, der Mangel an frischer Luft verstärkte Schwindel und Panik. Einigen
wurde übel. Beängstigend nah waren die rauen Männerstimmen, schwere Schritte über
ihren Köpfen gaukelten ihnen vor, sie könnten die Anzahl der Seeleute abschätzen.
Einer, das war deutlich herauszuhören, trug eine Prothese.
    Angespannt kauerten sie nebeneinander, mit
flackerndem Blick und der Gewissheit völliger Wehrlosigkeit.
    In diesem Verlies gab es keine Toiletten,
keine Möglichkeit, sich zu waschen und sei es auch nur flüchtig. Auch hatte niemand
daran gedacht, ihnen etwas zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen bereitzustellen.
Als die Tür kurz nach dem Ablegen aufgerissen wurde und ein wenig trübes Licht zu
ihnen hineinfiel, wussten sie daher erst nicht, ob sie sich freuen oder fürchten
sollten. Erst als sehnige, schwielige Hände nach der Frau griffen, die der Tür am
nächsten hockte, sie brutal aus dem Verschlag zerrten und ihr ins Gesicht schlugen,
war klar, dass es jedes Mal eine Katastrophe sein würde, wenn sich diese Tür öffnete.
    Die zitternden Frauen hörten wimmernd mit
an, wie eine von ihnen gnadenlos vergewaltigt wurde. Einige weinten, andere hielten
sich die Ohren zu, schlugen verzweifelt mit den Fäusten gegen Planken, trampelten
ihren Protest auf die Bodenbretter.
    Doch zu diesem Zeitpunkt war jeder von ihnen
bewusst, dass keine diesem Schicksal entgehen würde. Auch diejenigen, die sich bis
zu diesem Zeitpunkt fest an ihren Traum vom selbstbestimmten Leben geklammert hatten,
sahen nun ein, dass er ausgeträumt war.
    Diese erste einer nicht enden wollenden
Serie von Vergewaltigungen, Schlägen und jeder sonst vorstellbaren Misshandlung
beraubte alle jeglicher Illusionen und machte mehr als jede Erklärung deutlich,
was mit ihnen geschehen würde.
    Die Seeleute sahen diese Art des Vergnügens
als Teil der Passage für ihre Fracht.
    Je mehr sich die Frauen sträubten, desto
größere Freude bereiteten sie dem Vergewaltiger.
    Die stolzesten unter ihnen gerieten zur
bevorzugten Beute.
    Es dauerte nicht einmal 24 Stunden, bis
die erste mit gebrochenem Arm und Schwellungen am Jochbein in die Finsternis zurückgestoßen
wurde. Und nur wenige Stunden später kehrte eine von ihnen gar nicht mehr zurück.
    Wasser und Nahrung waren spärlich. Den Widerstand
der Opfer zehrte die körperliche Schwäche auf.
    Eine starb mitten unter ihnen.
    Sie bemerkten es erst, als ihr Körper steif
wurde, fragten sich, ob sie inzwischen kaum noch Menschliches an sich hatten, da
ihnen nicht einmal mehr der Tod einer Leidensgenossin zu Herzen ging.
    Es dauerte nur wenige Tage, und sie erkannten
schon am Schritt, welcher Peiniger zu ihnen kam. Bei denen, die besonders brutal
waren, begann schon beim ersten Klang ihres sich nähernden Tritts ein wüstes Gerangel
hinter der Gefängnistür um die hintersten Plätze. Die Frauen hatten bemerkt, dass
sich die meisten Seeleute nicht weit in den Raum hineinwagten und mit Vorliebe in
Armlänge nach ihnen griffen. Einige allerdings suchten auch nach einer bestimmten
Frau. Die musste dann aus der Tiefe des Verlieses zu ihnen kommen. Die anderen stießen
und schubsten die Ausgesuchte nach vorne, damit sie nicht womöglich statt ihrer
gepackt werden konnten. Ein entwürdigendes Verhalten, darüber war sich jede im Klaren.
    Im Laufe der Zeit jedoch fanden die Seemänner
offenbar immer weniger Spaß an ihrer lebendigen Heuer. Sie kamen seltener.
    Dennoch: Alle Frauen hatten ihre Seele verloren
– fünf die Flucht mit dem Leben bezahlt.

36
     
    Papa Desmond hatte Wort gehalten.
    Im Schutze der Dunkelheit ließ sie ihn ins
Haus.
    Sie seufzte, als sie daran dachte, welche
Schwierigkeiten es bereitet hatte, ihren Mann davon zu überzeugen, dass er ruhig
allein zur Geburtstagsfeier seines Freundes gehen konnte, auch wenn sie mit Migräne
zu Hause bleiben musste. Aber endlich hatte er eingesehen, ihr ohnehin nicht helfen
zu können, und war gefahren. Viel Zeit würde ihnen aber dennoch nicht bleiben. Er
war kein geselliger Mensch, und ohne seine Frau als Begleitung fühlte er sich auf
Partys nicht wohl.
    Unbemerkt von

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