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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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den Nachbarn schlüpfte der
Priester ins Haus, und Madeleine Treschker schloss leise die Tür hinter ihm.
    »Nun, die Reise von Erfurt nach Cottbus
war recht beschwerlich. Dennoch will ich sofort beginnen.«
    Lächelnd reichte Madeleine ihm eine Flasche
Rum und ein Glas.
    »Oh – wie nett von dir. Ich werde mal schauen,
wo sie sich versteckt haben.« Damit drehte er knackend den Verschluss der Flasche
auf und nahm einen großzügigen Schluck, stellte seinen Rucksack ab und kramte darin.
    »Ich nehme an, du wirst nicht wollen, dass
ich Fackeln einsetze?«
    »Das ist zu gefährlich, Papa Desmond. Hier
ist es nicht wie zu Hause. Wenn es brennt.«
    »Jaja, das habe ich mir schon gedacht«,
unterbrach er sie unfreundlich und zerrte eine leistungsstarke Taschenlampe hervor.
»Dann muss es eben damit gehen.«
    Gebückt huschte der Priester durch alle
Räume.
    Kurze Zeit später war er zurück im Flur.
    Der Rumvorrat war zur Hälfte aufgebraucht,
und Frau Treschker fragte sich besorgt, wo er ihn wohl versprengt haben könnte.
Hoffentlich nicht über den beigefarbenen Teppich im Schlafzimmer, überlegte sie,
da bekäme sie die Flecken wohl nie wieder raus. Ganz abgesehen davon, dass ihr Mann
bei dem Gestank nach Rum im Schlafzimmer zu den wildesten Schlussfolgerungen gelangen
würde.
    »So, nun stellen wir die Falle hier in den
Flur!«, kommandierte Papa Desmond, und sie beeilte sich, seinem Wunsch nachzukommen.
    »Hier sind erst einmal die Lederbeutel.
Ich hatte sie ja schon vorbereitet, und so können wir sie gleich an den entsprechenden
Orten ablegen. Einer in den Süden …«, murmelte der Priester und verschwand, um die
schützenden Quaggas zu verteilen. Wenige Augenblicke später kehrte er zurück.
    »So. Am besten, du gehst aus dem Weg!«,
nuschelte er.
    Aus dem Rucksack entnahm er eine Handtrommel.
    Madeleine Treschker drückte sich an die
Wand des Flures, in dessen Mitte nun der Käfig aus Latten stand.
    Papa Desmond begann, sein Gesicht mit weißen
Streifen und Spiralen zu bemalen, bis es so verändert war, dass nicht einmal seine
Kinder ihn auf der Straße erkannt hätten. Als er mit seinem Aussehen zufrieden war,
griff er nach dem Instrument und der Taschenlampe.
    »Eigentlich müssten das mehrere Leute machen,
aber ich werde es auch allein schaffen. Durch die Quaggas können sie ja nicht mehr
fliehen. Ich treibe sie rein, und wenn ich rufe, dann schiebst du die Falle vorne
zu!«
    Madeleine Treschker nickte nervös.
    Papa Desmond kippte den Rest des Rums auf
das Polster der Falle und lief los.
    Er rannte ins Schlafzimmer, schlug gegen
die Membran, schrie wild und gestikulierte mit der Taschenlampe, dass der Lichtkegel
nur so hüpfte. Sein Gesicht war verzerrt, und seine Augen flackerten irr.
    So verfuhr er in jedem Raum.
    Und jedes Mal trieb er, was er aufscheuchte,
in den Flur.
    Dann rief er: »Jetzt!« Und Madeleine schloss
den Käfig.
    Zufrieden umkreiste der Priester dann die
Falle, leuchtete mit dem grellen Licht hinein und kicherte.
    »Na, da haben wir euch! Klappt doch immer
wieder.«
    Rasch wusch Papa Desmond sein Gesicht und
griff nach Rucksack und Käfig.
    »Bis zum nächsten Treffen. Mein Taxi wartet
um die Ecke. Wenn ich mich beeile, kriege ich den letzten Zug zurück. Wiedersehen.«
    Überstürzt verließ er das Haus und eilte
die Straße entlang.
    Madeleine Treschker schloss schwer atmend
die Tür und hoffte, dass keiner ihrer Nachbarn den seltsamen Besucher und sein befremdliches
Treiben bemerkt und womöglich die Polizei gerufen hatte.

37
     
    Peter Nachtigall war mit Conny beim Sport verabredet.
    Er traf sie im Trainingsraum, wo sie schon
mit der Erwärmung begonnen hatte.
    Bei seinem Eintreten sah er sie strahlen
und fühlte, wie es ihm leichter ums Herz wurde.
    »Na, mein Superbulle. Du kommst spät«, flüsterte
sie ihm ins Ohr, als er sie zur Begrüßung küsste.
    »Stimmt. Aber ich schwöre, ich bin unschuldig.
Es liegt immer an den Tätern«, gab er ebenso leise zurück.
    »Prima Ausrede«, sie lachte wohlig.
    »Lass uns nicht alle Kraft hier verpowern!
Wir sollten noch ein bisschen für zu Hause aufheben.« Er zwinkerte ihr zu und schob
sich hinter die Handkurbel neben ihrem Fahrrad.
    Während er die Angaben auf dem Display im
Auge behielt, dachte er an die Familie Hagen. Er betrog seine Frau mit einer Studentin
– und vielleicht nicht nur mit einer und nicht zum ersten Mal –, sie saß derweil
bei seinem dementen Vater und ertrug dessen Anfeindungen. Was hielt diese

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