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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Wohnunge’ g’sesse’ und g’lernt. Kein
echtes Alibi, keine Anrufe, kein Nachbar, der um Zucker gebeten hat. Zwei Morde,
und wir kommen keinen Schritt weiter.« Michael Wiener war frustriert.
    »Wurde Claudines Rucksack gefunden oder
ihre Tasche? Das Rohr?«
    Michael Wiener nickte eifrig.
    »Ja, den Rucksack habe’ die Kollegen g’funden.
Er war im Schrank, hinter einer Jacke. Die Tasche nicht. Und wir habe’ ein blutbeschmiertes
Rohrstück gefunde’. Es lag im Park unter einem Gebüsch. Blutanhaftungen sind nachweisbar,
keine Fingerspuren. Wahrscheinlich hat der Täter es abgewischt oder hat Handschuhe
getragen. Den Rest dürfte der Regen erledigt haben. Noch immer keine Spur von den
Augen und so weiter.«
    »Das Blut stammt vom Opfer?«
    »Das klärt das Labor gerade.«
    »Die Obduktion?«, hakte Nachtigall nach.
    »Hat ebenfalls keine neuen Erkenntnisse
ergebe’. Der Mord ist praktisch genau so durchg’führt worde’ wie der erste. Dr.
Pankratz hat wieder einen g’spaltene’ Schädel und durchtrennte Bänder und Sehnen
in den Knien gefunden. Tatwaffe wahrscheinlich die gleiche. Auch das Abtrennen der
Zunge … also er meint, es wurd’ dasselbe Messer verwendet.«
    »Tja – auch die Mutter glaubt nicht, dass
ihr Sohn etwas für seine Freundin versteckte. Sie war sicher, Claudine liebte ihren
Sohn und würde ihn nicht in Gefahr gebracht haben. Der Vater meinte, sein Sohn sei
am unwahrscheinlichsten Ort der Stadt gefunden worden – er mied Schwimmbäder.«
    »Ja, das habe’ mir die Freunde erzählt«,
Wiener konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Mykosenphobie.«
    »Was?« Albrecht Skorubski sah den Kollegen
verständnislos an.
    »Angst vor Pilzen. Fußpilz und Nagelpilz.«
    »Die Hagens kamen mir überhaupt ein bisschen
eigenartig vor.«
    »Ja«, bestätigte Nachtigall. »Sind sie wohl
auch. Professor Hagen war schon über die Ermordung seines Sohnes informiert. Dennoch
hielt er seine Vorlesung, als sei nichts geschehen, und seiner Frau wollte er nicht
beistehen. Ein harter Mann.« Seine weitere Beobachtung behielt er nach kurzem Zögern
für sich.
    »Oh – dann ist er seinem Vater sehr ähnlich.«
Albrecht Skorubski verzog ärgerlich das Gesicht, als er an die bitteren Kommentare
des alten Mannes dachte.
    Peter Nachtigall stand auf und betrachtete
die Tatortfotos aus der Nähe.
    »In beiden Fällen derselbe Täter«, murmelte
er.
    »Ja, aber es gibt Unterschiede«, mischte
sich Emile Couvier ein und trat neben den Hauptkommissar.
    »Ja«, gab Skorubski zynisch zu. »Einmal
ist das Opfer weiblich, einmal männlich.«
    »Nein. Das meine ich nicht«, antwortete
Couvier ungeduldig, »Ich meine die Verstümmelungen. In Claudine Caros Stirn klafft
ein Loch, in Meinert Hagens nicht.«
    »Ja, stimmt. Deshalb hat er womöglich auch
das Rohrstück weggeworfen. Er braucht es nicht mehr, hatte gar nicht vor, es noch
einmal zu verwenden.« Er runzelte die Stirn und betrachtete konzentriert die Fotos
beider Tatorte. »Da wir davon ausgehen müssen, dass er mit den Amputationen ein
Zeichen setzen will, muss es etwas bedeuten – auch die Tatsache, dass er nur in
die Stirn des ersten Opfers ein Loch geschlagen hat. Und wenn all das eine Bedeutung
hat, wird es weitere Opfer geben«, stellte Nachtigall fest.
    »Wie kommst du denn darauf? Claudine wurde
getötet – und bei ihrem engsten Freund hat der Täter gefunden, was er gesucht hat.
Schluss«, meinte Skorubski entschieden.
    »Wir wisse’ gar nicht, ob er das Gesuchte
gefunde’ hat, oder?«, fragte Michael Wiener gedehnt.
    »Eben«, bestätigte Nachtigall. »Und wenn
die Verstümmelungen einen Sinn haben, dann muss es auch jemanden geben, an den sich
die Botschaft wendet. Sonst hätte der Täter darauf verzichten können.«
    »Es sei denn, er hätte die Amputationen
nur aus rein persönlichen Gründen vorgenommen. Wenn aber nicht, dann bedeuten sie,
der Täter glaubt, es gäbe noch andere, die etwas für Claudine versteckt haben könnten«,
fügte Couvier hinzu. »Und die will er einschüchtern. Es geht darum zu verhindern,
dass sich jemand bei der Polizei meldet und Licht in die Angelegenheit bringt.«
    »Andere? Ihr glaubt tatsächlich, es wird
noch weitere Opfer geben?« Albrecht Skorubski hob abwehrend beide Hände hoch. »Nein!
Bloß nicht!«
    »Doch, das befürchte ich. Soll dieses Abtrennen
eine Warnung sein, muss es auch jemanden geben, der sie versteht.«
    »Hmhm. So ganz leuchtet mir das noch nicht
ein. Wenn wir annehmen, er habe in Meinert

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