Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:

und er hatte nicht den geringsten Hinweis auf den Täter!
    »Wir sind uns also so weit einig, dass es
wahrscheinlich ein weiteres Opfer geben wird. Jeder aus dem Kreis ihrer Bekannten
kommt in Betracht. Und wir wissen nicht einmal, wie viele wir damit meinen.«
    »Die engsten Freunde sind wohl am stärksten
gefährdet«, stellte Emile Couvier nüchtern fest.
    »Die Tante scheint nicht in den Fokus geraten
zu sein. Ich hätte doch erwartet, dass der Täter etwas Geheimes zunächst bei ihr
vermutet. Doch so ist es nicht«, überlegte Michael Wiener laut. »Ihr Freund wurde
erschlagen – wenn der Gegenstand vom Täter nicht gefunden wurde, wer wäre dann das
nächste Opfer? Die beste Freundin?«
    Couvier zuckte mit den Schultern. »Wir haben
keine Vorstellung davon, wie er tickt.«
    »Ich bin dem Pärchen gefolgt – und das Mädchen
kannte Claudine aus ihrem Heimatdorf. Müssen wir davon ausgehen, dass sie auch in
Gefahr schwebt?«, fragte Skorubski.
    »Jeder«, erinnerte ihn Nachtigall.
    »Wenigsten weiß er nach dieser Trauerfeier
nicht mehr als vorher. Im Grunde konnte man nicht feststellen, wer näher mit ihr
bekannt oder nur gekommen war, um seinen Protest zu zeigen«, setzte er nach einer
Pause hinzu.
    »Hat Angelika Wiesendorf das Passwort auf
dem Computer inzwischen g’knackt? Vielleicht finde’ wir eine verdächtige Datei«,
meinte Wiener hoffnungsvoll.
    »Gemeldet hat sie sich noch nicht. Wir fragen
morgen nach.«
    »Heide Fischer war die Blonde, die du angesprochen
hast?«, fragte Skorubski.
    »Ja. Sie verschweigt uns etwas – und sie
hatte Angst. Möglicherweise hätte ich noch mehr erfahren, aber sie konnte nicht
bleiben. Sie musste zur Arbeit.«
    »Arbeit? Ich denke, sie hatte den ganzen
Tag frei bekommen.«
    »Dann hat sich entweder die Planung des
Restaurants geändert, oder sie hat gelogen.« Nachtigall zog die Augenbrauen zusammen,
bis sich eine steile Falte bildete. »Aber warum? Was hat sie zu verbergen?«
    »Vielleicht wollte sie nur nicht mit der
Adresse ihres Freundes rausrücken«, Wiener grinste. »Kann doch sein, dass sie das
Gefühl hatte, die Polizei wolle nun alles über sie erfahren.«
    »Mag sein«, räumte Nachtigall ein. »Aber
ich bin sicher, dass sie auch sonst Informationen zurückgehalten hat. Wichtige –
von denen sie selbst auch wusste, dass sie von Bedeutung sind.«
    Und Albrecht Skorubski, der ahnte, dass
sein Freund recht behalten würde, stöhnte leise auf.
    »Immerhin zeigt ihre Reaktion, dass sie
die Warnung verstanden hat. Bei dieser Beate bin ich mir nicht so sicher. Ich fürchte,
sie glaubt tatsächlich an ihre Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken – und das macht
sie unvorsichtig«, meinte er besorgt.
    »Norbert Grundmann, Kirk Damboe? Kristina
Morgental?«
    »Nun, nach dem Mord an Meinert Hagen werden
sie vorsichtiger sein«, mutmaßte Emile Couvier.
    »Ich wüsste zu gerne, was Hagen bewogen
haben könnte, mitten in der Nacht zur ›Lagune‹ zu fahren«, kam Skorubski auf das
letzte Mordopfer zurück.
    »Haben wir schon die Telefonverbindungen
gecheckt? Vielleicht hat ihn ein Anruf dorthin gelockt«, meinte Wiener.
    »Oder eine Mail«, ergänzte der Profiler.
    »Nein, eine Mail war es nicht. Das haben
die Kollegen schon überprüft«, erklärte Nachtigall. »Die Verbindungsnachweise bekommen
wir frühestens morgen. Wenn es einen Anrufer gab, dann musste er schon etwas wirklich
Interessantes zu bieten haben, um den jungen Mann dazu zu bewegen, ihn zu treffen.«
    »Den Mörder von Claudine«, stellte Couvier
fest.
    »Du meinst, jemand zischt ihm ins Ohr, ›wenn
du wissen willst, wer deine Freundin umgebracht hat, dann komme um …‹, und schon
fährt er los? Nein, so dumm war er nicht! Und auch nicht so mutig«, widersprach
Wiener. »Er hätt’ uns ang’rufe’.«
    »Und was ist mit dem geheimnisvollen ›Keine
Polizei‹?«
    »Das funktioniert nur, wenn der Anrufer
ein Druckmittel hat«, auch Skorubski konnte sich nicht vorstellen, dass überhaupt
jemand sich mit einem solchen Anrufer treffen wollte – schließlich konnte es sich
dabei tatsächlich um den wahren Mörder handeln.
    »Vielleicht war Hagen ein Menschenfreund.
Er glaubte, er könne ihm weitere Morde ausreden. Er wollte ihm erklären, dass Claudine
mit niemandem ihre Geheimnisse teilte. Praktisch ein gutes Werk für die Menschheit
tun und einen Mörder wieder auf den rechten Pfad führen.«
    Alle Blicke richteten sich plötzlich auf
Peter Nachtigall, der die Diskussion schweigend verfolgt

Weitere Kostenlose Bücher