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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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geärgert.«
Serafines Stimme überschlug sich, und Nachtigall registrierte, dass ihre Hände begonnen
hatten zu zittern. Bengabo legte ihr beruhigend seine Pranken auf die Schultern.
    »Nun, einer ihrer Kommilitonen aus Deutschland
wird es eher nicht gewesen sein«, fauchte Nachtigall und fragte sich im selben Moment,
ob er das wirklich mit dieser Sicherheit behaupten konnte. Beate Michaelis glaubte
an die Wahrheit ihrer Kugel – vielleicht glaubte sie auch an die Macht der Voodoo-Gottheiten.
»Und inzwischen sterben auch ihre Freunde! Zwei sind schon tot – falls Sie etwas
wissen, sollten Sie es mir lieber gleich erzählen!«, setzte Nachtigall gereizt hinzu,
und Wiener warf ihm einen irritierten Blick zu.
    »Solch ein Zauber ist immens teuer. Wer
auch immer ihn in Auftrag gab, muss sehr reich sein«, lächelte Serafine zurück.
Sie hatte ihre Kontrolle wiedererlangt. Ruhig hielt sie ihre Hände im Schoß, ein
Beben war nicht mehr zu bemerken.
    Das wusste Nachtigall bereits. Einem wohlhabenden
Verdächtigen waren sie allerdings in diesem Fall noch nicht begegnet. Oder sollte
er sich vorstellen, Professor Hagen sei der Drahtzieher hinter all den Morden? Nein,
entschied er, dieser Gedanke war zu weit hergeholt!
    »Ich glaube, Ihre Freundin ist in Ihrer
Heimat jemandem in die Quere geraten. Wer könnte das gewesen sein?«
    »Claudine war eine schöne Frau. Immer gut
gelaunt, fröhlich, unbeschwert. Solche Frauen sind bei den Männern beliebt und werden
von den Frauen gehasst. Aber auch abgewiesene Männer können rachsüchtig sein.«
    »Aber mit der Abreise Claudines wären Eifersucht
und Rache nicht mehr notwendig gewesen«, widersprach Nachtigall.
    »Woher wollen Sie wissen, wie alt der Zauber
schon ist? Vielleicht wurde er schon vor einem Jahr in Auftrag gegeben – manchmal
dauert es mit der Erfüllung ein bisschen länger.« Sie lächelte wieder.
    »Können wir jetzt gehen? Madame wartet sicher
schon auf Bengabo und mich«, fragte sie dann mit sanfter Stimme.
    »Gut – aber ich möchte, dass Sie die Stadt
nicht verlassen. Und falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, rufen Sie mich an.«
Er reichte ihr den Pass und seine Visitenkarte.
    Die junge Frau nickte und verließ an Bengabos
Arm das Büro, um von einem Beamten zum Ausgang geführt zu werden.
    Alle drei sahen dem Paar nach.
    »Miss Marple würde sagen: Sie war’s«, grinste
Nachtigall, der den verzückten Gesichtsausdruck seiner Kollegen amüsiert registriert
hatte.
    »Wie kommst du nur auf so etwas?«, empörte
sich erwatungsgemäß Michael Wiener, und auch Albrecht Skorubski hatte nur ein »Also
wirklich, Peter!« für diesen Kommentar übrig.
    »Habt ihr nicht gesehen, dass sie deutlich
aufgeatmet hat, als sie zur Tür ging? Miss Marple wusste, dass die Schuldigen das
immer zu früh tun. Das reichte ihr als Beweis. Außerdem ist sie schön. Es ist für
die Presse viel interessanter, eine schöne Mörderin zu haben als einen unordentlichen,
verlebten Mann ohne Zähne!«
    »Dann werden wohl unsere Ermittlunge’ bald
durch ein Casting im Umfeld des Opfers abg’löst. Na, prima!«, lachte Michael Wiener,
und Albrecht Skorubski feixte: »CSDSM! Cottbus sucht den schönsten Mörder!«
     
    »Lasst uns die Liste noch einmal durchgehen!«, brachte
Nachtigall die beiden wieder zu den Ermittlungen zurück. »Haben wir wirklich mit
allen Freunden und Kollegen gesprochen? Alle gewarnt, bei denen wir eine Gefährdung
nicht ausschließen können?«
    Es klopfte, und der Hauptkommissar brummte
ein ungnädiges »Herein!«.
    Ein Kollege reichte ihm einen großen braunen
Umschlag. »Das sind die Tatortfotos von heute Morgen.«
    »Danke.«
    Nachtigall schüttelte die Bilder auf den
Tisch, und Michael Wiener sog scharf die Luft ein.
    »Das kann man wohl getrost eine Eskalation
nenne’!«
    »Ja, das sehe ich auch so. Dr. Manz meint,
der Täter sei frustriert und habe wegen der Vergeblichkeit seiner Suche nach was
auch immer dem Opfer den Gesichtsschädel zertrümmert. Wahrscheinliche Tatwaffe ist
ein Schürhaken. Er wurde einige Gärten weiter sichergestellt. Die DNA-Anhaftungen
werden zurzeit untersucht.«
    »Sind das Aufnahmen aus der Wohnung?« Albrecht
Skorubski hielt das Foto mit ausgestrecktem Arm weit von sich, um besser sehen zu
können.
    »Ja. Alles durchwühlt. Selbst die ›Kugel
der Kugeln‹ hat einen heftigen Schlag abbekommen.«
    »Alle Teppiche aufgerollt«, Skorubski grübelte.
»In der Wohnung von Meinert Hagen war das nicht nötig gewesen – er hatte

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