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Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition)

Titel: Wortlos: Peter Nachtigalls fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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Abwechslung hatte, und
er war davon ausgegangen, dass er mit dem Rad schnell wieder zu Hause wäre. Schließlich
war der Weg nicht weit.
    Zehn Minuten.
    Mit dem Rad.
    Zu Fuß würde er nun erheblich länger brauchen.
    Der junge Mann sah sich nervös über die
Schulter, als er den kleinen Hügel überwunden hatte. Brachland dehnte sich neben
der Straße, in einiger Entfernung lag das Gebäude einer Druckerei. Dort war um diese
Zeit natürlich auch niemand mehr, Grundmann fühlte Angst in sich aufsteigen. In
seinen feuchten Händen drehten sich die Griffpolster des Lenkers.
    Nur noch wenige Meter, und er tauche in
völlige Dunkelheit ein, erkannte er, dort war die Straßenbeleuchtung ausgefallen.
    Vielleicht wäre es besser, einen Umweg zu
nehmen?
    Ein Stück zurück zur anderen Querstraße
zu gehen?
    Er schalt sich einen hysterischen Narren.
     
    Als ihn unerwartet der Schlag traf, knickte er ein.
    Ein heftiger Schmerz breitete sich in seinen
Beinen aus.
    Das ist das Ende, dachte er noch.

52
     
    Sabine schenkte ihrem Bruder ein weiteres Mal Mineralwasser
nach.
    »Ich verstehe deine miese Laune gar nicht,
Peter. Klingt doch alles wunderbar. Jule heiratet ihren Traumprinzen und bekommt
ein Baby. Du kriegst endlich deine Herzdame.«
    Nicht zum ersten Mal fiel Nachtigall auf,
wie viel besser als er seine Schwester aussah. Wenn sie glücklich war, leuchtete
sie förmlich von innen heraus. Ihre grünen Augen bekamen dann einen geheimnisvollen
Schimmer, der ihr die Aura einer Heilerin verleihen konnte, aber ihr manchmal, je
nach Stimmung, auch zu etwas Hexenhaftem verhalf.
    »Jule wollte, dass wir alle gemeinsam heiraten,
doch Conny hält nichts davon. Sie meint, es sei keine gute Idee, wenn zwei Paare
und drei Generationen gleichzeitig vor den Standesbeamten treten. Vielleicht will
sie sich aber auch nur drücken«, schloss er trotzig.
    »Quatsch. Drücken will sie sich bestimmt
nicht. Aber kannst du ihr Zögern denn nicht verstehen, Bruderherz?«
    »Nein«, antwortete Nachtigall ehrlich, »kann
ich nicht.«
    »Nun stell dir mal vor, Jule und Emile mögen
sich eines Tages nicht mehr. Dann wäre euer Hochzeitstag doch mitbelastet. Umgekehrt
natürlich auch. Außerdem heiraten Vater und Tochter plus Enkel. Zwischen dreien
besteht ein besonderes Verhältnis – und die beiden, die an jenem Tag auch heiraten,
werden plötzlich zu Randfiguren. Ich verstehe Connys Entscheidung sehr gut.«
    Der große Bruder murrte unzufrieden.
    »Wo ist sie denn eigentlich heute?«, fragte
Sabine.
    »Notdienst.«
    »Ach so. Hm. Habt ihr denn schon einen Termin
festgelegt?«
    »Jule heiratet in sechs Wochen. Die Einladungen
gehen noch diese Woche raus. Conny ist der Meinung, wir sollten dem jungen Paar
einige Wochen Vorlauf lassen und dann sehen. Sehen! Pah! Ich glaube doch, dass sie
ihr Jawort schon bereut«, setzte er heftig hinzu.
    »Nein, nein. Bestimmt nicht. Vielleicht
hat sie nur Angst vor einer Bindung mit Urkunde und allem Drumherum«, Sabine rückte
näher an ihren Bruder heran und kuschelte sich an seine breite Schulter. »Pass mal
auf – ich habe da eine Idee für unentschlossene Heiratswillige mit Ungeduldsfaktor«,
flüsterte sie ihm ins Ohr und erläuterte dann ihren Plan.
    Mehr und mehr hellte sich Nachtigalls Miene
auf.
    Sein Handy drängte sich in den geschwisterlichen
Gedankenaustausch und beendete die wohlige Atmosphäre abrupt, die sich in Sabines
Wohnzimmer ausgebreitet hatte.
    »Nachtigall!«, bellte er in das kleine Gerät.
    »Norbert Grundmann ist überfallen worden!«

53
     
    Der junge Mann sah in dem großen Krankenhausbett verloren
aus.
    »Oh, Sie? Aber ich bin doch gar nicht tot,
oder?«, begrüßte Norbert Grundmann launig seine beiden Besucher.
    »Ja, zum Glück. Sie müssen wohl einen sehr
aufmerksamen Schutzengel haben«, antwortete Nachtigall ernst.
    »Äh – nein. Es war wohl kein Engel, der
mich gerettet hat, es war mein Fahrrad«, feixte das Opfer und grinste schief.
    »Sie haben unsere Warnungen in den Wind
geschlagen«, entrüstete sich Skorubski und sah Grundmann vorwurfsvoll an. »Um ein
Haar wären Sie ermordet worden.«
    »Konnten Sie den Täter erkennen? Haben Sie
irgendetwas bemerkt? Ein besonderes Geräusch, einen seltsamen Geruch?«
    Grundmann schloss die Augen und überlegte
angestrengt.
    Dann schüttelte er den Kopf und sah Nachtigall
bedauernd an.
    »Nein. Er kam unerwartet von hinten. Ich
spürte einen heftigen Schlag gegen meine Beine und knickte ein. Aber bevor ich ganz
zu Boden ging,

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