Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
Garrett sich umdrehte, erblickte er Weston Banes. Sein bester Freund, der auch gleichzeitig sein Geschäftsführer war, lächelte ironisch.
„Wer sagt denn, dass es eine Vorstellung gewesen ist?“, fragte Garrett betont unschuldig.
Wes warf ihm einen wissenden Blick zu. Vor zehn Jahren hatte Garrett sein erstes Stück Land erworben, und seitdem arbeiteten sie zusammen. Weston wusste besser als jeder andere, dass Garrett nie zu dem Empfang gegangen wäre, hätte er nicht irgendetwas im Schilde geführt.
„Ich bin an meine Grenzen gestoßen“, erklärte Garrett.
Wes runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht.“
„Ich besitze jeden Flecken Land, der nicht im Besitz der königlichen Familie ist. Deshalb bleibt mir nur noch eins.“
„Und das wäre?“
„Mir jetzt den königlichen Grund und Boden anzueignen.“
„Und das kannst du nur, indem du in die Familie einheiratest“, ergänzte Wes.
„Genau.“ Garrett hatte zwei Möglichkeiten gesehen: entweder Prinzessin Anne, die hinter ihrem Rücken Xanthippe genannt wurde, oder ihre süße, unschuldige und gutgläubige Zwillingsschwester Prinzessin Louisa. Ihm war die Wahl nicht schwergefallen. Obwohl er sich fragte, ob sie tatsächlich so süß und unschuldig war, wie man ihr nachsagte. Ihr Blick und ihre Reaktion auf seine Berührungen ließen Garrett fast daran zweifeln.
Wes schüttelte den Kopf. „Das ist ziemlich rücksichtslos von dir, sogar für deine Verhältnisse. Alles fürs Geschäft, oder wie sehe ich das?“
Es ging dabei gar nicht um Geld, denn Garrett hatte mittlerweile mehr davon, als er jemals würde ausgeben können. Es ging vielmehr um Macht und Einfluss. Bevor er die Prinzessin heiraten konnte, würde man ihm zunächst einmal einen Titel verleihen – vermutlich würde man ihn zum Duke ernennen. Und dann gehörte er zum Königshaus. Der Sohn eines Farmers und einer Näherin würde auf diese Weise einer der einflussreichsten Männer des Landes werden. Wer hätte das gedacht? Wenn er seine Karten richtig ausspielte, könnte er eines Tages die gesamte Insel kontrollieren.
„Über die Einzelheiten können wir später sprechen“, schlug Garrett vor. „Ich würde gern deine Meinung hören. Möglicherweise wirst du auch in diese Angelegenheit verwickelt.“
„Und das kommt von dem Mann, der geschworen hat, niemals zu heiraten oder Kinder zu haben“, meinte Wes.
Garrett zuckte die Schultern. „Manchmal muss man eben Opfer bringen.“
„Und wie ist es gelaufen?“
„Ziemlich gut.“
„Und warum bist du dann hier, und sie ist da drüben?“
„Weil ich bereits habe, was ich wollte“, entgegnete Garrett und lächelte selbstbewusst.
„Ich trau mich ja fast nicht zu fragen, was das sein könnte.“
Garrett lachte leise. „Bloß keine schmutzigen Gedanken, bitte. Ich spreche von einer Einladung zum Dinner im Schloss.“
„Wirklich?“, fragte Wes verblüfft.
„Nächsten Freitagabend um halb sieben.“
„Verdammt.“ Ungläubig schüttelte Wes den Kopf. „Du bist gut.“
Garrett zuckte abermals die Schultern. „Es ist eine Gabe. Frauen können meinem Charme einfach nicht widerstehen. Frag mal deine Frau.“
Wes sah sich nach Tia um, die mit einem Pulk anderer Frauen in der Nähe der Bar stand. „Vermutlich sollte ich mal zu ihr gehen. Leistest du uns Gesellschaft?“
Garrett warf der Prinzessin, die in das Gespräch mit verschiedenen Staatsoberhäuptern vertieft war, einen letzten Blick zu. Schließlich nickte er und folgte Wes zur Bar. Er hatte schon alles vorgeplant: Was er sagen und was er nicht sagen würde, wenn sie sich zum ersten Mal küssten. Das Geheimnis bestand darin, dass man es bei Frauen wie diesen überaus langsam angehen lassen musste. Er bezweifelte nicht, dass Louisa ihm in kürzester Zeit – vermutlich schon nächsten Freitag – sprichwörtlich aus der Hand fressen würde.
Louisa hatte recht gehabt.
Die Woche verging quälend langsam. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis der Freitag kam. Als es endlich so weit war, schien sich der Tag wiederum ebenfalls unverhältnismäßig in die Länge zu ziehen. Als Louisa schließlich fest davon überzeugt war, keine Sekunde länger warten zu können, parkte ein schwarzer Sportwagen vor dem Schloss, und Garrett stieg aus.
Sie beobachtete ihn von der Bibliothek aus und wunderte sich darüber, dass jemand, der so reich war wie Garrett, keinen Chauffeur hatte. Vielleicht würde er Louisa ja eines Tages zu einem Ausflug in dem Wagen mitnehmen.
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