Wovon eine Prinzessin träumt (German Edition)
Selbstverständlich würden ihre Bodyguards ihnen dicht folgen, da es keinem Mitglied der königlichen Familie gestattet war, das Schloss ohne Begleitschutz zu verlassen. Das galt besonders seit letztem Spätsommer, als die Drohungen begonnen hatten.
Louisa sah, wie Garrett zur Tür ging. In dem dunkelgrauen Nadelstreifenanzug wirkte er besonders attraktiv und stattlich. Und groß.
Ihr Bruder Chris hatte nicht besonders erfreut reagiert, als Louisa ihm an diesem Morgen mitgeteilt hatte, dass sie Garrett zum Dinner eingeladen hatte. Sie hatte es bewusst in letzter Sekunde erzählt. Denn Louisa wusste, dass ihre ganze Familie sie ansonsten schon die ganze Woche über genervt hätte. Und natürlich hatte Chris Garretts Motive infrage gestellt. Als ob der Mann sich lediglich für Louisas Geld und Beziehungen interessieren würde! Aaron hatte wiederum seine Bedenken wegen des Altersunterschieds von zehn Jahren deutlich gemacht. Anne, die seit dem Ball besonders unleidlich gewesen war, hatte Louisa gewarnt und gesagt, ein Mann wie Garrett Sutherland sei nur an einem interessiert. Louisa hätte gern gewusst, woher Anne das zu wissen glaubte. Schließlich kannte sie Garrett noch nicht einmal.
Ansonsten hatte Louisa sich inständig gewünscht, die anderen würden sich ausnahmsweise mal um die eigenen Probleme kümmern und sie in Ruhe lassen.
Als Chris eine illegitime Prinzessin geheiratet hatte, hatten es alle gelassen hingenommen. Auch als Aaron angekündigt hatte, eine amerikanische Wissenschaftlerin heiraten zu wollen, hatte kaum jemand Einwände vorgebracht. Warum hatten also alle ein Problem damit, dass Louisa sich mit einem reichen und erfolgreichen Geschäftsmann verabredete?
Aus Neugierde hatte sie in der vergangenen Woche Recherchen über ihn angestellt. Zwar hatte sie nicht viel über ihn herausgefunden, aber zumindest waren auch keine negativen Informationen dabei gewesen. Chris hatte sich bestimmt schon mit dem Sicherheitschef Randall Jenkins in Verbindung gesetzt. Der würde alles herausbekommen, was es über Garrett zu erfahren gab. Louisa machte sich allerdings keine Sorgen – sie wusste instinktiv, dass Garrett ein guter Mensch war. Ihre Menschenkenntnis hatte sie noch nie im Stich gelassen.
Als es läutete, hastete Louisa zum Sofa, während Geoffrey Garrett hineinließ. Sie setzte sich auf die Ecke des Polstersofas und strich die Falten aus ihrem roséfarbenen Sommerkleid. Louisa schlug das Herz bis zum Hals. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Tür zur Bibliothek geöffnet wurde und Garrett selbstbewusst in den Raum schlenderte. Louisa stand auf, um ihn zu begrüßen.
Er unterschied sich von den affektierten jungen Männern königlichen Geschlechts, die sie früher kennengelernt hatte und die sich etwas auf ihre Adelstitel einbildeten. Louisa und ihre Geschwister waren zwar auch privilegiert aufgewachsen, aber sie hatten gelernt, nichts für selbstverständlich zu halten. Das Leben war ein kostbares Gut – das wussten sie spätestens seit der Krankheit ihres Vaters –, und die Familie ging über alles.
Vielleicht war der Wunsch Vater des Gedankens, dennoch hatte Louisa das Gefühl, dass Garrett in dieser Beziehung ähnlich dachte.
Als er sie sah, schenkte er ihr ein umwerfendes Lächeln, bevor er den Kopf senkte. „Eure Hoheit, es ist eine Freude, Euch wiederzusehen.“
„Ich bin froh, dass Sie die Zeit gefunden haben“, erwiderte sie, obwohl sie sich keine Sekunde lang gefragt hatte, ob er der Einladung folgen würde. Denn was auf der Tanzfläche zwischen ihnen geschehen war, war einfach magisch gewesen. Louisa war fest davon überzeugt, dass sie und Garrett füreinander bestimmt waren.
„Darf ich Ihnen einen Drink anbieten, Sir?“, fragte Geoffrey.
„Einen Scotch, bitte“, entgegnete Garrett, und Louisa lächelte angesichts seines höflichen Benehmens. Sie verachtete Menschen, die Angestellte respektlos behandelten – besonders wenn es sich um Geoffrey handelte, der schon vor Louisas Geburt für die Familie gearbeitet hatte und mit fast spielerischer Leichtigkeit dafür sorgte, dass der königliche Haushalt so präzise funktionierte wie ein Uhrwerk.
„Weißwein für Sie, Eure Hoheit?“, fragte Geoffrey.
„Das wäre großartig, danke“, erwiderte Louisa. „Bitte, machen Sie es sich doch bequem“, forderte sie dann ihren Gast auf und deutete auf das Sofa.
Bemerkenswert entspannt nahm er auf der Couch Platz. Er wirkte fast, als würde er jeden Abend in königlicher
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