WoW 01 - Aufstieg der Horde
guter Kundschafter. Er hatte sie der ersten Gruppe zugeteilt. Sobald Velen auftauchte, würde sie mit Hilfe eines von Drek'Thars Sprüchen ihren Gefährten benachrichtigen.
Drek'Thar selbst stand neben Durotan. Als mächtigster Schamane seines Clans musste er den Häuptling beschützen. Die beiden befanden sich auf einem Felsen, der direkt über dem Eingang zum heiligen Berg aufragte. Dutzende Krieger warteten, bewaffnet mit Äxten, Pfeilen und Speeren. Andere hatten Tage damit zugebracht, große Felsen in Position zu bringen. Auf den Befehl von Durotan hin würde eine einfache Bewegung den Tod in Form von großen Steinen, die nach unten krachten, über die Draenei bringen.
Die Bedrohung des Todes lag überall auf diesem schönen Berg an diesem schönen sonnigen Tag.
Eine Brise wehte durch Durotans schwarzes Haar, und ein Vogel sang laut.
Drek'Thar schaute ihn besorgt an. »Mein Häuptling, du tust, was dir aufgetragen wurde«, sagte er ernst. »Diese Wesen sind unsere Feinde.«
Durotan nickte und wünschte, dass so leicht glauben zu können wie offensichtlich jeder andere Orc.
Die Brise strich wieder über seine Wange, doch diesmal eindringlicher, und dieses Mal hörte er Worte im Wind. Es war Drakas Botschaft, überbracht durch Drek'Thars Bund mit den Elementen.
Sie kommen. Es sind fünf. Keiner trägt eine Waffe. Sie bewegen sich sorglos.
Der Wind wehte ihre Worte davon, und er wusste, dass er sie an die Ohren der anderen Orcs trug. Wenn es an der Zeit war, würde Drek'Thar den Wind nutzen, um Befehle an Durotans Truppen zu senden. Durotan straffte sich, und sein Herz schlug heftiger. Seine Hand umfasste den Stiel seiner Kampfaxt.
»Da sind sie«, sagte Drek'Thar grimmig. Durotan folgte seinem Blick.
Drakas Bericht war präzise gewesen bis hin zu ihrer Erkenntnis, in welcher Stimmung sich die Draenei befanden. Die fünf Draenei trugen nicht ihre merkwürdigen silbernen und blauen Rüstungen, an die sich Durotan von seinem einzigen Treffen noch erinnerte. Stattdessen hatten sie ähnliche Kleidung an wie damals bei dem Essen mit dem Propheten; Gewänder in schönen Farben, die den Wind einfingen und sanft wehten. Ganz vorn ging Velen, der Prophet persönlich. Er war unverwechselbar; seine einfache braune Robe stand im Kontrast zu den Gewändern seiner Begleiter, und natürlich war da auch noch seine seltsame weiße Haut. Durotan grinste boshaft angesichts der wenig bedrohlichen Situation. Die Draenei waren so leuchtend gekleidet, dass nur ein blinder Orc sie aus großer Distanz hätte verfehlen können.
Das Lächeln verschwand allerdings, als er darüber nachdachte, warum sie diese Gewänder trugen. Sie wollten sofort gesehen werden. Sie wollten, dass die Orcs erkannten, dass sie keine Waffen trugen und auf einer Pilgerreise waren.
Oder war das nur eine ausgeklügelte List? Schamanen brauchten keine Speere, um zu töten, und die Draenei genauso wenig. Durotan erinnerte sich an die magischen Netze, welche sich durch die Haut brannten. Netze aus einer fremden Energie, die aus dem Nichts entstanden.
Nein, selbst unbewaffnet waren die Draenei alles andere als harmlos.
Er hatte seine Krieger gut instruiert und wusste, dass sie gehorchen würden. Sie würden ohne seinen Befehl nicht mal einen Warnschuss abgeben. Aber sie wussten, wie die Draenei kämpften, und waren darauf vorbereitet. Durotan konnte die Spannung, die von diesen Kriegern ausging, förmlich riechen. Er fragte sich, ob die Draenei das auch konnten.
Durotan beobachtete, wie die letzte Gruppe den Draenei den Rückweg versperrte. Sie waren weit genug entfernt, sodass Durotan hoffen konnte, dass die Draenei sie nicht bemerkten. Falls sie es doch taten, ließen sie es zumindest nicht erkennen, sondern setzten den Weg in demselben gleichmäßigen und unbekümmerten Tempo fort.
Durotan und Drek'Thar verstecken sich nicht. Nach ein paar langen Minuten hob Velen den Kopf und schaute Durotan direkt an. Durotan hielt dem Blick stand, wartete aber ab. Die Draenei erreichten den Fuß des Berges. Doch bevor sie weitergehen konnten, verließen Dutzende Orcs ihr Versteck, um sie zu umzingeln.
Velen zeigte sich nicht im Geringsten überrascht. Er schaute sich um, lächelte ein wenig und kam dann auf Durotan zu. Langsam stieg Durotan hinab, bis er dem Propheten der Draenei Auge in Auge gegenüberstand, allerdings noch in einiger Entfernung.
»Es ist lange her, seit wir uns sahen, Velen«, sagte Durotan mit ruhiger Stimme. Er benutzte bewusst nicht den Titel
Weitere Kostenlose Bücher