WoW 01 - Aufstieg der Horde
das Wort und war erleichtert darüber, dass seine Stimme sicher und gefestigt klang: »Abgemacht, das ist ein guter Plan. Holt mir Feder und Pergament, ich werde Durotan über seine Aufgabe in Kenntnis setzen.«
Zehn
Als Drek'Thar mir erzählte, wie sich mein Vater in dieser Situation verhalten hatte, war ich so stolz wie noch nie. Ich weiß sehr gut, wie schwer es ist, die richtigen Entscheidungen zu fallen. Als er seine Entscheidung traf, hatte er viel zu verlieren und nichts zu gewinnen.
Nein, das ist nicht richtig.
Er bewahrte seine Ehre. Nichts ist es wert, sie zu opfern.
Der Brief duldete keinen Aufschub. Durotan überflog ihn und reichte ihn mit einem tiefen Seufzen seiner Gefährtin. Draka las ihn schnell, ihre Blicke spießten die Worte förmlich auf. Ein leises Knurren kam tief aus ihrer Kehle.
»Ner'zhul ist ein Feigling, wenn er das auf dich abwälzen will«, sagte sie leise, damit es der Kurier, der draußen wartete, nicht hörte.
»Ich habe geschworen zu gehorchen«, sagte Durotan mit genauso leiser Stimme. »Ner'zhul spricht für die Ahnen.«
Draka neigte den Kopf gedankenvoll zur Seite. Ein Sonnenstrahl, der durch ein Loch in der Naht des Zeltes drang, erfasste ihr Gesicht und zeichnete ihr starkes Gebiss und die hohen Wangenknochen scharf nach. Durotans Atem stockte, als er seine geliebte Frau ansah. Bei all dem Chaos, wenn nicht Wahnsinn, schien er durch sie zu sich selbst zu finden und zu seinen Leuten, und dafür empfand er ihr gegenüber Dankbarkeit. Sanft berührte er ihr braunes Gesicht mit seinen scharfen Klauen, und sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln.
»Mein Gefährte, ich weiß nicht, ob man Ner'zhul trauen kann«, sagte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Er nickte. »Aber wir beide trauen Drek'Thar, und er bestätigte Ner'zhuls Worte. Die Draenei haben sich gegen uns verschworen. Ner'zhul sagt sogar, dass sie darauf bestehen, den Oshu'gun zu betreten.«
Wieder betrachtete der Häuptling des Frostwolf-Clans den Brief. »Ich bin froh, dass Ner'zhul mich nicht gebeten hat, Velen zu töten. Vielleicht können wir ihn, wenn wir ihn erst in unserer Gewalt haben, davon überzeugen, seine Pläne zu ändern. Er wird uns sagen können, warum sie unsere Vernichtung planen. Vielleicht können wir einen Frieden aushandeln.«
Der Gedanke wuchs und beschäftigte ihn. So herrlich sein Leben mit Draka war, so stolz er auf seinen Clan war, wie viel glücklicher wäre er gewesen, wenn er einfach das hätte tun können, was sein Vater getan hatte: die Tiere des Waldes jagen, im Mondlicht tanzen, beim Kosh'harg-Fest den alten Sagen zuhören und sich an der Liebe der Ahnen wärmen. Er hätte es Draka niemals gesagt, aber er war im Stillen froh, dass sie noch kein Kind hatten. Diese Zeit war nicht leicht für Kinder. Die Kindheit wurde ihnen gestohlen, Erwachsenenaufgaben hatte man auf ihre Schultern geladen, die noch nicht breit genug waren, sie auch zu tragen. Wenn Draka ein Kind bekommen hätte, Durotan hätte nicht gezögert, seinen Sohn oder seine Tochter genauso wie die anderen Kinder im Kampf zu trainieren. Er verlangte von anderen Eltern nichts, das er nicht selbst auch zu geben bereit wäre. Aber er war froh, dass er diese Entscheidung nicht fällen musste.
Draka betrachtete ihn mit gerunzelten Augenbrauen. Es war, als könnte sie seine Gedanken lesen.
»Du bist Velen schon begegnet«, sagte sie. »Ich habe dich beobachtet. Du hast versucht, deine Erinnerungen an die Begegnung mit Velen in Einklang zu bringen mit der Nachricht, dass die Draenei unsere Vernichtung planen. Es ist dir nicht leicht gefallen.«
»Und das tut es immer noch nicht«, antwortete er. »Vielleicht ist es ja gut, dass mir diese Aufgabe zugeteilt wurde. Velen wird sich an mich erinnern, da bin ich mir sicher. Er wird mit mir reden, wie er es mit Ner'zhul vielleicht nicht tun würde. Ich wünschte, ich hätte den Brief gesehen, den er geschickt hat.«
Draka seufzte und stand auf. »Ich glaube, das wäre sehr aufschlussreich gewesen«, sagte sie.
Durotan tat es ihr gleich. »Ich werde dem Kurier sagen, dass sein Herr in Ruhe schlafen kann. Ich werde mich nicht vor meiner Pflicht drücken.«
Er spürte ihren besorgten Blick, der sich an seinen Rücken heftete, als er ging.
Velen hielt den violetten Kristall ganz nah an seinem Herzen. Der rote und der gelbe lagen neben ihm, während er meditierte. Der violette warf seinen Schimmer auf seine alabasterfarbene Haut. Die vier
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