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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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mir gekommen. Ich habe dich gehört. Du, Grekshar, hast mich unterwiesen. Ihr wart es, die wollten, dass ich Kil'jaeden diene.«
    Sie antworteten nicht, sie brauchten es nicht. Als die Worte über seine Lippen kamen, verstand er, wie grundlegend er in die Irre geführt worden war.
    Die Ahnen waren ihm nie erschienen. Es war alles eine List von Kil'jaeden gewesen, wer immer oder
was
immer er auch war. Sie hatten recht, Ner'zhul zu misstrauen. Einem Schamanen, der sich so leicht hinters Licht führen ließ, konnte man kein Vertrauen schenken. Es war ein einziges Netz aus Lügen, Täuschung und Manipulation, in dem sich Ner'zhul wie ein Insekt verfangen hatte.
    Fast hundert Draenei waren tot. Es gab kein Zurück mehr, und die Ahnen würden ihnen nicht mehr helfen. Er konnte den Visionen nicht mehr trauen, denn sehr wahrscheinlich war alles, was er in ihnen sah, Lüge. Das Schlimmste dabei war, dass er sein Volk demjenigen ausgeliefert hatte, der trotz seines schönen Äußeren und seiner süßen Worte nicht ihr Freund war.
    Als er in die Geisteraugen seiner Geliebten starrte, wandte sie sich von ihm ab. Jedes Einzelne der unzähligen Gesichter, die sich im Wasser spiegelten, tat dies.
    Ner'zhul schwindelte angesichts der Erkenntnis, was er angerichtet hatte. Es gab nichts, was er noch tun konnte. Nichts außer auf dem Weg weiterzugehen, den Kil'jaeden für ihn angelegt hatte. Und er konnte zu den Ahnen beten, auch wenn sie ihm nicht länger zuhörten, dass die Dinge irgendwie doch noch in Ordnung kamen. Er vergrub das Gesicht in den Händen und weinte.
     
     
    Im Dunkeln hinter einer Biegung des Tunnels hörte Gul'dan, wie sein Herr schluchzte, und er lächelte.
    Kil'jaeden würde dankbar für diese Nachricht sein.
     
     

Zwölf
     
    Wir sind alle schwach auf die eine oder andere Weise. Dabei spielt die Rasse keine Rolle. Manchmal ist die Schwäche eine versteckte Stärke. Manchmal ist sie unser Untergang. Manchmal ist sie beides. Der Weise kennt seine Schwächen und versucht, daraus zu lernen. Der Narr lässt sich davon leiten und zerstören. Und manchmal ist der Weise ein Narr.
     
     
    Als er den Weg zurück auf Skychasers Rücken ritt, wünschte sich Ner'zhul, die Nacht würde ihn verschlingen. Wie konnte er zu seinem Volk zurückkehren, da er doch nun wusste, was er getan hatte? Wie konnte er andererseits weglaufen und, vor allem, wohin konnte er fliehen? Wo würde Kil'jaeden ihn nicht finden? Er hoffte inständig, den Mut aufbringen zu können, sich das Opfermesser, das er immer bei sich trug, tief ins Herz zu rammen. Aber er wusste, dass er das nicht konnte. Selbstmord war unehrenhaft. Es war die Antwort eines Feiglings. Man würde ihm nicht erlauben, als Geist zu den Ahnen zu gehen, wenn er diesen verführerischen Weg einschlug.
    Er konnte Ahnungslosigkeit vortäuschen und vielleicht sogar Kil'jaeden hintergehen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass das vordergründig so schöne Wesen über die Fähigkeit verfügte, Gedanken zu lesen. Die Erkenntnis beruhigte Ner'zhul ein wenig. Ja, er konnte den Schaden, den dieser Eindringling angerichtet hatte, ein wenig begrenzen. So konnte er seinem Volk weiterhin dienen.
    Ner'zhul stolperte schließlich in sein Zelt. Bald würde die Sonne aufgehen, doch er wollte einfach auf seine Felle sinken und schlafen, um das alles zumindest für kurze Zeit zu vergessen.
    Stattdessen blendete ihn ein grelles Licht, und er fiel auf die Knie.
    »Du wolltest mich also verraten!«, sagte das schöne Wesen.
    Ner'zhul riss die Hände hoch, um die Augen vor dem gleißenden Schein zu schützen. Sein Magen rebellierte, und er fürchtete, sich übergeben zu müssen. Das Licht wurde etwas schwächer, und Ner'zhul senkte die Hände. Neben Kil'jaeden stand Ner'zhuls Schüler und grinste düster.
    »Gul'dan«, flüsterte Ner'zhul schwach. »Was hast du getan?«
    »Ich habe Kil'jaeden vor einem Verräter gewarnt«, sagte Gul'dan ruhig. Das grausame Lächeln blieb auf seinem Gesicht. »Und er wird entscheiden, was er mit dem Abschaum macht, der sich gegen ihn stellt.«
    Es lag immer noch Schnee auf Gul'dans Schultern. Benommen begriff Ner'zhul, was geschehen war. Sein machthungriger Schüler war ihm gefolgt. Wie hatte Ner'zhul seine Gier nur so lange übersehen können? Er hatte die Worte der Ahnen gehört. Und er stand immer noch zu Kil'jaeden, auch nachdem er alles gehört hatte. Für einen Moment verschwand Ner'zhuls Angst, und er fühlte, wie ihn eine Welle des Mitleids durchströmte. Wie konnte

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