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WoW 01 - Aufstieg der Horde

WoW 01 - Aufstieg der Horde

Titel: WoW 01 - Aufstieg der Horde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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Vielleicht hätte auch ich wie ein braver Hund gehorcht. Vielleicht war aber auch die Furcht zu groß oder der Respekt vor unseren Anführern zu tief verwurzelt.
    Vielleicht.
    Aber vielleicht hätte ich so wie mein Vater und ein paar andere die Fehler erkannt. Ich möchte das gern glauben.
     
     
    Schwarzfaust schaute finster unter seinen buschigen Augenbrauen hervor. Er wirkte oft deshalb so grimmig, weil er es meistens auch war.
    Gul'dan hatte ihn vor zwei Wochen in aller Heimlichkeit um dieses Treffen gebeten, und der Häuptling des Schwarzfels-Clans hatte zugestimmt. Schwarzfaust war Gul'dan immer schon lieber gewesen als Ner'zhul, obwohl er sich nicht erklären konnte, warum. Als Gul'dan nun mit ihm zusammensaß, bei einem verschwenderischen Mahl, und mit ihm die gegenwärtige Lage erörterte, war Schwarzfaust froh, dass er gekommen war, und wusste, warum er Gul'dan lieber mochte: Der ehemalige Schüler und jetzige Meister war wie er selbst. Er pfiff auf Ideale, für ihn zählten Macht und gutes Essen. Nur diese Dinge waren diesen beiden Orcs wichtig.
    Schwarzfaust war der Häuptling der Schwarzfels-Orcs. Er konnte nicht höher aufsteigen. Zumindest hatte er das bisher gedacht. Als die Clans noch nicht vereint gewesen waren, war der größte Ruhm, den man erlangen konnte, den eigenen Clan zu führen. Aber inzwischen waren sie alle vereint. Schwarzfaust sah die Gier in Gul'dans kleinen Augen, und er konnte den Hunger beinahe riechen, der von dem anderen Orc ausging, ein Hunger, den auch er verspürte.
    »Ner'zhul war ein ehrenwerter Anführer«, sagte Gul'dan, während er auf einer getrockneten Frucht kaute. Dabei popelte er mit einer Kralle ein Stück zwischen seinen Zähnen hervor, das sich dort festgesetzt hatte. »Aber... es wurde entschieden, dass von nun an ich die Orcs führe. Und ein weiser Anführer umgibt sich mit denen, denen er vertraut. Die stark sind und folgsam. Die ihre Verpflichtungen erfüllen. Und die für ihre Treue geehrt und reich belohnt werden.«
    Schwarzfaust hatte bei dem Begriff »folgsam« leise geknurrt. Aber als er die Worte »geehrt« und »reich belohnt« hörte, war er sofort wieder besänftigt. Er schaute zu den acht Schamanen, die er auf Gul'dans Geheiß mitgebracht hatte. Sie saßen an einem zweiten Feuer, etwas entfernt, und wurden von Gul'dans Dienern versorgt. Sie befanden sich außer Hörweite und wirkten unglücklich.
    Schwarzfaust sagte: »Du wolltest, dass ich die Schamanen mitbringe. Ich nehme an, du weißt, was passiert ist.«
    Gul'dan seufzte und griff nach einem Talbuk-Bein. Er biss tief hinein, dass ihm der Saft übers Gesicht lief. Er wischte ihn weg, kaute, schluckte und antwortete: »Ja, ich habe davon gehört. Die Elemente gehorchen ihnen nicht länger.«
    Schwarzfaust beobachtete ihn genau. »Einige sagen, es wäre eine Strafe, weil wir Falsches tun.«
    »Glaubst du das?«
    Schwarzfaust zuckte mit den massigen Schultern. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Das ist alles völlig neu. Die Ahnen sagen das eine, aber die Elemente kommen nicht.« Auch sein Vertrauen in die Ahnen schwand bereits. Aber er hielt seine Zunge im Zaum. Schwarzfaust wusste, dass viele ihn für einen Narren hielten. Er liebte es, andere glauben zu lassen, er wäre nur ein Kraftprotz, nicht mehr. Dadurch verschaffte er sich klare Vorteile.
    Offenbar wollte Gul'dan ihn prüfen, und Schwarzfaust fragte sich, ob der neue geistige Führer der Orcs gespürt hatte, dass in ihm, dem Häuptling der Schwarzfels-Orcs, mehr steckte, als es den Anschein hatte.
    »Wir sind eine stolze Rasse«, sagte Gul'dan. »Es fällt uns manchmal schwer zuzugeben, dass wir nicht alles wissen. Kil'jaeden und die Wesen, die er führt, hüten Geheimnisse, die ihnen große Macht verleihen. Macht, die sie gewillt sind, mit
uns
zu teilen!«
    Gul'dans Augen leuchteten vor Erregung, und Schwarzfausts Herz begann zu rasen.
    Gul'dan beugte sich vor und flüsterte: »Im Vergleich zu ihnen sind wir so dumm wie Kinder, auch du oder ich. Aber sie sind bereit, uns zu lehren. Mit einigen von uns ihre Kräfte zu teilen. Kräfte, mit denen wir nicht mehr abhängig sind von den Launen der Geister von Luft, Erde, Feuer und Wasser.« Gul'dan machte eine geringschätzige Geste. »Kräfte wie diese sind schwach. Sie sind nicht verlässlich. Sie können einen mitten in der Schlacht verlassen und hilflos zurücklassen.«
    Schwarzfausts Gesicht verhärtete sich. Genau das hatte er erlebt, und es hatte seine Krieger all ihre Kraft

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