WoW 01 - Aufstieg der Horde
und töteten jeden, den sie fanden. Ohne Zweifel hatten sich einige Draenei versteckt, überlegte Durotan und betete, dass sie nicht gefunden wurden. Doch er glaubte nicht, dass seine Gebete erhört wurden. Nachdem die erste Runde des Gemetzels beendet war, begann das Plündern und die Suche nach denen, die dem ersten Angriff entkommen waren. Er wusste es. So war es geplant.
Sie hatten das größte Gebäude erreicht, das auf dem höchsten Berg stand. Durotan erkannte es augenblicklich. Es war der Sitz des Magistrats, wo er und Orgrim mit dem Propheten gegessen hatten. Ihm kam der bittere Gedanke, dass Velen nicht viel als Prophet taugte, wenn er diesen schwarzen Tag nicht vorhergesehen hatte. Nightstalker lief die Treppen hinauf. Durotan konnte nicht widerstehen; er musste sich umdrehen und schaute über die Schulter zurück auf die Stadt, so wie er es beim ersten Mal getan hatte, als er diese Stufen auf seinen eigenen Füßen erklommen hatte.
Damals hatte die Stadt der Draenei wie auf einer Wiese verstreute Juwelen gewirkt. Nun sah sie nach dem aus, was sie auch war – eine zerstörte, eroberte Stadt, gefüllt mit Blut und ihren toten Bürgern. Das Ende aller Hoffnung auf Frieden, Waffenruhe und Verhandlungen. Durotan schloss kurz die Augen vor Qual.
»
Ich will nicht angeben, aber ich bin stolz auf mein Volk und unsere Stadt«,
hatte Restalaan zu Durotan gesagt, Restalaan, der steif und tot auf der weißen Straße mit zahllosen anderen Draenei lag.
»Wir haben hier hart gearbeitet. Wir lieben Draenor. Nun, ich habe nie geglaubt, dass ich diesen erhabenen Anblick einmal mit einem Orc teilen kann. Die Wege des Schicksals sind oft merkwürdig.«
Die Räume, in denen sich zwei junge Orcs ziemlich eingepfercht vorgekommen waren, wirkten nun, überfüllt mit erwachsenen Orcs, klaustrophobisch. In den meisten Zimmern waren keine Draenei mehr anzutreffen gewesen. Offenbar waren die meisten geflohen, außer denen, die geschworen hatten, für ihre Stadt zu sterben. Die schönen Möbel wurden als Waffen eingesetzt, als sie auf Draenei-Schädel geschmettert wurden. Als das Mobiliar in Trümmer ging, verstärkte dies noch die Erregung der Orcs. Sie schlugen Löcher zum reinen Vergnügen in die leicht gebogenen Wände, Betten wurden mit Schwertern zerhackt, Schüsseln mit Früchten und kunstvolle Figürchen wurden zu Boden geworfen und dort von Äxten und Hämmern zerschmettert.
Durotan hatte genug. »Aufhören!«, schrie er, aber niemand hörte ihn. Die Kreaturen, die von den Hexenmeistern befehligt wurden, schien dieses Verhalten zu befriedigen. Aber die Zerstörungswut der Orcs war völlig sinnlos, da alle Bewohner Telmors entweder tot oder geflohen waren.
»Aufhören!«, schrie Durotan wieder. Diesmal vernahm Orgrim den Ruf. Der Kriegshymnen-Krieger schüttelte den Kopf, als müsste er ihn von etwas befreien. Dann versuchte auch er, seine Krieger zu beruhigen. Doch Drek'Thar war es schließlich, der der Zerstörungswut Einhalt gebot.
»Hört mir zu!«, rief Durotan. Sie befanden sich in jenem Raum, in dem Velen sie an seinem Tisch bewirtet hatte. Stühle und Tische waren umgeworfen und die Wandbehänge heruntergerissen. »Wir haben die Stadt erobert! Der Kampf ist vorbei! Doch es gibt Wichtiges zu tun!«
Sie hörten ihm zu. Ihre Atemzüge erfüllten rasselnd den Raum.
»Zuerst behandeln wir die Verwundeten«, befahl Durotan. »Wir lassen unsere Brüder nicht einfach auf den Straßen liegen und sterben.«
Einige schauten schuldbewusst zu Boden, als sie diese Worte vernahmen. Sie hatten völlig vergessen, dass einige von ihnen draußen lagen, sich unter Schmerzen windend, während sie selbst sich an dieser Zerstörungsorgie ergötzten.
Durotan schob seine Gefühle beiseite und nickte Drek'Thar zu. Die Hexenmeister mochten vielleicht nicht mehr über Heilzauber verfügen, aber sie waren einst Schamanen gewesen und wussten, wie man Wunden auch auf normale Art behandelte. Drek'Thar bedeutete einigen Hexenmeistern, sich um die Verwundeten zu kümmern.
»Diese Stadt hat riesige Vorratskammern. Es gibt jede Menge Nahrung, Waffen, Rüstungen und andere Dinge, auch solche, die wir nicht kennen. Dinge, die der Horde bei ihrer Aufgabe...«
Er konnte die Worte, die er hatte sagen wollen, nicht aussprechen...
bei ihrer Aufgabe, die Draenei auszulöschen, nützlich sind.
Stattdessen vollendete er den Satz leiser: »... bei ihrer Aufgabe nützlich sind. Wir sind eine Armee. Eine Armee marschiert mit ihrem Bauch. Ein Krieger
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