WoW 05 - Der Tag des Drachen
gut!«
Vereesa dachte nach. »Wir müssen ihn zunächst fesseln …«
»Ich schnüre ihn auf mein Reittier. Das sollte den stinkenden Nager unter Kontrolle halten.«
Auf diesen letzten Vorschlag hin wirkte der Goblin noch geschlagener als zuvor, und die silberhaarige Waldläuferin empfand beinahe so etwas wie Mitleid für das smaragdgrüne Geschöpf. »In Ordnung, aber sorge dafür, dass der Greif ihm nichts antut.«
»So lange er sich zu benehmen weiß …« Falstad sah den Gefangenen an.
»Trauriges Exemplar wird sich benehmen, ganz, ganz ehrlich und wahrhaftig …!«
Dadurch, dass sie die Klinge von seinem Hals löste, versuchte Vereesa den Goblin ein wenig zu beruhigen. Vielleicht konnte sie mit Höflichkeit mehr aus dem unglückseligen Wesen herausholen als mit ständiger Bedrohung. »Führe uns, wohin wir möchten, und wir werden dich frei lassen, bevor Gefahr besteht, dass dich der Drache frisst. Du hast mein Wort darauf.« Sie hielt inne. »Hast du einen Namen, Goblin?«
»Ja, Herrin, ja!« Der überdimensionale Kopf tanzte auf und nieder. »Mein Name ist
Kryll
, Herrin,
Kryll
«
»Nun, Kryll, tu was ich sage, und alles wird gut werden. Hast du das verstanden?«
Der Goblin sprang aufgeregt hin und her. »Oh ja, ja, ich verstehe gut, Herrin. Und ich versichere Euch, der Elende wird Euch genau dorthin bringen, wohin Ihr wollt!« Er schenkte ihr ein irres Grinsen. »Das verspreche ich Euch …«
Elf
Nekros berührte die
Dämonenseele
und versuchte, damit seinen nächsten Zug in entscheidender Weise zu beeinflussen. Der Orc-Kommandant hatte den größten Teil der Nacht keinen Schlaf gefunden. Der Umstand, dass Torgus von seiner Mission nicht zurückgekehrt war, zehrte an den Nerven des älteren Kriegers. Hatte er versagt? Waren beide Drachen umgekommen? Wenn ja, welche Art von Streitkräften hatten die Menschen da entsandt, um Alexstrasza zu retten? Eine Armee von Greifenreitern mit Zauberern im Schlepptau? Sicherlich konnte nicht einmal die Allianz solch ein Kontingent entbehren, nicht unter Berücksichtigung des Krieges im Norden und der internen Streitereien …
Er hatte versucht, Zuluhed mit seinen Sorgen zu erreichen, doch der Schamane hatte nicht auf sein magisches Sendschreiben geantwortet. Der Orc wusste, was das bedeutete: Die Dinge standen andernorts dermaßen schlecht, dass Zuluhed keine Zeit erübrigen konnte für das, was sich höchstwahrscheinlich nur als eine aus der Luft gegriffene Befürchtung seines Untergebenen erweisen würde. Der Schamane erwartete von Nekros, dass er wie jeder gute Orc-Krieger handelte, mit Entschlossenheit und Selbstvertrauen … was den verkrüppelten Offizier genau zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen zurückbrachte.
Die
Dämonenseele
ließ ihn über große Macht gebieten, aber Nekros wusste, dass er nicht einmal einen Bruchteil ihres wahren Potentials verstand. Genau genommen ließ den Orc sein Grad an Unwissenheit daran zweifeln, ob er es überhaupt wagen durfte, das Artefakt zu mehr einzusetzen, als er es bisher getan hatte. Zuluhed wusste bis heute nicht, was er seinem Untergebenen da anvertraut hatte. Dem Wenigen zufolge, das Nekros im Zuge seiner eigenen Studien herausgefunden hatte, barg die
Dämonenseele
solch unglaubliche Kraft in sich, dass sie, mit Klugheit eingesetzt, wahrscheinlich imstande gewesen wäre, die gesamten Streitkräfte der Allianz zu vernichten, die, wie der Orc-Offizier wusste, in den nördlichen Regionen von Khaz Modan aufmarschierten.
Der Haken war nur, dass die Scheibe bei fahrlässigem Gebrauch ebenso gut ganz Grim Batol vernichten konnte.
»Gib mir eine scharfe Axt und zwei gesunde Beine, und ich würde dich mit Freuden in den nächsten Vulkan schleudern!«, murmelte er zu dem goldenen Artefakt.
In diesem Moment polterte ein lädiert aussehender Krieger in sein Quartier und ignorierte den plötzlich ungehaltenen Blick seines Kommandanten. »Torgus kehrt zurück.«
Endlich einmal gute Neuigkeiten! Der Kommandant atmete erleichtert aus. Wenn Torgus zurückkehrte, war zumindest eine Bedrohung gebannt. Nekros sprang regelrecht von seiner Bank auf. Hoffentlich hatte Torgus wenigstens einen Gefangenen machen können. Zuluhed würde dies erwarten. Ein wenig Folter, und der wimmernde Mensch würde ihnen ohne Zweifel alles erzählen, was sie über die drohende Invasion aus dem Norden wissen mussten. »Endlich. Wie lange wird es bis zu seiner Ankunft noch dauern?«
»Ein paar Minuten. Mehr nicht.« Der andere Orc
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