WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
und Zukunft und dieser wertvolle Moment.
Dir ist die große Aufgabe auferlegt, die Zeit rein zu halten. Wisse, dass es nur eine wahre Zeitlinie gibt, doch es gibt auch alle anderen, die sonst möglich wären. Du musst sie beschützen.
Ohne die Wahrheit der Zeit wird mehr verloren, als du dir vielleicht vorstellen kannst. Der Stoff der Realität wird sich auflösen. Es ist eine schwere Aufgabe - die Grundlage edler Aufgaben dieser Welt, weil nichts ohne die Zeit geschehen kann.
Und Alexstrasza...
Thrall liebte sie. Wie hätte er nicht? Wie konnte auch nur irgendjemand die feurige und gleichermaßen sanfte Essenz der reinen Herzensenergie nicht lieben? Sie war wie eine Kohlenpfanne in kalter Nacht; das Leben, das in einem Samen oder einem Ei steckt; war wie alle wachsenden Dinge hell und schön. Kein Wunder, dass die Schwärme aller Farben sie verehrten. Kein Wunder, dass sie der letzte Gedanke von Korialstrasz gewesen war, bevor er so viel zerstörte, aber dadurch auch so viel mehr bewahrte.
Das ist mein Geschenk - Mitgefühl für alle lebenden Dinge. Die Neigung, sie zu schützen und zu nähren. Und die Fähigkeit, zu heilen, was andere nicht heilen können, zu gebären, was andere nicht gebären können, und selbst die Unliebbaren zu lieben - die diese Zuneigung sicher mehr brauchen als andere Seelen.
Und er selbst...
Er fühlte sich tief verwurzelt, weise. Thrall wusste sehr gut, dass es nicht sein eigenes Wissen war, das er wahrnahm, sondern das Wissen der Erde. Hier hatten die Urtume ihre Wurzeln geschlagen, hier, wo sich Knochen im Laufe der Zeit in Stein verwandelten. Er fühlte sich größer, als er je gewesen war, weitreichender - die ganze Welt in seinem Geist.
Meine Gabe an dich wirkt klein, verglichen mit denen, die den anderen verliehen wurden: die Verwaltung der Zeit, die Liebe, das Träumen und die Magie. Ich biete dir die Erde. Den Boden, den Grund, die tiefen Orte. Denn die Erde ist die Basis aller Dinge. Dort sind wir verwurzelt. Wo du herkommen musst, wenn du gehen willst. Von hier kommt wahre Stärke. Aus tiefen Orten... in der Welt und in dir selbst.
Der Segen war eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt gewesen. Aber in diesem Moment dann doch.
Die Energien der fünf Aspekte standen zusammen, wie sie es seit Jahrtausenden nicht mehr getan hatten.
Und dann geschah es.
Die Bilder, die die Aspekte und Thrall in diesem spirituellen Zustand zu sehen bekommen hatten, explodierten. Es geschah nicht mit Gewalt oder wütend, sondern als könne die Freude nicht länger einer Struktur oder einer Gestalt innewohnen. Wie ein Feuerwerk schnellte die Essenz dessen empor, wer oder was jeder Aspekt wirklich war. Sie trafen sich, die Farben von jedem, Bronze, Grün, Rot, Blau und Schwarz, und verwoben sich miteinander.
Wie Adern und Fäden zu einem Muster.
... wenn man einen Teil auftrennen will, reicht es aus, an einem losen Faden zu ziehen.
Nein, dachte Thrall plötzlich, als ihm die Worte wieder einfielen, die Medivh in den Zeitwegen gesprochen hatte. Nicht „weben". Fäden konnten gezogen oder zerrissen werden. Doch sie mussten nicht verwebt werden, sondern durchmischt...
Thrall stellte sich seine Farbe vor, ein reines, friedvolles Schwarz, das sich mit den anderen tanzenden Farben der Aspekte mischte. Sie verstanden augenblicklich und jeder brachte seinen Teil ein. Die Farben begannen sich zu mischen, nahmen eine einzige Farbe an...
„Er kommt!"
Die Stimmen der Wachen zerstörten den Moment. Thrall mühte sich, an diesem heiligen Ort zu bleiben, sich ruhig zu lösen. Doch es gab zu viel Drängendes. Noch bevor er die Augen geöffnet hatte, waren die vier Aspekte nach oben geschossen, nahmen ihre wahre Gestalt an und stiegen in den Himmel. Als die Drachen hochsprangen, schlugen ihre Flügel einen Moment lang wild und Thrall dachte, er würde zurückgelassen. Doch da wurde er von einer riesigen Pfote hochgenommen. Er wandte den Hals und sah Tick, die den Orc schnell auf ihre Schulter setzte.
Gleichzeitig stürzte der verfaulende chromatische Drache in vollem Tempo auf seine Gegner zu.
„Habt ihr wirklich geglaubt, wir hätten euch vergessen?", rief eine Stimme, die nicht Chromatus gehörte.
Thrall blickte auf und erkannte im Mondlicht, dass eine kleine Gestalt auf Chromatus' riesigem Rücken kauerte. Das musste der Vater des Zwielichts sein.
Die Kultisten, die Torastraszas Angriffe überlebt hatten, saßen ebenfalls auf dem Rücken des Drachen. Sie schwangen ihre Waffen, die Thrall im
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