WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
unvorsichtiger Hand beschädigt worden war - immer noch glänzend, immer noch anmutig, aber nicht mehr heil.
„Ich wollte mich nicht an Euch heranschleichen", antwortete Thrall.
Sie sagte nichts weiter. Er beendete den Aufstieg und setzte sich neben sie auf den harten Stein. Sie gewährte ihm nicht einen Blick und schon gar kein Wort.
Nach einer Weile sagte er: „Ich weiß, wer Ihr seid, Lebensbinderin. Ich..."
Sie wirbelte zu ihm herum, ihr erdiges, schönes Gesicht war wutverzerrt, die Zähne gefletscht. „Nennt mich nicht mehr so! Niemals! Ich binde kein Leben mehr. Nie mehr."
Ihr Ausbruch erschreckte ihn, überraschte ihn aber nicht. Er nickte. „Wie Ihr wollt. Ich bin Thrall, einst war ich Kriegshäuptling der Horde, nun bin ich Mitglied des Irdenen Rings."
„Ich weiß, wer Ihr seid."
Thrall wich ein wenig zurück, fuhr aber fort: „Es ist ganz egal, wie ich Euch nun nennen soll. Ich habe den Auftrag, Euch zu finden."
„Wer hat Euch beauftragt?", fragte sie. Ihre Stimme und ihre Miene waren wieder ausdruckslos, als sie sich abwandte und in die leere, hässliche Landschaft blickte.
„Ysera und Nozdormu."
Kurz schien Interesse in ihrem Gesicht aufzuflammen. So wie das Aufblitzen von etwas Glitzerndem auf dem Wasser. „Er ist zurück?"
„Ich habe ihn gesucht und gefunden, so wie ich Euch gesucht und gefunden habe", antwortete Thrall. „Er hat sehr viel erfahren - und vieles davon solltet auch Ihr hören."
Sie antwortete nicht. Die heiße Luft spielte mit ihren dunkelroten Locken. Thrall wusste nicht, wie er fortfahren sollte. Er war auf Trauer und Wut vorbereitet gewesen, aber diese teilnahmslose, tödliche Verzweiflung...
Er berichtete ihr, was geschehen war. Dabei versuchte er, die Geschehnisse wie eine Geschichte klingen zu lassen. Wenn er doch nur etwas Interesse wecken könnte... irgendetwas, was diesen schrecklichen, einer Totenmaske ähnlichen, bleichen Gesichtsausdruck verschwinden ließ. Er berichtete von Ysera und dem Feuerelementar, der versucht hatte, die Urtume zu vernichten. Der Wind blies, heiß und grausam, und dennoch blieb Alexstrasza so unbeweglich, als wäre sie aus Stein gemeißelt.
„Die Urtume haben gesprochen", fuhr Thrall fort. „Ihre Erinnerungen werden wirr. Jemand beschädigt die Zeitwege."
„Das weiß ich", antwortete sie schroff. „Ich weiß, dass die Bronzedrachen darüber besorgt sind. Sie nehmen die Hilfe der Sterblichen an, um die Fehler zu korrigieren. Ihr erzählt mir nichts Neues, Thrall, und schon gar nichts, was mich zur Rückkehr bewegen könnte."
Ihre Worte waren giftig. Hass lag darin - aber Hass, das wusste Thrall, der nicht gegen ihn gerichtet war. Er war auf Alexstrasza selbst gerichtet.
Er drängte weiter. „Nozdormu glaubt, dass viele Dinge miteinander verbunden sind. Es sind keine isolierten Ereignisse. All die schrecklichen Dinge, die die Aspekte erleiden mussten: der mysteriöse Angriff des ewigen Drachenschwarms, der Smaragdgrüne Albtraum - selbst der Wahnsinn von Todesschwinge und Malygos. Nozdormu spürt in all dem ein Muster. Das Muster eines Angriffs, der sich gegen die Aspekte und ihre Schwärme richtet. Ein Angriff, der sie niederringen und wohl sogar vernichten soll. Oder er sorgt dafür, dass sie sich gegeneinander wenden."
„Wer sollte so etwas tun, wenn das wirklich wahr ist?", murmelte sie leise.
Thrall fühlte sich durch dieses schwache Zeichen der Neugierde ermutigt. „Nozdormu braucht mehr Zeit, um es herauszufinden", antwortete er. „Momentan vermutet er, dass der ewige Drachenschwarm daran beteiligt ist."
Stille trat ein. „Ich verstehe."
„Nozdormu bat mich, Euch zu finden und Euch zu helfen. Zu helfen, Euch zu heilen." Thrall mochte kaum glauben, dass er, ein einfacher Orc-Schamane, die Lebensbinderin heilen konnte. Sie, die vielleicht größte Heilerin aller Zeiten. Er erwartete beinahe, dass sie das Angebot ablehnte, doch sie schwieg. Also fuhr er fort. „Wenn Ihr Euch erholt, werden viele andere Dinge auch geheilt. Gemeinsam können wir zum Nexus fliegen, mit den blauen Drachen reden und ihnen dabei helfen, Klarheit zu erlangen. Dann..."
„Warum?" Die Frage war simpel, geradeheraus gestellt und machte ihn einen Augenblick sprachlos.
„Weil... es ihnen helfen wird."
„Ich frage noch mal: Warum?"
„Wenn wir den blauen Drachen helfen, können sie sich mit uns verbünden und wir können herausfinden, was los ist. Und wenn wir das herausgefunden haben, können wir es ändern. Wir können den
Weitere Kostenlose Bücher