WoW 12 - Die Nacht des Drachen
gewandt sagte Garthin: »Wie ich bereits sagte, nicht ein Einziger, Ma'am. Was führt Euch in den Hafen von Menethil?«
»Ich lege hier nur eine kurze Pause ein. Ich muss weiterreisen, um einen Auftrag zu erfüllen.«
»Und was für ein Auftrag wäre das? Jemand wie Ihr sollte sich nicht ins Sumpfland wagen. Hier gibt es Schlimmeres als Raptoren.«
Sie sah ihn an. »Eure Sorge ist löblich, Meister Garthin Stoneguider. Doch ich fürchte mich nicht. Ich gehe dahin, wo mein Schicksal mich hinführt.«
»Ich habe schon einmal jemanden wie Euch erlebt, Priesterin – Ihr redet mit etwas, das Ihr Noru nennt.«
»Naaru.«
»Das habe ich doch gesagt«, antwortete Garthin stur. »Das ist ein mystisches Wesen oder so etwas.« Er zuckte mit den Achseln. »Wir haben keinen Grund, Euch aufzuhalten und unsere Stadt zu verlassen. Aber das letzte Wort hat dabei der Gemeinderat. Ihr müsst bis zum Einbruch der Nacht warten, bevor Ihr von ihm hört.«
Obwohl sie während ihrer Ausbildung gelernt hatte, den Wert der Geduld zu schätzen, wartete Iridi nicht gerne darauf, dass jemand anderes eine Entscheidung fällte, die für sie schon feststand. Sie würde den Hafen von Menethil verlassen und weiterreisen, daran gab es nichts zu rütteln...
Dennoch senkte sie den Kopf und antwortete demütig: »Wie Ihr wünscht. Wo kann ich zu essen kaufen?«
Er gluckste wissend. »Oh, ich zeige Euch den Weg zum Markt... und leiste Euch Gesellschaft, bis die Entscheidung gefallen ist.«
Iridis Achtung vor der Weitsicht des Zwerges stieg. Garthin wusste offenbar, dass die Draenei, so man sie alleine ließ, mehr einkaufen würde, als sie für eine simple Mahlzeit brauchte – wahrscheinlich genug, um ihre Reise augenblicklich fortzusetzen.
Ob sie es wollte oder nicht, die Priesterin musste bis zum Einbruch der Nacht warten.
Aber auf die eine oder andere Weise
würde
sie die Stadt jedenfalls noch vor dem Morgen verlassen haben.
Garthins Gesellschaft erwies sich als angenehmer, als von Iridi erwartet. Der Zwerg erklärte der Draenei bereitwillig fast alles auf dem Markt. Dabei erwähnte er auch die Probleme, mit denen die Stadt derzeit konfrontiert wurde.
»Es ist momentan nicht nur die Horde«, plapperte der Zwerg, während Iridi vorgab, sich für irgendein Gemäuer zu interessieren. »Man sagt, dass es noch andere Dinge jenseits des Sumpflands gibt. Man munkelt von Schatten, die den Mond verdecken, und Schreien, die von einem Dämon stammen könnten.«
Obwohl ihre Augen immer noch auf die Waren des Händlers gerichtet waren, hörte die Priesterin genau zu. »Dämonen?«
»Ja, obwohl niemand sie bislang gesehen hat. Doch eine ganze Menge Kundschafter sind nicht zurückgekommen. Und der Rat überlegt, was er als Nächstes tun soll, um die Sache zu untersuchen. Ich habe gehört, dass sie den König benachrichtigt haben«, sagte Garthin und bezog sich, wie Iridi wusste, auf den Herrscher seines eigenen Volkes. »Ich persönlich glaube ja, dass er niemanden mehr ausschicken wird, wenn er das bis jetzt nicht getan hat...«
Gespräche wie diese bestätigten Iridi darin, dass sie auf der richtigen Fährte war. Die »Dämonenschreie«, die Garthin erwähnt hatte, reichten schon aus, um der Spur weiter zu folgen. Wenn sich nur der Rat endlich melden würde...
Er meldete sich. Doch erst spät nach Sonnenuntergang, wie Garthin es vorausgesagt hatte. Noch wichtiger aber war, dass die Antwort nicht so ausfiel, wie die Draenei es sich erhofft hatte.
Garthin erhielt die Nachricht von einem seiner eigenen Leute, las sie und knurrte dann: »Ihr geht nirgendwohin, Ma'am – aber das gilt nicht nur für Euch. Man erlaubt derzeit
niemandem,
den Hafen von Menethil zu verlassen.«
Iridis Gesichtsausdruck verriet ihre Enttäuschung. Doch insgeheim plante sie bereits ihre Weiterreise. »Dann brauche ich ein Quartier auf unbestimmte Zeit.«
»Es gibt ein Gasthaus, das Euch zusagen könnte. Ich bringe Euch dorthin.«
Sie verneigte sich. »Ihr seid zu liebenswürdig, Garthin Stoneguider.«
Er lächelte, als würde er sie durchschauen. »Nein... ich tue nur meine Pflicht. Ihr
werdet
hierbleiben, Ma'am, und wenn ich Euch dafür ins Gefängnis stecken muss. Niemand geht. Das ist nur zu Eurem Besten.«
Er meinte offensichtlich, was er sagte. Er würde nicht zögern, das zu tun, was er für ihr Bestes hielt, und sie nötigenfalls auch hinter Gitter stecken.
Iridi bedachte ihre Antwort sorgfältig. Sie wollte ihre Reise nach wie vor fortsetzen, unabhängig
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