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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Papier?“
    „Das Briefpapier, das wir bei
dem früheren Freund meines Vaters gefunden haben, diesem Nicolss...“
    „Ach, ja! Nicolss. Komisch, ich
hab eben an Nicolss gedacht. Meine Gedanken gehen noch ziemlich durcheinander,
aber ich hab an Nicolss gedacht.“
    „Warum?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht
eben deshalb. Weil meine Gedanken durcheinandergehen. Also, dieses
Briefpapier...“
    „Sie haben ein Blatt genommen,
ein paar Wörter draufgetippt, und so sind Sie dem Schauspieler auf die Schliche
gekommen...“
    „Und das Blatt Papier hab ich
in die Tasche gesteckt. Ich weiß.“
    „Haben Sie’s noch?“
    „Müßte hier rumliegen. Moment!“
    Ich legte den Hörer aufs Bett, stand
auf und durchwühlte meinen Kram. Ich erinnerte mich noch an den Briefkopf. An
dem Tag, nachdem wir in der Rue de la Grange-aux-Belles gewesen waren, hatte
ich das Blatt irgendwo hingelegt. Ich wußte nur nicht mehr, ob hier oder in
meinem Büro. Hier! Ich lag wieder im Bett, in der einen Hand den Hörer, in der
andern das Blatt Papier.
    „Stimmt, mein Schatz. Künstler- und Theateragentur. A. Gauri,
Impresario. Und jetzt kommen Sie her und pflegen mich!“
    „Jawohl, Monsieur“, sagte sie
ironisch.

Hélènes
zweiter Bericht
     
    Wenn ich gewußt hätte, welche
Mistkerle Nestor Burma überfallen haben, dann wär ich zu ihnen gegangen, zu
diesen Mistkerlen, und hätte ihnen ein paar passende Worte gesagt, so wahr ich
Hélène heiße! Wirklich unglaublich! Jemand so zusammenzuschlagen, daß er im
Bett bleiben muß, so zäh und robust er auch ist! Dabei braucht mein reizender
Chef gar keinen Vorwand, um andere für sich arbeiten zu lassen. Wenn ihm dann
noch solche Schläger einen so relativ überzeugenden liefern... Klar an der ganzen
Sache war jedenfalls, daß ich wegen diesen Mistkerlen mal wieder dran glauben
mußte!
    Immerhin machte ich am Montag
keine Überstunden; es war meine ganz gewöhnliche Arbeitszeit. Trotzdem...“
    Ich mag Montage sehr. Besonders
die, an denen man das Gefühl hat, daß die Woche gut beginnt. Das ist nicht
immer der Fall, aber Träumen ist ja nicht verboten.
    An jenem Montag war es schon
ziemlich spät. Auf meiner Armbanduhr — einem hübschen Geschenk von Nestor Burma
    - war es kurz nach drei. Ein
schöner Oktobernachmittag, sonnig, rotbraune Kastanienblätter, kurz, eine
Atmosphäre, die mich immer in wehmütige Stimmung versetzt. Ich weiß nicht,
warum ich das erzähle; denn in der Passage de l’industrie sucht man vergeblich
nach Kastanienbäumen. In diese Passage de l’industrie mußte ich nämlich. Nein
ich weiß nicht, warum ich das von den Kastanienblättern erzähle. Es sei denn...
Unbewußt schrieb ich vielleicht eine dieser wahren Geschichten über ein
persönliches Erlebnis oder Abenteuer, um die Madame Gordon-Lazareff ihre Leserinnen
bittet. Die Redakteurin der Elle heißt ebenfalls Hélène und soll angeblich die gleiche Augenfarbe haben wie ich.
Wie dem auch sei, jedenfalls könnte ich den Auftrag, mit dem Nestor Burma mich
betraut hatte, gut in so eine erlebte Geschichte umwandeln. Gar keine schlechte
Idee. Falls mein Text gut ankäme und ich die Belohnung von fünfzigtausend
Francs kassieren würde, dann wüßte ich schon, was ich damit täte. Bei Toutmain habe ich eine entzückende
Jacke gesehen...Na ja, im Augenblick hatte ich andere Sorgen.
     
    * * *
     
    Der Hauseingang lag im Schatten
von Pfeilern. An der einen Türhälfte hingen Schilder, für einen
Lederwarenhändler und Schuster, für einen Musikverleger, und auf dem dritten
stand: Künstler- und, Theateragentur
Gauri, 4. Etage. Dorthin wollte ich.
    Ich ging an der leeren
Conciergeloge vorbei („bin gleich wieder da“, war auf einen Zettel gekritzelt).
Das breite Treppenhaus war sauber, frisch gebohnert, aber schlecht beleuchtet.
Ich ging hinauf. Auf jedem der breiten Treppenabsätze gab es eine Nische mit
einer Art Bank, wahrscheinlich für die Asthmatiker. Gott sei Dank! Noch konnte
ich im Nu vier schäbige kleine Etagen bewältigen, ohne eine Pause einlegen zu
müssen. In der dritten kam ich an zwei Männern vorbei. Zuerst sah ich nur
einen. Er tauchte so unvermittelt aus einer dieser Banknischen vor mir auf, daß
ich erschrak. Sah mich an, als hätte er noch nie im Leben eine Frau gesehen.
    „Bescheuert?“ fragte jemand aus
dem Schatten der Nische und kam auch hervor.
    „Sicher ist sicher“, sagte der
Erste.
    „Und die Absätze, hm?“
    „Sicher ist sicher“, beharrte
der Erste.
    Sie versperrten mir den

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