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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Renault usw. Kein Dugat 12. Ich ging durch eine dunkle Gasse, in der zwei
Autos standen. Keins davon war meins. Die Gasse wurde breiter, man sah die
Lichter des Faubourg Saint-Martin. Ich kam auf einen kleinen Platz, auf dem es
so hell war wie in einem Tunnel. Aber meine Autobesitzer-Augen erkannten die
Karosserie wieder. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und ging hin.
Das Auto wartete auf mich. Ich faßte an den Türgriff, wie man die Hand eines
alten Freundes ergreift, den man lange nicht gesehen hat...“
    Hinter meinem Rücken nahm ich
eine Bewegung wahr, ein schnelles Geräusch: das wohlbekannte Zischen eines
Knüppels. Instinktiv wich ich aus und brachte so meinen Schädel in Sicherheit.
Dafür kriegte meine Schulter was ab. Ich drehte mich um und verpaßte dem Kerl
vor mir einen von diesen Schlägen, die einem sofort Respekt verschaffen. Dieser
Reflex war gut und schlecht zugleich. Ich schlug mit der Rechten, und da ich
eins auf die rechte Schulter gekriegt hatte, spürte ich sofort wieder den
Schmerz. Meine gefürchtete Rechte fiel diesmal etwas kläglich aus. Der Gegner
spürte gerade mal soviel davon wie von einem Blatt, das auf seinen
Jackenaufschlag fiel. Die Blätter werden mit der Schaufel aufgesammelt. Das
Blatt für Monsieur, die Schaufel für mich. Ich bekam einen Schlag in den Magen,
knickte zusammen. Durch einen Aufwärtshaken stand ich wieder. Dann fiel ich auf
das holprige, unbequeme Pflaster, versuchte noch, mich an meinem Wagen
festzuhalten. Mein Gegner und noch ein zweiter Athlet packten mich an den
Revers meines Regenmantels und stellten mich wieder hin. Nur um mir noch eins
auf die Nase zu geben. Ich blutete. Und noch eins aufs Kinn. Eine Zahnprothese
hätt’ ich jetzt sicher verschluckt. Ein dritter Schlag streifte mein Ohr, wußte
wohl nicht, wohin. Irrte umher, hatte nichts Böses im Sinn, nahm nur mal eben
ein Stück vom Ohrläppchen mit. Was konnte ich gegen zwei Kerle ausrichten? Die
klassische Tragödie, hab ich nie gemocht. Ich öffnete den Mund oder, besser
gesagt, das, was davon übriggeblieben war, und versuchte, um Hilfe zu rufen.
Ich weiß nicht, ob ich’s auch getan habe. Glaub nicht. Der Stiel der Schaufel,
mit der Jacques Préverts Blätter aufgesammelt werden,
leistete glänzendere Arbeit als beim ersten Mal. Er traf mich am Hinterkopf.
Ich sah Sterne. Dann hörte ich die Glocken läuten... alle möglichen
Glocken...junge Glocken und weniger junge... arme alte Glocken... sehr alte
arme Glocken...“
     
    * * *
     
    Den Nieselregen hatte jetzt ein
starker Schauer abgelöst. Was ich in meiner Benommenheit noch für die Glocken
der Westminster Abbey hielt, dann für die Auswirkungen d er Tracht Prügel,
war nur der Regen, der auf den Deckel eines Abfalleimers, auf das Dach meines
Autos und auf mein Gesicht trommelte. Mit Hilfe des Trittbretts meines Dugat
richtete ich mich wieder auf, so gut es ging. Erst mal setzte ich mich aufs
Trittbrett. Auf dem Boulevard de Strasbourg fuhren Autos. Zum Teufel,
sozusagen. Auch auf der Rue du Faubourg Saint-Martin fuhren welche, allerdings
weniger. An mir ging nichts und niemand vorbei. Schon gar nicht meine
Kopfschmerzen. Mein Fuß stieß an einen rundlichen Gegenstand. Auf die Gefahr
hin, wieder aus den Latschen zu kippen, beugte ich mich vor und hob ihn auf.
Meine Brieftasche. Ich steckte sie ein, ohne nachzusehen, ob mir Geld oder
irgendwelche Papiere gestohlen worden waren. Jetzt weiter. Zweite Etappe. Ich stand
auf meinen zittrigen Beinen, öffnete die Wagentür, zog mich hinters Lenkrad.
Die Gasse lag finster und ruhig da. Der Regen hämmerte aufs Wagendach, lullte
mich heimtückisch ein. Ich fragte mich, ob ich noch wußte, wie man Auto fährt.
Nach einer Weile startete ich das Experiment. Ich konnte es noch. Nicht gerade
meisterhaft, aber immerhin.
    Ich brauchte noch nicht einmal
eine Ewigkeit, um nach Hause zu kommen.
    Dort wickelte ich meinen Kopf
in Handtücher — heiße, kalte, warme, die ganze Palette — , schluckte ein halbes
Röhrchen Aspirin und legte mich angezogen aufs Bett. Ich weiß nicht, ob in
diesem Augenblick das Telefon läutete. Vielleicht läutete es auch erst viel
später. Jedenfalls ging ich nicht ran.
     
    * * *
     
    Als ich erwachte, war es schon lange
Tag. Nur die Sonne schmollte. Sah nach Regen aus. Unter meinem Fenster schrie
sich jemand heiser, um die Sonntagsausgabe seines politischen Blättchens zu
verkaufen. Ich schaltete das Radio ein. Es brachte aber keine Nachrichten. Auf
jedem

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