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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Weg.
Ich blieb auf der Hut. Sie waren gutgekleidet, aber eben zu gut, um anständig
zu wirken. Die grauen Filzhüte über ihren furchteinflößenden Ganovengesichtern
sahen nagelneu aus. Ihre auffallende Eleganz machte keinen vertrauenerweckenen
Eindruck auf mich.
    „Pardon, Messieurs“, sagte ich.
„Würden Sie mich bitte vorbeilassen?“
    „Aber selbstverständlich, meine
Hübsche“, lachte der, der sichergehen wollte.
    „Blödmann“, zischte der andere.
    Sie entfernten sich.
    „Sie könnten etwas höflicher
sein“, bemerkte ich.
    Ich hatte keine Angst vor
ihnen. Schließlich war ich Nestor 3 urmas
Sekretärin. In geheimer Mission!
    „Oho! Ist die aber mutig!“
knurrte der Unhöfliche. „Wenn du meine Frau wärst, würd ich dir schon zeigen,
wie höflich ich sein kann, manchmal. Los hau ab, Süße. Hau ab!“
    Ich haute ab, wo er mich schon
so galant dazu aufforderte. Die beiden gingen in ihre Nische zurück und setzten
sich auf die Bank. Todmüde waren sie, schon von Geburt an. Wirklich! Seltsame
Menschen traf man auf der Treppe zur Agentur Gauri. Während ich weiter
hinaufging, machte einer der Kerle eine anerkennende Bemerkung über meine
Vorderseite — oder vielmehr meine Rückseite, da ich ihnen jetzt den Rücken
zuwandte. Keine sehr taktvolle Bemerkung, aber immerhin anerkennend. Meine
Wangen waren noch immer vor Verlegenheit gerötet, als ich an der Tür der
Künstleragentur läutete.
    Ein dunkelhäutiger junger Mann
öffnete mir. Wenn man sich diese breiten Schultern ansah, konnte man meinen, er
verdiente sein Geld beim Straßenbau. Er zog aber die saubere Arbeit als
Bürodiener vor. Das entsprach mehr seiner Lebensphilosophie.
    „Was wünschen Sie bitte?“
fragte er mich lächelnd mit einem stark südfranzösischen Akzent.
    „Ich möchte zu Monsieur Gauri.“
    „Treten Sie ein.“
    Ich trat ein. Er schloß die
Tür.
    „Setzen Sie sich.“
    Ich setzte mich. Mit schamloser
Unverschämtheit beobachtete er, wie ich mich bewegte. Ich trug mein hübsches
Schottenkostüm. Der weite Faltenrock wirbelt so verführerisch um meine Beine,
wenn ich mich im Kreise drehe, erweist sich aber andererseits als sehr
nützlich, wenn ich all die schönen Dinge verstecken will. Der Büroangestellte
erlaubte sich keinerlei Bemerkung. Immer noch lächelnd sagte er endlich:
    „Monsieur Gauri ist sehr
beschäftigt. Aus welchem Grund möchten Sie zu ihm?“
    „Ich such Arbeit.“
    „Schön, ich werde Sie
jedenfalls anmelden. Aber vielleicht müssen Sie warten.“
    Er nahm einen Block von einem
Tischchen und reichte ihn mir, zusammen mit einem Stift. Ich schrieb meinen
Namen und den Grund meines Besuches auf. Er riß das Blatt ab, legte den Block
wieder auf den Tisch, schloß eine Schublade ab, nahm den Schlüssel mit (er
hatte vollstes Vertrauen!) und verschwand im Nebenzimmer.
    Ich blieb alleine im Vorzimmer.
Bunte Plakate schmückten die Wände. Bilder von Künstlern, Plakate von Revuen,
Musicals usw. Nach der Kleidung der Personen und dem Zustand der Bilder zu
urteilen, hatten diese Vorstellungen nicht erst gestern stattgefunden. Ich las,
daß seit Oktober (welchen Jahres?) La Cigale, ein Varieté auf dem Boulevard
Rochechouart, die Star-Revue As-tu
vu mon coquelicot mit unbestrittenem Erfolg präsentierte, unter der
Leitung von Max Viterbo, gesungen von Morriss und Clara Tambour. Auf einem
anderen Plakat kündete eine Soubrette augenzwinkernd eine heitere,
hundertprozentig echte Pariser Operette an: On a volé le chat de la bonne. Diese Katzengeschichte hatte
bestimmt nichts mit dem Kinderlied von Mère Michel zu tun. Und die darf man
wiederum nicht mit Mick Micheyl verwechseln.
    Meine Gedanken wurden von dem
verhinderten Straßenarbeiter unterbrochen, dem Bürohengst mit der
Marlon-Brando-Figur.
    „Monsieur Gauri läßt bitten“,
sagte er, immer noch lächelnd.
    Er öffnete eine Verbindungstür.
Ich betrat ein sehr helles, freundliches Zimmer, ziemlich groß und peinlich
sauber. Durch die untere Hälfte eines langen Fensters sah man auf eine
verworrene Landschaft von Dächern und Schornsteinen, den oberen Teil nahm der
Himmel ein. Ein dicker Fettkloß saß hinter dem wuchtigen Schreibtisch in einem
Sessel. Das restli c he Mobiliar bestand aus einem Stuhl und einem
Sofa. Ein paar Bilder unter Glas verschönten die Wände. Ich näherte mich dem
Fettkloß, der sich nicht von der Stelle rührte.
    „Guten Tag, meine Kleine“,
sagte er maliziös, bevor ich einen Ton rausbrachte. „Setzen Sie sich

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