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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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wurde in einer Konferenz festgehalten.
    Artie Wu paffte an seiner Zigarre. »In einer Konferenz festgehalten«, sagte er, die Redewendung förmlich genießend. »Das macht nichts, wir sind alte Freunde, also warten wir.«
    »Ich fürchte, das ist sinnlos«, sagte West. »Die Konferenz kann den ganzen Nachmittag dauern.«
    Durant lächelte. »Dann warten wir eben den ganzen Nachmittag.« West ließ seine höfliche Maske fallen, die ohnehin selten genug bei ihm festsaß. Er zeigte auf die Tür. »Raus«, sagte er, »sofort.«
    »Wir?« sagte Artie Wu, augenscheinlich verblüfft, wenn nicht gar geschockt.
    »Sie.«
    Wu lächelte. »Nein.«
    West steuerte auf seinen Schreibtisch zu, aber Wu versperrte ihm den Weg. Sie waren beide etwa gleich groß, doch Durant nahm an, daß Wu einen Vorteil von rund fünfzehn Kilo hatte. Andererseits war West mindestens sieben oder acht Jahre jünger. Durant beobachtete gespannt, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    Artie Wu steckte die Zigarre zurück ins Gesicht. Dann inspizierte er West mit großer Sorgfalt: Er bewunderte das prächtige Haar und die Bräune und das exquisit geschneiderte Lederjackett, das beigefarbene Hemd und die dunkelbraune, fest geknotete Krawatte, und dann nickte er, als sei er mit dem Ergebnis seiner Inspektion zufrieden, und schlug West hart in den Magen. Zweimal.
    Das Stöhnen kam, während West leicht vornüberklappte und seine Hände sich um seinen Magen falteten. Nur fuhr seine rechte Hand dabei ins Jackettinnere. Wu schnappte sich die Hand, hielt sie hoch, griff mit der anderen Hand in die Innentasche des Jacketts und holte eine kleine Pistole hervor.
    Er blickte erst auf die Pistole und dann auf Durant und sagte: »Mein Gott, eine echte Beretta.«
    »Niedlich«, sagte Durant.
    West richtete sich mühsam auf und funkelte Wu an.
    »Gehen wir«, sagte Wu und wedelte ein bißchen mit der Beretta. »Überraschen wir Reggie.«
    West benutzte die Plastikkarte, um die stählerne Schiebetür zu Simms’ Büro zu öffnen. Mit einem Kopfnicken bedeutete Wu, daß West vorausgehen sollte. West ging voraus, gefolgt von Wu und dann Durant.
    Simms blickte von seinem Schreibtisch hoch. Ein Lächeln, sehr warm, sehr weiß, erschien auf seinem Gesicht. »Du, Artie? Und du auch, Quincy?« sagte er. »Was für eine nette Überraschung.«
    »Wir wollten dich wirklich nicht stören, als wir hörten, daß du beschäftigt bist, Reg«, sagte Wu, »aber dein Mr. West bestand darauf.«
    »Ich habe wirklich –«
    Simms fiel West ins Wort. »Sie können gehen, Charles.«
    »Sind Sie sicher, Sir? Ich meine –«
    »Wir brauchen Sie nicht mehr.«
    »Hier, Junge«, sagte Wu und gab West die Beretta zurück. West funkelte ihn wieder an und ging hinaus. Simms hatte sich inzwischen erhoben, das weiße, fast scheue Lächeln noch an seinem Platz. Durant betrachtete ihn prüfend und versuchte zu analysieren, welche Gefühle der ältere Mann in ihm auslöste. Und Durant entdeckte zu seiner beträchtlichen Überraschung nichts weiter als eine milde, fast distanzierte Abneigung in sich, aber keinen Haß. Er hätte nicht mal sagen können, ob es eine angenehme Überraschung war oder nicht.
    »Wenn das kein Grund zum Feiern ist«, sagte Simms. »Setzt euch doch.« Er deutete auf zwei Sessel vor seinem Schreibtisch. Während Wu und Durant sich setzten, fragte Simms: »Was kann ich euch anbieten?«
    »Trinkst du immer noch Armagnac?« sagte Durant.
    »Selbstverständlich.«
    »Fangen wir also mit Armagnac an«, sagte Wu.
    Simms ging an die Bar und füllte aus einer offenbar sehr alten Flasche drei Gläser. Er brachte sie auf einem Silbertablett zum Schreibtisch und bediente erst Durant und dann Wu.
    Simms hob sein Glas und sagte: »Auf unser Wohl.«
    Er nahm einen Schluck, sah zu, wie Durant und Wu tranken, und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück.
    »Ich habe natürlich gehört, daß ihr in der Stadt seid.«
    Durant lächelte, sagte aber nichts. Wu paffte an seiner Zigarre und nahm noch einen Schluck Armagnac.
    »Geschäftlich hier oder nur auf der Durchreise?« sagte Simms.
    Durant lächelte wieder und sagte: »Zwei Millionen Dollar.«
    Simms nickte, fast ermutigend. »Eine interessante Summe.«
    »Wir wollen sie haben«, sagte Durant.
    »Natürlich wollt ihr sie. Und habt sie zweifellos verdient.« Durant trank einen Schluck. »Wir haben das Mädchen.«
    »Na so was.«
    »Für zwei Millionen kannst du sie haben.«
    »Tatsächlich.«
    »Sie hat ein paar interessante Informationen, Reg«,

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