Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Bett. Einen Augenblick lang betrachtete er sie nachdenklich.
Sie lächelte zu ihm hoch. »Hast du deine Meinung geändert?« sagte sie.
»Nein«, sagte er. Und er legte sich zu ihr aufs Bett, und sie liebten sich, und wenn es nicht perfekt war, war es entschieden besser, als Durant erwartet hatte.
Als Durant am nächsten Morgen erwachte, lag Silk Armitage auf die Ellenbogen gestützt auf dem Bauch, das Kinn in den Händen, und sah sich ihn an.
»Hallo«, sagte sie.
»Morgen«, sagte er.
»Darf ich dich was fragen?«
»Nur zu.«
»Bist du eine Jungfrau? Ich meine, warst du eine?«
Durant lächelte. »Yeah, war ich, schätze ich. In gewisser Weise.«
»Ich beklage mich nicht«, sagte sie. »Ich finde nur, ein bißchen Übung könnte dir nicht schaden.«
»Finde ich auch.«
»Jetzt?«
Durant lächelte wieder. »Sicher«, sagte er. »Jetzt.«
Siebenunddreißig
Otherguy Overby war abkommandiert worden, um auf Silk Armitage aufzupassen, die gerade unter der Dusche stand, als er eintraf.
»Weiß Ploughman genau, welche Aufgabe ihm zufällt?« sagte Durant.
»Ja, alles abgeklärt. Weißt du, an sich ist er ein ganz interessanter Typ.«
Durant nickte. »Ich dachte mir schon, daß ihr gut miteinander auskommt.«
»Was ist mit dem Mädchen?«
»Keine Telefongespräche, keine Anrufe«, sagte Durant. »Niemand geht weg, niemand kommt rein. Absolut niemand außer Artie oder mir.«
»Und was soll ich mit ihr machen?«
»Erzähl ihr doch was aus deinem Leben, Otherguy«, sagte Durant.
»Weiß sie, warum ich hier bin?«
»Weiß sie, ja. Und du sorgst dafür, daß sie es sich nicht anders überlegt.«
Durant holte Artie Wu kurz vor zwölf von dessen Haus auf der Ninth Street in Santa Monica ab. Wu war gerade im Begriff, in Durants Mercedes einzusteigen, als er plötzlich stehenblieb, sich vorbeugte und Durant anstarrte, der abfahrbereit hinterm Lenkrad saß.
»Was ist dir denn passiert? sagte Wu.
»Mir? Wieso?«
Wu musterte Durant gründlicher. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist es der heitere Ausdruck oder das zuversichtliche Lächeln oder der Glanz in deinen Augen. Wüßte ich es nicht besser, würde ich sagen, du hast gebumst.«
»Hm«, sagte Durant.
»Was heißt hm?«
»Hm heißt, daß ich nicht darüber reden will.«
»Wir feiern, Quincy«, sagte Wu und richtete seinen massigen Körper auf dem Beifahrersitz zurecht. »Ich hole uns bei El Charro was zum Essen.«
»Herrgott«, sagte Durant, »nicht schon wieder.«
»Was spricht dagegen?«
»Weißt du, was du bist, Artie?«
»Nein.«
»Ein verkappter Mexikaner.«
»Yeah«, sagte Wu und nickte behaglich. »Wahrscheinlich bin ich das.«
Durant, der seinen Guacamole-Salat schon aufhatte, sah zu, wie Artie Wu den letzten Krümel des enormen 4,25-Dollar-Tellergerichts aus Tamales, Enchiladas, Burritos, Frijoles refritos, Reis und Salat wegputzte.
Wu lehnte sich anschließend mit einem Seufzer zurück, tätschelte seinen mächtigen Bauch und sagte: »Mein Gott, hat das geschmeckt.«
Durant zündete sich eine Zigarette an. »Sie weiß eine Menge, aber nicht genug, um durchzublicken«, sagte er und warf das Streichholz in den Aschenbecher.
Wu nickte. »Ich frage mich, ob der Abgeordnete den Durchblick hatte.«
»Auch da bin ich mir keineswegs sicher. Immerhin hätte das, was er gewußt hat, eine Mordsschlagzeile abgeben können.«
»So in der Art: CIA LÄSST OSWALD VON DER UNTER-WELT UMLEGEN?«
»Ich würde es lesen«, sagte Durant.
»Yeah, ich auch. Aber so eine Story würde keinen Tag überdauern, wenn man nicht beweisen kann, wer Simms den Auftrag gegeben hat.«
»Jeder scheint davon überzeugt, daß der Abgeordnete es wußte.«
»Mit jeder meinst du Simms und Imperlino.«
Durant nickte. »Und jetzt sind beide offenbar überzeugt, daß Silk alles weiß, was der Abgeordnete wußte – und vielleicht noch mehr.«
Wu lächelte und steckte sich eine seiner langen schlanken Zigarren in den Mund. »Lassen wir sie in dem Glauben.«
»Ja, laß uns noch etwas anderes tun«, sagte Durant und lächelte auch. »Laß uns zu Reggie gehn und gemein sein.«
Chuck West mochte weder die Art, wie sie auftraten, noch die Art, wie sie redeten, noch die Art, wie sie lächelten.
Wu und Durant standen in Wests Büro im fünfzehnten Stock der Ransom Towers. West hatte sie in sein Büro eingelassen, aber nicht aufgefordert, Platz zu nehmen. Statt dessen erklärte er, warum es für sie unmöglich sei, mit Mr. Simms zu sprechen. Mr. Simms, schien es,
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