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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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schrie, ließ die Waffe fallen, krallte sich in die Augen und schlug nach den Flammen.
    Icky Norris trat die Bremse ganz durch, das Wohnmobil schlingerte bedrohlich nahe an den Abhang, blieb aber stehen. Norris warf einen Blick nach hinten und versuchte zu entscheiden, was seine Aufmerksamkeit mehr erforderte, Egidio oder das Wohnmobil. Er entschied sich für das Wohnmobil. Das war ein Fehler.
    McBride schnappte sich die .45er Automatic, entsicherte sie und schoß Icky Norris in den Hinterkopf. Norris’ linke Schädelseite schmierte sich über die Windschutzscheibe, die das .45er Geschoß schon in ein Spinnennetz verwandelt hatte. Norris kippte übers Lenkrad, sein Fuß rutschte von der Bremse, mit laufendem Motor kroch das Wohnmobil langsam auf den Abgrund zu.
    McBride bewegte sich schnell. Er kletterte über den qualmenden Egidio, der sich zu einem zitternden, schreienden Ball zusammengerollt hatte, nach vorn zur Tür. Und während er auf Egidios Kopf trat, kam ihm alles merkwürdig vertraut vor, und er erinnerte sich an die Flammenopfer, die er in Vietnam gesehen hatte. Alle hatten sie sich zu einem kleinen runden Ball zusammengerollt.
    McBride kämpfte mit dem Türschloß und stieß sich wieder den gebrochenen Daumen. Aber er hatte keine Zeit mehr für Schmerzen, das Wohnmobil trieb näher und näher an den Abgrund. Endlich gab die Tür nach. McBride sprang.
    Er kam gerade noch rechtzeitig auf die Beine, um zu sehen, wie der Winnebago vom Straßenrand in den Canyon rollte. Etwa zehn Sekunden schwebte er in der Luft, dann taumelte er, erst seitwärts, dann kopfüber, immer schneller, bis er dreihundert Meter tief im Canyon aufschlug. Ein paar Sekunden später explodierte er in einem Flammenmeer.
    McBride blickte nach unten. Dann blickte er auf die .45er Automatic, die er immer noch in der rechten Hand hielt. Er wischte sie mit dem Hemd ab, schob einen Finger in den Abzug und schleuderte sie dem Wagen hinterher. Er beobachtete, wie sie aufschlug, und starrte dann noch eine Weile auf das brennende Wohnmobil.
    »Brennt, ihr Scheißer«, sagte Eddie McBride.

Dreizehn
    Die Coyoten folgten McBride fast eine Stunde. Sie waren zu fünft und kamen nie näher als zwanzig Meter an ihn heran, allenfalls der größte von ihnen wagte sich ein wenig weiter vor – um sich wichtig zu machen, dachte McBride.
    Die Coyoten hatten etwa fünfzehn Minuten, nachdem er die Latigo Canyon Road verlassen hatte, seine Spur aufgenommen. McBride versuchte jetzt, sich vom Grund des Canyons zurück zum Meer durchzuschlagen, ein mühseliges, qualvolles Unterfangen, das ihn immer wieder zu Boden schickte. Einmal fiel er so hart auf seine linke Hand, daß er glaubte, den Daumen noch mal gebrochen zu haben. Er verlor die Beherrschung, brüllte auf und nahm einen Felsbrocken und schleuderte ihn gegen die Coyoten. Aber er verfehlte sie, und sie lachten ihn aus. Jedenfalls schien es ihm, als lachten sie ihn aus.
    Bald wurde es so dunkel, daß McBride die Coyoten nicht mehr sehen konnte. Er wußte instinktiv, daß sie ihn noch verfolgten. Es war genau wie in diesen lausigen Western, die er manchmal las. Der Cowboy stolperte im Dunkel der Nacht in der Wüste oder sonstwo herum und weiß, obwohl er nichts sieht, daß der Berglöwe irgendwo lauert oder die Indianer oder sonst wer. McBride bekam auf einmal Respekt vor Western.
    Die Coyoten, die McBride eskortierten, waren bloß fünf von den Hunderten, die in den Bergen Santa Monicas herumstreiften und sich von Schlangen, Nagetieren, Kaninchen – und was sie sonst noch finden mochten – ernährten. Manchmal allerdings fielen sie in eine dünn besiedelte Wohngegend ein und gönnten sich eine fette Katze oder einen gepflegten Pudel. Es gab eine ganze Anzahl von dreibeinigen Hunden und schwanzlosen Katzen in Malibu, die nach einer kurzen, schmerzhaften Begegnung mit ein paar Coyoten noch mal davongekommen und vom lokalen Tierarzt wieder zusammengeflickt worden waren.
    Die fünf, die sich auf McBrides Spur gesetzt hatten, folgten ihm, bis er hoch über sich die Lichter irgendwelcher Häuser sehen konnte. Das war das Signal für die Coyoten, kehrtzumachen und in die einsamen Hügel und Berge davonzutrotten. Auch diesmal wußte McBride nur instinktiv, daß sie fort waren.
    Es ging sich jetzt leichter, und McBride stolperte kaum noch und fiel nur noch einmal hin. Eine Stunde später stand er auf einem Felsplateau über dem Pacific Coast Highway, etwa eine Meile nördlich von der Kreuzung, an der Icky Norris in

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