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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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durchrangen, zurückzulächeln.
     
    Solly Gesini war so nervös, daß er eine Viertelstunde zu früh zu seiner Verabredung mit Reginald Simms erschien. Er war tatsächlich so nervös, daß er einen kleinen Scotch mit dem Tab bestellt hatte, das er in einer rückwärtigen Nische in Sneaky Pete’s Bar & Grill trank – in derselben Nische, in der seine Jungs Eddie McBride den Daumen gebrochen hatten.
    Als Reginald Simms eine knappe Stunde zuvor angerufen und erklärt hatte, daß er ihn zu treffen wünsche, war Gesini so entnervt gewesen, daß ihm als Treffpunkt nichts Besseres als Sneaky Pete eingefallen war, und der auch nur, weil Gesini seit zwei Jahren mit dreißig Prozent an dem Laden beteiligt war, ohne bisher auch nur einen Cent Gewinn gesehen zu haben. Obwohl er die Bücher zweimal im Jahr prüfen ließ, hegte er immer noch den Verdacht, daß seine Partner ihn irgendwie begaunerten. Die Scheißer kennen Schliche, hatte er die Buchprüfer gewarnt, an die ihr nicht mal im Traum denkt.
    Reginald Simms kam geradewegs von Imperlino in die Bar in Venice. Simms haßte billige Kneipen und beschloß, Gesini für diesen Treffpunkt ein bißchen zu bestrafen. Er überlegte noch, wie diese Strafe aussehen sollte, als er den Tisch in der rückwärtigen Nische erreicht hatte. Gesini rappelte sich ungeschickt hoch, grinste und nickte töricht, während er zu entscheiden versuchte, ob er Simms die Hand geben sollte oder nicht. So was kann man bei Neunundneunzig-Prozentern nie wissen, überlegte Gesini. Es gibt garantiert welche, die das ewige Händeschütteln nicht mögen. Aber vielleicht erwartet es Simms. Gesini streckte die Hand aus. Simms betrachtete sie einen Augenblick, als sei sie mißgebildet, nickte Gesini dann kalt zu und nahm Platz.
    Oh mein Gott, das wird noch schlimmer, als ich befürchtet habe, dachte Gesini, während er sich wieder hinsetzte.
    »Was, um Gottes willen, trinken Sie denn da?« sagte Simms und beäugte den Scotch und das Tab.
    »Scotch und Tab.«
    »Scotch und Tab«, sagte Simms, als rede er von einer schrecklichen Krankheit, die soeben entdeckt worden war.
    »Ich trinke nicht oft«, fuhr Gesini fort, und die Wörter stolperten aus seinem Mund und purzelten durcheinander wie Kegel. »Ich trinke nicht oft, wie gesagt, aber wenn, trinke ich gern irgendwas Gediegenes wie Scotch.«
    »Und Tab«, sagte Simms.
    »Yeah, Tab trinke ich viel. Wegen meines Gewichts, wissen Sie. Was kann ich Ihnen bestellen, Mr. Simms? Ich werde hier gut bedient, weil mir ein Stück von dem Lokal gehört.«
    »Ein Stück hiervon?« sagte Simms und sah sich mit unverhohlenem Abscheu, der an Ekel grenzte, um.
    »Läuft so nebenbei mit, wissen Sie«, sagte Gesini.
    »Ich schätze, mit Flaschenbier kann ich nichts verkehrt machen. Können Sie das veranlassen? Zusammen mit einem halbwegs sauberen Glas?«
    »Sicher, Mr. Simms, kein Problem.«
    Aber es gab dann doch ein Problem, weil die Kellnerin an der Bar mit einem Kunden flirtete und Gesinis Winken, das bald zu wildem Gestikulieren ausartete, nicht bemerkte. Schließlich nahm der Barmann, einer der beiden Partner von Gesini, die aufgeregten Signale wahr und schickte die Kellnerin an den Tisch. Sie ließ sich dann so lange Zeit mit dem Bier für Simms, daß Gesini beschloß, sie noch am gleichen Abend feuern zu lassen.
    Er sah zu, wie Simms das Glas inspizierte, sein Ziertaschentuch aus der Brusttasche zog und es sorgfältig polierte. Dann goß er das Bier langsam ein, betrachtete es mißtrauisch und kostete schließlich mit äußerster Vorsicht einen Schluck. Dann endlich richtete er seinen Blick auf Gesini und starrte ihn ein paar lange Sekunden kalt an. Gesini wand sich vor Verlegenheit.
    Ihn immer noch anstarrend, holte Simms sein Zigarettenetui hervor, zündete sich eine Zigarette an und rauchte ein paar Sekunden, die Augen fest auf den glücklosen Gesini gerichtet, der sich noch mehr wand und zu schwitzen begann.
    »Mr. Imperlino«, sagte Simms und legte sofort eine Pause ein. Es wurde eine sehr lange Pause, eine Pause, die Gesini in Panik versetzte – Jesus Christus, heilige Mutter Gottes, jetzt kommt’s, und es wird schrecklich.
    »Mr. Imperlino ist tief enttäuscht von Ihnen, Gesini. Zutiefst enttäuscht.«
    Kein »Mister«, registrierte Gesini. Er hat mich nicht Mister genannt. Das bedeutet, daß ich in seinen Augen ein Stümper bin, ein Dreigroschenjunge. Für Gesini gab es nichts, das ihn vernichtender hätte treffen können.
    Er versuchte, irgend etwas

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