Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
Sie wählte den Wildledersessel, in dem sie schon einmal gesessen hatte. Sie trug eine flaschengrüne Hose und hellbraune Sandaletten und eine dünne weiße Hemdbluse aus Velours. Die Spitzen ihrer Brüste schienen mit dem dünnen Stoff zu spielen.
    Durant, der noch stand, sagte: »Kann ich Ihnen was anbieten? Einen Drink vielleicht?«
    »Trinken Sie auch was?«
    »Klar. Einen Scotch. Sie auch?«
    »Mit Wasser, gern.«
    Durant mixte in der Küche die Drinks und trug sie in den Wohnraum zurück. Er reichte Lace ein Glas und nahm dann auf der Couch Platz. Lace holte eine Schachtel Sherman aus der Hemdtasche, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie hastig, fast hektisch mit dem Tischfeuerzeug an, ohne offenbar auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß Durant ihr Feuer gäbe.
    Dann, sich an irgend etwas erinnernd, ihre Erziehung vielleicht, hielt sie Durant die Schachtel hin. Er schüttelte den Kopf und dachte bei sich, sie hat einen Drink und eine Zigarette, die Requisiten; jetzt kann die Vorstellung beginnen.
    Lace trank von ihrem Scotch mit Wasser, inhalierte einen Zug Zigarettenrauch bis in die Lungenspitzen, blies ihn aus und sagte: »Gibt’s schon was wegen meiner Schwester?«
    »Vielleicht Montag.«
    »Wirklich?« Durant war sich nicht sicher, ob das aufgeregte Interesse, das in ihrer Stimme mitschwang, echt war. Bei ihr ließ sich das schwer sagen, vermutlich auch für sie selbst.
    »Es besteht eine winzige Chance, daß wir Montag mehr wissen, eine sehr winzige Chance. Rechnen Sie nicht damit. Deshalb habe ich Sie auch nicht angerufen. Oder Ihren Mann.« Sie erinnern sich doch, Lace, der gut aussehende Mann mit dem vielen Geld, setzte er in Gedanken hinzu.
    »Ich mache mir schreckliche Sorgen um meine Schwester«, sagte Lace.
    Durant nickte.
    Lace lächelte ein kleines, schiefes Lächeln, sozusagen eins mit Schlagseite, das ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. »Sie glauben mir nicht, oder?«
    »Ich glaube schon, daß Sie sich wegen Ihrer Schwester Sorgen machen.«
    »Aber Sie glauben nicht, daß das der Grund ist, warum ich heute abend hergekommen bin.«
    »Sie sahen noch Licht«, sagte Durant.
    »Stimmt. Ich sah noch Licht und fing an nachzudenken.«
    »Worüber?«
    »Über die frischen Bettlaken auf Ihrem Bett, die Sie erwähnten.« Durant nickte langsam, während er sie fixierte. »Sie wollen ficken, das ist es?«
    »Ja«, sagte sie und blickte weg. »Das ist es.«
    »Warum ich?« sagte er. »Warum nicht Ihr Mann oder der Bademeister?«
    »Er ist nicht abkömmlich«, sagte sie, immer noch wegblickend, diesmal durch die Glaswand auf den Ozean.
    »Ihr Mann?«
    Sie blickte ihm jetzt direkt in die Augen. »Der Bademeister. Oder der Gärtner. Oder der Chauffeur. Nicht mal der Bursche, der die Getränke liefert.«
    »So ist das also«, sagte Durant nach einer Pause.
    »Genau so.«
    »Das tut mir leid.«
    Laces Gesicht wurde weich. »Hört sich an, als meinten Sie es.«
    »Es hört sich nicht nur so an.«
    Über Laces Gesicht breitete sich so etwas wie freudlose Entschlossenheit. »Nun, es braucht Ihnen nicht leid zu tun. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als mich mit ins Bett zu nehmen.«
    »Das gehört mit zu dem, was mir leid tut.«
    »Sie meinen, Sie wollen nicht?«
    Durant schüttelte langsam, fast traurig den Kopf. »Es ist keine Frage, ob ich will.« Er machte eine Pause. »Ich kann nicht.«
    Lace riß die Augen auf. »Wollen Sie damit sagen … ich meine, Sie sagen praktisch, daß Sie ihn nicht hochkriegen?« Diesmal schwang eindeutig Kummer und Mitgefühl in ihrer Stimme mit, und Durant entschied, daß sie jetzt nicht schauspielerte.
    »So kann man es sagen«, sagte er, »ein bißchen unelegant, aber drastisch.«
    »Herrgott, tut mir das leid.« Auch diesmal schauspielerte sie nicht. Sie war ganz Kummer und Mitleid.
    Durant grinste. »Irgendwie komisch. Ich meine, Sie und ich zusammen sind irgendwie komisch, falls Sie Sinn für diese Art von Ironie haben.«
    Lace lächelte nicht. »Wie lange … hm … haben Sie das schon?«
    »Das hat man nicht, das passiert einfach. Es ist jetzt fünf Jahre her, etwas mehr als fünf Jahre.«
    »Da ist … hm … irgendwas mit Ihnen passiert?« Laces Interesse hörte sich für Durant nicht nach lüsterner Sensationsgier an. Eher hörte es sich an wie die Frage eines Doktors, dem daran liegt, die Diagnose zu stellen, um die Medizin verschreiben zu können.
    »Ja. Ich kann es datieren. Jedenfalls den Anlaß.«
    »Und was war der Anlaß?«
    »Es gab ein

Weitere Kostenlose Bücher