Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
Trick« gemacht hatten, als er noch für die University of Southern California Football spielte und gleichzeitig mit dem besten Notendurchschnitt seines Jahrgangs Politologie studierte. Im August würde er als Rhodes-Stipendiat nach Oxford gehen. Er war zweiundzwanzig.
»Okay, wir haben einen T. Northwood zum richtigen Datum in Chicago und einen T. Northwood zum richtigen Datum in Miami«, sagte Tryc. »Aber es könnte Zufall sein.«
»Soll ich euch dafür die Wahrscheinlichkeitsrechnung aufmachen?« sagte Cindy Morrane. Sie war Mathematikerin und nach Ansicht ihrer Professoren von der University in Los Angeles ein Genie auf ihrem Gebiet. Cindys unerbittliche Logik hatte sie zu jener Spielart des amerikanischen, hausgemachten Sozialismus geführt, der es inzwischen auf 1974 Visionäre in den Vereinigten Staaten gebracht hatte. Cindy hatte sie gezählt, als man sie im letzten Herbst zum Schatzmeister der Bewegung gewählt hatte. Der Parteitag hatte in Chicago in einem Holiday Inn stattgefunden, das die Versammlung mit einem WILLKOMMEN US-SOZIALISTEN auf großem Transparent über dem Hoteleingang begrüßt hatte. Tags zuvor hatte es auf einem anderen Transparent noch WILLKOMMEN JOHN BIRCH SOCIETY geheißen. Dem Holiday Inn war das egal.
»Halten wir trotzdem fest, daß ein T. Northwood zu den richtigen Daten an beiden Orten war«, sagte Silk. »Wenn diese alberne Gans von gegenüber nicht so neugierig gewesen wäre, hätten wir möglicherweise noch einen Monat Zeit gehabt, um die Angaben zu erhärten. Vielleicht hätten wir es geschafft. Aber sie wird den Mund nicht halten, wenn sie ihn nicht schon längst aufgemacht hat, und nächste Woche werden sie kommen und mich suchen. Spätestens nächste Woche.«
»Du solltest keinen Tag länger hierbleiben, Silk«, sagte John Butler, der junge Anwalt.
»Ich muß den Brief abwarten«, sagte Silk. »Er hätte schon heute hier sein müssen. Er hat gesagt, er hat ihn Mittwoch abgeschickt. Vor vier Tagen. Montag kommt er an, garantiert.«
Der Brief war von Cindy Morranes Bruder abgeschickt worden, einem Computer-Fachmann (manche fanden, ein Computer-Genie) und glühenden Sozialisten, der in Miami wohnte und Kontakte zu den großen Fluglinien der Vereinigten Staaten hatte.
»Aber es ist doch nicht mehr als eine Xerox-Kopie der Passagierlisten«, sagte Joan Abend.
»Weiß ich«, sagte Silk.
»Mir gefällt das Ganze nicht«, sagte Cindy Morrane. »Du mußt hier weg. Warum gehst du nicht zu deiner Schwester?«
»Ausgeschlossen. Ich liebe meine Schwester, und meinen Schwager habe ich auch gern, und ich möchte nicht, daß sie meinetwegen sterben.«
»Herrgott«, sagte Tryc, »du machst mir allmählich Angst.«
»Gut so. Ihr sollt richtig schön Angst haben.«
»Warte nicht auf den Brief, Silk«, sagte Joan Abend, »tu’s verdammt noch mal nicht.«
»Ich muß den Brief haben«, sagte Silk.
»Was beweist er denn schon? Er beweist nur, daß ein gewisser T. Northwood zu den richtigen Daten in Chicago und Miami war.«
Silk blickte den jungen Anwalt an. »Aber das ist doch ein Riesenschritt vorwärts, oder, John?«
»Er könnte die Gelegenheit zur Tat beweisen, schätze ich.«
»Und weiß Gott gab es ein Motiv«, sagte Silk. »Das hat der Abgeordnete rausbekommen.« In ihrer höflichen Südstaaten-Art nannte Silk ihren toten Freund Floyd Ranshaw immer den Abgeordneten. »Sie haben T. Northwood diese ganze verdammte Stadt gegeben, damit er den Abgeordneten und seine Frau umbringt. Das war das Motiv.«
John Butler massierte nach Anwaltsart sein mächtiges Kinn. »Womit meiner Meinung nach ein unüberwindliches juristisches Hindernis bestehen bleibt.«
»Du meinst, den Beweis zu erbringen, wer T. Northwood wirklich ist?« sagte Silk.
Der junge Anwalt nickte.
»Ich werde es beweisen«, sagte Silk, und ihr hübsches Gesicht bekam einen eigentümlich harten Ausdruck. »Ich weiß nicht wie, aber ich werde beweisen, daß T. Northwood in Chicago und Miami war und daß er sie beide getötet hat und daß man ihm diese Stadt geschenkt hat, damit er es tut, und daß T. Northwood Vincent Imperlino ist.«
»Er wird dich vorher umbringen, Silk«, sagte Cindy Morrane. »Oder umbringen lassen. Du wirst tot sein. Genauso wie der Abgeordnete.«
»Womit alle Beweise vorhanden wären, die ich brauche, oder?«
Silk Armitage blickte in die kleine Runde und lächelte schwach, um allen klarzumachen, daß sie einen Scherz gemacht hatte. Es dauerte eine Weile, bis die anderen sich dazu
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