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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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denn heute zumindest Geld dabei, das Sie als Kaution hinterlegen wollen? Geld, das Sie uns jetzt geben können?«
    Ifasen drehte sich zu den Zuschauerbänken um. Diesmal rief ihn der Richter nicht zur Ordnung, sondern ließ ihm einen Moment lang Zeit, um seinen Blick über die fast leeren Bänke wandern zu lassen.
    »Mr Obeyi«, meinte der Richter nach einer Weile. »Das bedeutet wohl ›Nein‹. Da Sie uns keine Beweise für ein geregeltes Einkommen liefern und auch keine Kaution hinterlegen können,
bleibt mir keine andere Wahl, als Ihnen zu diesem Zeitpunkt die Kaution zu verweigern. Auf welchem Tag ist die Verhandlung angesetzt?«
    Die Staatsanwältin sprang auf. »Auf den siebzehnten März, Euer Ehren.«
    »Die Angelegenheit ist also auf den siebzehnten März vertagt. Der Angeklagte bleibt in Untersuchungshaft.«
    Ehe Ifasen die Möglichkeit hatte, den Mund aufzumachen, wurde er von dem Gerichtsdiener am Arm gepackt und wieder nach unten in den Zellentrakt gebracht. Er begann zu protestieren, doch der Gerichtsdiener hielt ihm seinen fleischigen Finger an die Lippen. Die Treppe roch nach Desinfektionsmittel und war an einigen Stellen noch feucht. Er versuchte die Pfützen zu vermeiden, während er nach unten gezogen wurde und immer zwei Stufen auf einmal nehmen musste.
    Unten übergab ihn der Gerichtsdiener einem Polizisten und schlurfte dann wieder die steilen Stufen nach oben. Ifasen versuchte dem Wärter eine Frage zu stellen, doch dieser schüttelte nur den Kopf. Er packte ihn an seinem Hemd und stieß ihn einen langen Gang entlang. Schließlich blieb er vor einer geschlossenen Tür stehen und suchte nach seinen Schlüsseln, ohne Ifasen loszulassen. Die Metalltür prallte gegen die Wand, und die Schlüssel klirrten, als der Polizist das Gitter dahinter aufsperrte.
    Ifasen wurde wieder in die Abgeschiedenheit gestoßen, die Dunkelheit versiegelte den Raum zwischen ihm und den Wänden der Zelle.

14
    Richard saß im Auto und wartete darauf, dass Abayomi das Gebäude verlassen würde. Er kam sich ziemlich töricht vor, in dieser Gegend mit seinem glänzenden Mercedes in zweiter Reihe zu parken. Ein Straßenverkäufer mit einer Yankees-Schirmmütze auf dem Kopf trat zu ihm und bot ihm Zigaretten an. Er machte sich nicht einmal die Mühe, das Fenster herunterzulassen, sondern winkte nur ab.
    Er genoss die Kühle in seinem Wagen. Ein Pärchen ging Arm in Arm an ihm vorbei, einen Kinderwagen vor sich her schiebend. Das Haar der Frau war lang und schwer, eine schimmernde schwarze Mähne, die bei jedem Schritt funkelte. Ihr Begleiter besaß die Oberarme eines Kraftsportlers und ein attraktives, kantiges Gesicht. Die beiden gaben ein schönes Bild ab, das durch den kleinen Kinderwagen, den der Mann mit einer großen Hand festhielt und schob, nur noch verstärkt wurde. Zu Richards Überraschung bogen sie zu dem heruntergekommenen Wohnblock ein. Mühsam stiegen sie über den Abfall, der dort überall herumlag. Sie versuchten gar nicht erst, den Lift zu rufen, sondern trugen gleich den Kinderwagen die Treppe hinauf.
    Eine junge Frau in weißen Hotpants trat aus dem Schatten eines Baumes und stolzierte zu Richard herüber. Als sie an seine Scheibe klopfte, versuchte er sie ebenso abzuwimmeln wie den
Straßenverkäufer. Doch sie lehnte sich nur nach vorn und enthüllte unter ihrem weit geschnittenen Oberteil kleine, spitze Brüste und einen flachen Bauch. Sie drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger und machte dann eine Drehbewegung, um Richard zu bedeuten, das Fenster hinunterzulassen. Er musste widerstrebend lachen und drückte auf einen Knopf. Die Scheibe fuhr herunter.
    Es war eine hübsche Frau, die ihr Haar im Afrolook buschig frisiert und sich geübt geschminkt hatte. Sie lächelte und entblößte dabei eine Reihe makellos weißer Zähne.
    »Hallo«, sagte sie einladend. »Ich bin Sophie. Und wie heißt du, netter Mann in deinem netten Auto?« Sie klimperte mit den Wimpern und schob ihr Gesicht näher an das seine heran. Richard konnte die Körperwärme spüren, die sie ausstrahlte.
    Ihre Vorgehensweise war so unverblümt, dass er sich nicht in der Lage sah, sie wegzuschicken. »Richard«, antwortete er leise. Er befürchtete, dass sie um seinen Wagen stolzieren und sich neben ihn auf den Beifahrersitz setzen könnte. Oder - noch schlimmer - dass sie einfach seine Tür öffnen und über ihn hinwegklettern würde. Sie zog das lose Shirt noch weiter hinunter und stellte sicher, dass Richard einen guten Ausblick auf

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