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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wütendes Kind mit den Füßen auf. »Geh noch mal hinein. Sag denen … Ach, geh einfach noch mal hinein.« Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen.
    Sunday gehorchte. Diesmal blieb er mehr als zehn Minuten verschwunden. Als er zurückkam, schüttelte er wieder den Kopf und löste damit bei Abayomi ein heftiges Schluchzen aus.
    »Dann bleibe ich«, schlug er vor. »Ich bleibe hier und warte. Gib mir das Geld.«
    Abayomi sah sich hilfesuchend im Korridor um. Doch da war niemand, der ihr hätte helfen können. Sie stand auf und ging zur Doppeltür, die in den Gerichtssaal führte, als überlegte
sie, es dort noch einmal zu versuchen. »Ich muss gehen, mein Liebster«, murmelte sie stattdessen. »Ifasen, ich muss dich allein lassen.« Einen Moment lang legte sie die flache Hand auf die hölzerne Tür.
    »Mach dir keine Sorgen, ma cheri . Dein Sunday- man ist immer noch da. Es wird alles gut gehen. Gib mir einfach das Geld. Okay?«
    Abayomi drehte sich zu ihm um. Sie nickte resigniert. »Pass aber auf«, sagte sie, als sie die Scheine aus ihrer Tasche holte und ihm in die Hand drückte. Sie schloss seine Finger um die Rolle, legte ihre Hand auf seine Faust und sah ihn ernst an. »Ich vertraue dir, Sunday. Richte Ifasen aus … Sag ihm, dass es mir leid tut. Sag ihm, dass ich hier war und gewartet habe, dass sie mich aber nicht hineingelassen haben. Ich war hier, musste dann aber gehen. Richte ihm das aus, ja? Ich muss zu Mandla …« Sie redete auf Sunday ein, als stünde er in direkter Verbindung zu Ifasen und müsste unbedingt begreifen, worum es ging. »Sag ihm, dass wir uns dann heute Abend sehen.«
    » Der Blutegel, der nicht loslässt, auch wenn er schon voll ist, stirbt auf dem trockenen Land «, erwiderte Sunday auf Igbo. Abayomi starrte ihn wütend an, bis er schließlich lachte. »Okay, okay. Keine Angst. Sunday hat alles im Griff, mai sista. Du kannst dich auf Sunday verlassen. Keine Angst. Sunday und das Geld werden hier sein.«
     
    Doch als Ifasen kurz nach zwölf Uhr aus dem Zellentrakt nach oben gebracht wurde, war der Saal fast leer. Zwei besorgt wirkende Mütter klammerten sich aneinander und warteten darauf, dass ihre beim Klauen erwischten Söhne erscheinen würden. Außer ihnen gab es nur noch einen weiteren Zuschauer, der unter seiner schief sitzenden Schildmütze eingeschlafen zu sein schien. Ifasen war es auf der Fahrt mit dem Polizeitransporter
übel geworden, so dass er jetzt auf der obersten Stufe schwankte, ehe ihn der Gerichtsdiener in die Anklagebank stieß. Da er Ifasen wiedererkannte und sich an das Handgemenge der vergangenen Woche erinnerte, blieb er vorsichtshalber in dessen Nähe stehen.
    Ifasen warf einen Blick über die Schulter und suchte die Zuschauerbänke nach Abayomi ab. Jemand muss sie hereinrufen, dachte er und atmete tief durch, um nicht in Panik zu geraten. Er versuchte, die Aufmerksamkeit der beiden Mütter zu erhaschen, doch sie waren zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, um auf ihn zu achten.
    »Mr Obeyi!«, dröhnte eine Stimme, und Ifasen wirbelte herum. Richter Julies saß hinter seinem Tisch und ließ einen Stift zwischen den Fingern hin- und herwandern. »In meinem Gericht spielt vorn die Musik, Sir, und nicht hinten. Dort gibt es nichts für Sie zu sehen. Also drehen Sie sich bitte zu mir.«
    Ifasen nickte entschuldigend, auch wenn sich sein Kopf wie magnetisch angezogen nach hinten wenden wollte. Es war ihm unbegreiflich, dass Abayomi ihn im Stich gelassen haben sollte.
    »Also gut. Die Anklage, bitte.«
    Die Staatsanwältin schob sich die Brille auf die Nase, ehe sie nach der Anklageschrift auf ihrem Pult suchte und diese dem Richter reichte. Er las das Dokument langsam durch, wobei er immer wieder etwas Unverständliches murmelte.
    Jemand betrat den Gerichtssaal. Ifasen schielte mühsam zur Seite, um einen Blick auf die Tür zu erhaschen. Eine ältere Frau war hereingekommen. Sie raschelte laut mit ihrer Einkaufstüte, ehe sie sich auf der Bank niederließ. Der dickliche Gerichtsdiener zog währenddessen einige Schuppen aus seinem Haar. Nach längerem Schweigen legte der Richter die Anklageschrift beiseite und nickte der winzigen Staatsanwältin zu.
    »Euer Ehren, der Angeklagte wird des Handelns mit Drogen
bezichtigt. Außerdem hat er sich seiner Verhaftung widersetzt und es versäumt, der Anordnung eines Mitglieds der südafrikanischen Polizei nachzukommen.«
    Ifasen glaubte, eine Betonung auf dem Wort »südafrikanisch« zu hören, doch

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