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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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neuer Strategien oder die sich stetig ändernden Firmenprioritäten zu akzeptieren. Communications und PR, Internetpräsenz, die Bedeutung von Black Empowerment und Political Correctness - all das waren Konzepte, die er nur mit Mühe ernst nahm. Und dafür galt ihm Richards tiefstes Mitgefühl.
    »Heutzutage haben alle angesehenen Kanzleien einen guten Strafverteidiger«, hatte Richard erwidert und Candice Reeves zugezwinkert, von der er sich ein Lächeln erhoffte. Sie hatte ihn jedoch nur mit einem zweifelnden Blick bedacht.
    »Das dürfen Sie die Leute von Quantal aber nicht hören lassen«, hatte Igshaan entgegnet und seinerseits David Keefer und Selwyn vielsagend angeblickt, als ob allein er die nötige Sensibilität für Black-Empowerment-Fragen besäße.
    »Vielleicht sollten wir einen Nebeneingang für meine Klienten zweiter Klasse anschaffen, damit keine Gefahr mehr besteht, dass sie mit der Elite von Quantal zusammentreffen«, hatte Richard zurückgeschossen und dabei auf ein wenig ruhmreiches Kapitel der südafrikanischen Vergangenheit angespielt. Igshaan hatte zwar finster dreingeblickt, die Bemerkung aber unkommentiert durchgehen lassen.
    Bei Quantal Investments (Proprietary) Limited handelte es
sich um eine private Black-Empowerment-Firma. Mit einem prominenten Aktivisten an ihrer Spitze besaß das Unternehmen nicht nur Verbindungen zu mächtigen Gewerkschaften, sondern hatte sich auch in einer Reihe von lukrativen Geschäftszweigen etabliert und war somit zu einem der größten privaten Konzerne des Landes aufgestiegen. Quantal stand kurz davor, als öffentliches Unternehmen an die Börse zu gehen, was dem Ganzen noch mehr Glanz verleihen würde, besaß die Firma doch nicht nur politische Unterstützung, sondern auch die Glaubwürdigkeit eines Kämpfers der ersten Stunde für die Rechte der Schwarzen. Quantal stellte ein Vorzeigeobjekt des aktiven Kampfes im Finanzsektor dar, wie es der Finanzminister formuliert hatte.
    Für Richards Kanzlei würde es nicht nur große Aufmerksamkeit und hohen Gewinn bedeuten, wenn sie Quantal an Land ziehen würden, sondern langfristig betrachtet versprach eine solche Verbindung auch andere ungeahnte Möglichkeiten. Im Augenblick gehörte es zu den vorrangigen Zielen der Kanzlei, einen solchen Vertrag in trockene Tücher zu bekommen. Igshaan hatte offenbar Verbindungen zu Quantals CEO - Verbindungen, die ihm bereits seine Position in Richards Kanzlei gesichert hatten. Es handelte sich allerdings um einen Kontakt auf recht wackeligen Beinen, den er dennoch bei jeder Gelegenheit an die große Glocke hängte.
    Igshaan und David waren jedenfalls beauftragt worden, sich um eine feste Position der Kanzlei bei Quantal zu bemühen. Die Tatsache, dass man in diesem Fall nicht Richard gebeten hatte, sich um die Angelegenheit zu kümmern, bedeutete für ihn sowohl eine Erleichterung als auch eine Kränkung - ein eindeutiger Hinweis darauf, wie wenig seine Partner von seiner diesbezüglichen Sensibilität hielten.
    Der Versuch, Quantal zu gewinnen, hatte zwangsläufig zu
langwierigen und unangenehmen Diskussionen hinsichtlich der Frage geführt, ob die Kanzlei auch »schwarz genug« sei, Diskussionen, die durchsetzt waren von verklausulierten Anspielungen auf Igshaans unklaren ethnischen Hintergrund. Ursprünglich hatte man beschlossen, einen schwarzen Partner für die Firma zu finden (»Einen richtigen Schwarzen«, wie Selwyn ungeniert gemurmelt hatte), um diesem ein großzügiges Angebot und eine sofortige volle Partnerschaft anzubieten.
    Die Stelle wurde ausgeschrieben, und Bewerbungen tröpfelten nur langsam herein. Igshaan hatte den Partnern mitgeteilt, dass Quantals CEO diesen Schritt sehr begrüßt und ihm zu verstehen gegeben habe, mit dem richtigen Partner werde die Kanzlei durchaus interessanter für sie. Ihm war beinahe der Speichel aus dem Mund getropft, als er den anderen im Vorstand davon erzählt hatte.
    Eine Verbindung zu einem russischen Gangster konnte allerdings, falls sie bekannt würde, potentielle Kandidaten und vielleicht sogar Quantal selbst abschrecken. Die dramatischen Korruptionsfälle der letzten Jahre hatten im ganzen Land Misstrauen gesät, so dass bereits der bloße Verdacht einer möglichen Absprache reichte, um die Beziehung zur Öffentlichkeit zu vergiften.
    Gleichzeitig ließen sich die finanziellen Vorteile eines Klienten wie Svritsky nicht vom Tisch wischen - nicht einmal von Igshaan. Der Russe war ein zahlungskräftiger Mandant, der der Kanzlei

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