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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Farbe von Motoröl. Das schlaflose Wochenende im Gefängnis und die Angst vor dem, was ihn erwartete, hatten Ifasen zutiefst erschöpft.

    Die Anzahl der Männer in den Gefängniszellen war seit seiner Festnahme am Freitag stetig größer geworden. Sobald er die Gelegenheit bekam, hatte er versucht, Abayomi auf ihrem Handy anzurufen. Sie hatte nicht abgehoben, und er war zu ihrer Voicemail umgeleitet worden. Er hatte ihr eine Nachricht auf Igbo hinterlassen und sich bemüht, nicht zu verängstigt zu klingen. Die Polizisten um ihn herum hatten beim Klang der fremden Sprache die Stirn gerunzelt, und eine junge Frau in Uniform, das hübsche Gesicht hässlich verzerrt, hatte ihn angebrüllt: »Sprich Englisch, du Arschloch! Wir sind hier in Südafrika!«
    Hastig beendete Ifasen seine Nachricht, indem er Abayomi mitteilte, dass ihm alles sehr leid tue. Das Ganze sei ein großes Missverständnis, und er würde sich sicher bald wieder auf freiem Fuß befinden. Doch in Wahrheit bezweifelte er das. Mit dem Eintreffen von Inspector Jeneker hatte sich seine Lage noch einmal verschlechtert. Der Polizeibeamte zeigte offen seine Genugtuung darüber, dass Ifasen verhaftet worden war. Er brachte ihn in eine kleine Untersuchungszelle hinter dem Dienstzimmer.
    »Zieh dich aus, Nigel«, befahl er.
    Ifasen starrte den Inspector verständnislos an. Für einen Moment glaubte er, der Mann wäre betrunken, so sehr schwankte er hin und her und spuckte beim Sprechen.
    »Alles, Boetie . Die ganzen Klamotten. Los, runter damit!«
    Langsam öffnete Ifasen seinen Gürtel. Doch Jeneker trieb ihn zur Eile an, bis die Kleidung in einem unordentlichen Haufen auf dem Boden lag. Ifasen machte sich Sorgen über den Dreck auf dem Fußboden. Falls sein Hemd schmutzig werden würde, musste er es am Wochenende wieder waschen. Er behielt seine Unterhose an, doch der Inspector riss ihm auch diese herunter, wobei er das Gummiband kaputt machte.

    Ifasen wandte dem Mann den Rücken zu. Dreckige Finger hatten Flecken an der Wand hinterlassen. Er versuchte, nicht an die Stellen zu kommen, wo der Schmutz besonders dick war. Dann spürte er, wie ihn Hände in Latexhandschuhen gegen die kalte Wand stießen. Unwillkürlich spreizte er die Arme, als seine Beine auseinandergedrückt wurden. Jenekers Hände klatschten auf seine nackte Haut, rammten gegen seine Leiste, ließen ihn zusammenzucken.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie das tun, Sir. Warum ist das nötig?«
    Sein Versuch, mit Jeneker zu verhandeln, wurde durch einen heftigen Ellbogenhieb in seinen Rücken beantwortet. Luft entwich hörbar seinen Lungen.
    Danach sah ihm Jeneker zu, wie er sich wieder anzog, und schlug sich dabei mit der Faust immer wieder in die linke Handfläche. Die Handschuhe lagen zerknüllt auf dem Boden zu seinen Füßen. Ifasen konnte das Knistern des Funkgeräts im Nebenzimmer hören. Jemand rief etwas, aber Jeneker antwortete nicht. Er rührte sich nicht einmal von der Stelle, sondern beobachtete Ifasen so aufmerksam, dass dieser sich fragte, ob noch etwas anderes von ihm erwartet wurde.
    »Mein Sohn heißt Mansoor.« Jenekers Stimme klang angespannt. »Vor zwei Jahren hat er in allen Fächern zu den Besten seiner Klasse gehört. In Mathe, Biologie, Englisch, Erdkunde. Überall hatte er Bestnoten. Auch im Sport. Er war im Kricket Vizekapitän der Schule und beim Fußball der beste Stürmer des Teams.«
    Ifasen blickte nicht auf, sondern konzentrierte sich darauf, seine Hose sauber zu klopfen und seine Socken anzuziehen. Auf einmal glitt Jenekers Hand unter sein Kinn und packte ihn am Kiefer. Der Geruch nach Latex und Puder ließ ihn würgen. Der Inspector riss Ifasens Kopf hoch, bis sich die Blicke der beiden
Männer trafen. Der des Beamten war voller Hass. Ifasen bemerkte die braunen Flecken in der grünen Iris. Der Atem des Mannes schlug ihm unangenehm feucht ins Gesicht.
    »Dann kam irgendeine nigerianische Ratte daher und hat Tik mit Erdbeergeschmack verteilt.« Jeneker stieß Ifasen angewidert von sich. »Und weißt du, was mein Sohn jetzt macht, Nigel? Weißt du das?«
    Ifasen schüttelte zaghaft den Kopf, um den Mann nicht noch weiter gegen ihn aufzubringen.
    »Jetzt zieht er durch die Gegend, klaut Glühbirnen und nimmt den Leuten ihr Handy ab, um sich den nächsten Kick zu verschaffen.«
    Vor Ifasens innerem Auge tauchte Khalifah auf. Er wusste nicht, was Jeneker von ihm hören wollte. Falls er überhaupt etwas hören wollte. Konnte er sich für etwas entschuldigen, was ein

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