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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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versprochen, dass er alles tun würde, um ihr zu helfen. Sie legte leicht den Kopf zur Seite und offenbarte für einen Moment die verspielte junge Frau, die am Telefon so keck mit ihm gesprochen hatte. »Was möchtest du trinken? Einen Saft?«
    »Einen Kaffee«, erwiderte er, was sie aus irgendeinem Grund belustigte.
    »Er möchte einen Kaffee«, wiederholte sie vielsagend seinen Wunsch, als der Kellner kam. Der Mann blieb wie angewurzelt vor ihr stehen und starrte sie an, bis es fast unhöflich wurde. Abayomi schien sich daran nicht zu stören, sondern schickte ihn gekonnt fort. »Das ist alles, mein Lieber. Nur ein Kaffee. Danke.« Der Kellner blinzelte unsicher und eilte davon.
    Richard schüttelte lächelnd den Kopf. »Siehst du, was du den Männern um dich herum antust? Du bist eine Gefahr für uns alle. Der Arme wusste gar nicht, wohin mit sich selbst.«

    »Er wird sich schon wieder beruhigen. Das tun sie immer«, entgegnete Abayomi nüchtern. Sobald der Kellner in der Küche verschwunden war, verflüchtigte sich ihre Leichtigkeit. Sie besaß eine innere Zerrissenheit, die Richard faszinierte - wie Schatten, die über dem Meer spielen. Er war sich noch immer nicht sicher, ob sie vor ihm in eine Rolle schlüpfte oder nicht. Doch als sie nun weitersprach, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, dass sie ihm ihr wahres Gesicht zeigte.
    »Ich habe ein Problem«, begann sie. »Ein enger Freund der Familie ist verhaftet worden. Gestern ist er vor Gericht erschienen, aber man wollte ihn nicht auf Kaution freilassen. Sie haben seine Anhörung um eine Woche verschoben, auf nächsten Montag, um weitere Nachforschungen anstellen zu können. Ich bräuchte nur einen Rat von dir, wie er das nächste Mal auf Kaution freikommt.« Sie sah Richard eindringlich an. »Ich würde dich nicht um Hilfe bitten, wenn es nicht so wichtig für … für meine Familie wäre. Das Ganze ist ein schreckliches Missverständnis, aber wegen seiner Herkunft … weil er aus Nigeria stammt … Na ja, niemand will ihm helfen.«
    Richard war insgeheim erleichtert, dass ihre Probleme strafrechtlicher Natur waren. Er hatte erwartet, dass sie ihn wegen ihres Status als Flüchtling um Rat fragen würde, was ein Gebiet betraf, auf dem er keinerlei Erfahrungen hatte. Was die Vorgehensweise des Amtsgerichts betraf, so befand er sich auf vertrautem Terrain und wusste genau, welche Schritte als Nächstes folgen würden. Er fühlte sich sogleich sicherer, als ob er etwas Wichtiges beizutragen hätte.
    Er erkundigte sich danach, was dem Mann zur Last gelegt wurde. Abayomi war sich nicht sicher. Sie versuchte, die Worte des jungen Constable wiederzugeben, der die handschriftlichen Notizen im Register kommentiert hatte. Als Richard klar wurde, dass es um Drogen ging, man aber offensichtlich keine Drogen
an dem Mann gefunden hatte, war für ihn der Fall eindeutig.
    »Gut«, sagte er. »Wegen Drogenbesitzes wird man ihn also nicht anklagen können. Es wird vielmehr um den Handel mit Drogen gehen.« Er sprach mit ernster Stimme und langsam, um zu sehen, wie sie seine Äußerungen aufnahm. »Wenn man ihn wegen Handels oder dem Versuch zu handeln anklagt, aber keine Drogen hat, die er angeblich verkaufen wollte … Vielleicht ist er in irgendeine krumme Sache geraten, und das Ganze basiert allein auf der Aussage eines Informanten. Ergibt das einen Sinn?«
    Abayomi nickte. »Ja«, erwiderte sie. »Einer der Polizisten, die mit dem Fall zu tun haben, will schon seit langem Ifa … ihm das Leben schwer machen. Aber ich verstehe nicht, wie ein Mann so viel Macht haben kann. Wieso darf er sich auf diese Weise benehmen … und … einfach jemanden einsperren, ohne handfeste Beweise zu haben?«
    Richard fühlte sich auf einmal in einer merkwürdigen Verteidigungshaltung gegenüber dieser fremden Frau, die das Rechtssystem kritisierte, für das er arbeitete. Er war eine Weile still, bis sich der Anflug von Ärger gelegt hatte. »Polizisten haben in Südafrika viel Macht. Jedenfalls anfangs. Aber es gibt auch Kontrollinstanzen, die dagegensteuern.«
    Abayomi sah ihn skeptisch an.
    »Offenbar haben die Kontrollinstanzen in diesem Fall nicht funktioniert. Dein Freund muss eine Woche im Gefängnis verbringen. Doch sobald sich der Richter die Sache genauer angesehen hat, wird er ihn bestimmt auf Kaution freilassen. Da bin ich mir sicher. Wenn er wieder vor Gericht erscheinen muss, ist es jedenfalls wichtig, dass er auf einer Kaution besteht. Und jemand muss mit dem Geld da sein,

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