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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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damit sie sofort bezahlt werden kann.«

    Abayomi wirkte noch immer nicht überzeugt. »Vor Gericht wird Afrikaans gesprochen«, erklärte sie. »Und selbst wenn sie Englisch sprechen, ist es schwer zu verstehen. Sie reden alle so schnell und warten gar nicht ab, ob wir sie auch verstanden haben.«
    »Wie wäre es«, meinte Richard schnell entschlossen, »wenn du mich am nächsten Montag anrufst, falls ihm keine Kaution gewährt wird? Dann komme ich und kümmere mich um die Sache. Einverstanden?«
    Sie lächelte, als hätte sie auf dieses Angebot gewartet. Ihre vollen, weichen Lippen kräuselten sich an den Mundwinkeln. Ihre Haut kam ihm diesmal heller als das letzte Mal vor. Sie erinnerte ihn an die Farbe von Zimt. »Danke«, sagte Abayomi. »Du bist ein guter Mann, Richard.«
    Er wollte gerade antworten, als der Kellner mit dem Kaffee an ihren Tisch trat und die Tasse vorsichtig vor ihm absetzte. Wieder wartete der Mann, bis Abayomi freundlich abwinkte. Ihre Stimmung hatte sich deutlich verbessert. Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck Orangensaft. Ihre Lippen legten sich um den unteren Rand des Glases. Richard ließ seinen Blick über ihr Gesicht wandern und versuchte sich jede Besonderheit darin einzuprägen.
    Sie bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Was?«
    »Nichts«, erwiderte er, fügte dann aber hinzu: »Ich schaue dich nur einfach gern an.«
    Sie stellte das Glas vor sich auf den Tisch und winkte ihm spielerisch zu. »Dann muss ich dir den Blick wohl in Rechnung stellen.« Sie lachte heiser, wobei ihre Augen leuchteten. Richard errötete bei der Erwähnung von Geld, merkte aber gleichzeitig, wie er schneller zu atmen begann. Sie übte eine starke körperliche Anziehung auf ihn aus.
    »Also … Mr Richard Calloway, Mr Rechtsanwalt. Ich habe
dir gezeigt, was das Mutterland Nigeria für dich tun kann. Das war neu und aufregend, oder nicht?« Ihre Stimme hatte etwas Forderndes, so dass Richard noch röter wurde. Sie warf ihm einen spöttisch sittsamen Blick zu. »Also, Mr Rechtsanwalt, hier bin ich die Fremde. Welche neuen Dinge kannst du mir zeigen? Wohin kannst du mich entführen? Was kannst du mir in deiner afrikanischen Stadt präsentieren?«
    Richard war sich nicht sicher, was sie meinte, und sah sie fragend an. Zu seiner Erleichterung sprach sie weiter, ehe er sich eine Antwort überlegen konnte.
    »Zeig mir etwas in deiner afrikanischen Stadt. Aber nicht diese stinkende Pfütze am Meer, die ihr eure Waterkant nennt. Wo ich herkomme, da haben wir das Nigerdelta, das voller Schiffe, Menschen und Tiere ist. Es ist so riesig, dass es schon fast ein eigenes Land darstellt. Und auch nicht diese kleine Kabine, die die Touristen den Berg hinaufbringt, damit sie nicht in der Sonne laufen müssen. Und auch nicht die teuren Restaurants, wo man angeblich afrikanisches Essen serviert bekommt, aber das Mineralwasser mit Eis und Zitrone trinkt. Und bitte auch nicht eine dieser Farmen, wo Weiße ihren Wein trinken und die Geschichte dieses Landes und seine Sklaven vergessen.«
    Richard überlegte, wie er antworten sollte. Er konnte es sich nicht leisten, etwas Flapsiges zu erwidern. Ihr Tonfall klang zwar freundlich spöttisch, aber es war klar, dass sie es ernst meinte. Sie wollte ihn herausfordern.
    »Meiner Meinung nach«, fuhr sie fort, »halten sich die Weißen in diesem Land für echte Afrikaner. Aber in Wirklichkeit wollen sie gar nicht in Afrika leben. Sie schleppen lieber ganze Teile Europas übers Meer, um sie hierherzuverpflanzen. Um den schwarzen Kontinent aufzuhellen. Man darf nicht …«
    » Zorina’s «, platzte Richard heraus.
    »Corinna?«, fragte sie, offenbar erfreut, dass sie ihn endlich
zu einer Antwort gedrängt hatte. »Was hast du gesagt? Corinna?«
    »Nein - Zorina’s . Wir gehen zum Mittagessen zu Zorina’s .«
    Richard war selbst erst einmal dort gewesen, erinnerte sich aber noch gut an die schlichten, sauber gewischten Plastiktische. Das Lokal war sowohl bei Bauarbeitern in schmutzigen Overalls als auch bei teuer gekleideten Geschäftsleuten mit bunten Krawatten sehr beliebt. Am Freitag hatte es zwar zum Gebet geschlossen, aber sonst war es die ganze Woche über offen.
    »Die Besitzerin ist Malaiin«, erklärte er. »Eine Nachfahrin von Sklaven. Sie lebt im Bo-Kaap, wo schon ihre Vorfahren gewohnt haben, gleich neben einer kleinen Moschee. Ihr Lokal ist dort ganz in der Nähe. Es ist im Grunde nur ein Loch in der Wand, aber sie macht phantastische Salomies mit

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