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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Grund für den Staatsanwalt, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Es sei denn, sie haben den Zeugen, dachte er und war auf einmal hellwach.

    Nadine fuhr fort. »Dumbela möchte, dass Sie Svritsky noch heute Morgen ins Gericht bringen. Ansonsten lässt man ihn verhaften.« Um der dramatischeren Wirkung willen machte sie eine kurze Pause. »Man will seine Kaution aufheben.« Es war zu hören, dass sie diese Nachricht freute.
    »Was? Verdammter Mist! Hat Dumbela auch gesagt, warum?«
    Er ging im Kopf bereits die Termine durch, die er für heute geplant hatte. Ein unerwarteter Tag vor Gericht würde seinen ganzen Kalender durcheinanderbringen.
    »Hat Dumbela erklärt, worum es geht?« Er wusste, dass die Frage nutzlos war. Der Staatsanwalt würde niemals freiwillig mit solchen Informationen herausrücken, und Nadine würde sich auch nicht danach erkundigen.
    »Nein. Er meinte nur, dass es ernst sei. Er möchte Sie dringend sprechen«, erwiderte sie. Richard hörte, wie sie auf der Computertastatur tippte. »Ich habe Ihre Vormittagstermine bereits verschoben. Mrs Heath kommt jetzt morgen, und Lionel Jowdry hat seinen Termin auf heute Nachmittag verlegt.«
    »Gut … Danke.« »Den Russen habe ich nicht angerufen«, fügte sie noch hinzu und legte auf.
    »Natürlich nicht«, sagte er laut.
    Er wählte Svritskys Nummer und drückte dann auf die Verbindungstaste. Sein Klient klang verschlafen, als er sich mit belegter Stimme meldete. Als er jedoch hörte, dass die Staatsanwaltschaft seine Kaution aufheben lassen wollte, war er sofort hellwach.
    »Die versuchen nur, mich zu verunsichern, Richard«, erklärte der Russe wütend. »Es ist nichts passiert. Sagen Sie denen, dass sie mich mal können. Die sollen mich in Ruhe lassen, verdammt! Ich komme nicht ins Gericht. Das ist doch Scheiße. Das können Sie denen ausrichten.«

    »Seien Sie nicht albern, Stefan«, entgegnete Richard. »Sie sind auf Kaution frei, und die Staatsanwaltschaft kann diese jederzeit widerrufen. Wenn Sie nicht ins Gericht kommen, wird man Sie verhaften lassen. Dann werden Sie auf keinen Fall wieder rauskommen.« Sein Handy vibrierte erneut, um einen Anruf von Dumbela anzuzeigen. »Hören Sie, Stefan. Der Staatsanwalt versucht mich gerade zu erreichen. Kommen Sie einfach ins Gericht. Und zwar sofort.« Ehe er auf den zweiten Anruf umschaltete, hörte er noch eine wütende Tirade aus Flüchen und Beschimpfungen. Dann wurde Svritsky abgeschnitten.
    »Bradley, was zum Teufel soll das? Warum soll die Kaution meines Klienten zurückgezogen werden?« Das Adrenalin, das durch seinen Körper schoss, ließ Richard schroff werden.
    »Ihr Klient hat einen Zeugen eingeschüchtert.« Dumbela klang ebenso scharf. »Wenn er nicht um neun Uhr vor Gericht erscheint, werde ich Richterin Abrahams bitten, seine Kaution zurückzuziehen und ihn verhaften lassen. Stellen Sie also sicher, dass er da ist.« Noch ehe Richard antworten konnte, war die Leitung tot.
    Wütend starrte er auf den langsam dahinkriechenden Verkehr. »Was zum Teufel hast du jetzt schon wieder ausgefressen, Svritsky?« Seine Stimme klang in dem engen Raum des Autos blechern und hohl. Er lehnte sich vor und schaltete das Radio ein, während er ungeduldig mit dem Bein auf der Kupplung hin- und herwippte und darauf wartete weiterzufahren.
     
    Amtsrichterin Shirley Abrahams bedachte Richard mit einem strengen Blick, als dieser gemeinsam mit Svritsky den Saal betrat. Die beiden hatten sich zehn Minuten verspätet, und die Richterin hatte bereits mit der Abarbeitung der Vertagungen auf ihrer Liste begonnen. Sie wartete, bis sie sich hingesetzt hatten, ehe sie Dumbela demonstrativ aufforderte, mit seinen Terminverschiebungen
für andere Fälle fortzufahren. Der Staatsanwalt schenkte Richard ein schmallippiges Lächeln und wandte sich dann seinem nächsten Punkt zu. Die Vertagungen dauerten eine halbe Stunde, in der Svritsky wütend die Luft einzog und immer wieder wie eine Dampfmaschine mit Überdruck zischte.
    Endlich war die Liste abgearbeitet, und Richterin Abrahams gab Richard ein Zeichen. Er nahm seinen Aktenkoffer und trat in die Bank des Verteidigers.
    »Mr Svritsky, bitte auf die Anklagebank.« Richterin Abrahams hielt eine Hand hoch, um Dumbela davon abzuhalten, dass er fortfuhr, ehe sich der Russe nicht an seinen Platz begeben hatte. Laut seufzend schlurfte Svritsky nach vorn und ließ sich dort nieder.
    Der Staatsanwalt stand auf und verkündete, um welchen Fall es sich handelte. Richard wollte sich

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