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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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der unbewussten Angst, ihm damit seine letzten Geheimnisse zu entreißen, mehr von ihm zu erfahren, als sie eigentlich wissen wollte? Oder hatte es sich ganz einfach nur nie ergeben und sie ließ sich von der eigenartigen Stimmung, die sie gerade erfasst hatte, nur dazu hinreißen, etwas hineinzuinterpretieren?
    In einem Punkt war sie sich aber sicher. In einem gewissen Sinn war sie eifersüchtig auf »Mama Maria .« Das lag wahrscheinlich daran, dass diese Frau viel besser kochen konnte als sie. Eine moderne Frau, als die sie sich trotz ihrer 43 Jahre sah, definierte sich gewiss nicht über ihre Fähigkeit zu kochen, es sei denn, sie war Haubenköchin oder etwas in dieser Art. Und dennoch, wenn sie sich daran erinnerte, wie tapfer und ohne zu klagen sich Mario letzte Woche mit ihren mit Blattspinat und Mozzarella gefüllten Cannelloni auseinander gesetzt hatte, überkam sie ein Gefühl des Zorns auf diese kleine, ältere, italienische Frau. Die zumindest bei seinen Lieblingsspeisen das Maß der Dinge war. Ob ihr »Mama Maria« vielleicht raten konnte, was sie falsch gemacht hatte? Natürlich nur bei den Cannelloni.
    Nach den Vorkommnissen der letzten beiden Tage, eigentlich waren es ja Nicht-Vorkommnisse gewesen, die sie so in Rage gebracht hatten, also nachdem, was Mario sich in den beiden Tagen erlaubt hatte, hatte sie eigentlich auf längere Zeit auf stur schalten wollen. Aber dann hatte Tante Nettie angerufen. Bei der Gelegenheit hatte sie endlich erfahren, was eigentlich vorgefallen war.
    Etwas später war plötzlich der Mann vom Blumengeschäft mit diesem prachtvollen Rosenstrauß vor der Türe gestanden. Das hatte sie eigentlich sehr lieb gefunden. Dass Mario ihren damaligen Code d’ Amour etwas durcheinander gebracht hatte, spielte dabei keine Rolle.
    Schließlich hatte sich auch noch Franca gemeldet und in höchsten Tönen von der Arbeit Palinskis und seinem Talent geschwärmt, Probleme unkonventionell anzugehen. Und Francas Meinung hatte Gewicht, Wilma hielt sie für eine der intelligentesten, taffsten Frauen, die sie kannte.
    Spätestens nach diesem Gespräch war ihr Zorn auf Mario geschmolzen wie der Schnee unter den warmen Strahlen der Frühjahrssonne. Im Grunde genommen war sie froh darüber, denn trotz ihres häufig martialischen Gehabens, eines reinen Schutzmechanimus’, war sie ein Mensch, der nichts mehr liebte als Konsens und Frieden.
    Noch dazu, wo sie Mario heute ohnehin von dem Brief der Bittners aus Singen berichten musste. Die zukünftigen Schwiegereltern ihrer Tochter Tina würden sich freuen, die »Bachlers« bald wieder im Hegau begrüßen zu können. Es wäre doch langsam an der Zeit, die Einzelheiten der Hochzeit der »Kinder« zu besprechen. Das schlampige Verhältnis der beiden ging dem erzkonservativen Anwalt und seiner Frau wohl stark gegen den Strich.
    Als Mario vorhin angerufen, sich leidenschaftlich »meaculpisiert« und sie fast angefleht hatte, sich heute Abend mit ihm bei seiner »Mama Maria« zu treffen, hatte sie keine Kraft mehr gehabt nein zu sagen. Vor allem aber auch keine Lust. Er hatte eingeräumt, noch mit einigen Leuten sprechen zu müssen, aber »das wird nicht so lange dauern. Dann gehört der Abend uns .« Das hatte sie gerne zur Kenntnis genommen, obwohl ein Rest von Skepsis geblieben war. Aber sie würde ihn schon an sein Versprechen erinnern.
    Schon wieder klingelte das Telefon. Diesmal war es Harry, der sich wieder einmal meldete. Ihr Sohn wollte jetzt doch noch bis Ende des Monats in London bleiben, er habe einen interessanten Job gefunden, den er unbedingt wahrnehmen wollte.
    »Schönen Gruß an alle und tschüss, Mami.« Und das war´s dann auch schon gewesen. Obwohl sie noch so viel länger und mehr mit ihrem Buben hätte sprechen wollen.

     
    *

     
    Als Palinski das kleine Extrazimmer bei »Mama Maria« betrat, das er vorsorglich hatte reservieren lassen, waren bereits die Wallners und die Schneckenburgers anwesend. Ja tatsächlich, der Ministerialrat hatte heute wirklich einmal seine Moni mitgebracht. Wahrscheinlich hatte er von Wilmas Kommen gehört und gemeint, es sei eine gute Gelegenheit, seiner Frau nach der Geburt des kleinen Lukas vor einem knappen Jahr wieder einmal Auslauf zu verschaffen. Oder um zu beweisen, dass es seine Monika im Gegensatz zur Frau des legendären Inspektors Columbo wirklich gab und sie nicht nur ein dramaturgischer Schmäh war. Wie manche schon scherzhaft gemunkelt hatten.
    Nach dem das im Falle der Anwesenheit hübscher

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