Würstelmassaker
nur nicht in Wien waren, konnte nur ein einziger in dieses Schema passender Fall festgestellt werden.
Wallner ließ sich die Wohneinheit B 32 öffnen und warf einen Blick hinein. Da die neue Mieterin erst heute eingezogen war, herrschte noch einige Unordnung. Warum sie allerdings die Lade aus dem Arbeitstisch genommen und am Boden abgestellt hatte, konnte sich der Oberinspektor nicht erklären. Aber das musste auch überhaupt nichts bedeuten.
Sicherheitshalber tastete Wallner die Innenseite des Ladeneinschubs vorsichtig ab. Dabei fand er nichts außer einem kleinen Rest transparenten Klebebands. Auch dafür gab es sicher eine völlig harmlose Erklärung. Dennoch steckte er den Fund routinemäßig in eines dieser kleinen Plastiksackerln, die er immer mit sich führte.
Er machte sich eine entsprechende Notiz und nahm sich vor, die Studentin …, er warf einen Blick auf den Block, um den Namen ablesen zu können, … Marisa Freiberger bei Gelegenheit danach zu fragen. Hübscher Name Marisa, er überlegte, wie das Mädchen wohl aussah.
Im Anschluss daran brachten die Beamten Arthur Melham aufs Kommissariat und begannen mit der ersten Einvernahme.
*
Widerwillig zwängte sich Palinski in seinen leichten Sommeranzug. Festivitäten im Haus der Eltern der Frau, mit der er seit 24 Jahren nicht verheiratet war, waren immer eine steife Sache. Selbst wenn es sich um eine Einladung zum »Barbecue« in den schönen Garten auf der Hohen Warte handelte.
Strikt abgelehnt hatte er aber Wilmas Ansinnen, sich doch ausnahmsweise auch einmal eine Krawatte um den Hals zu binden. »Da bekomme ich alle Zustände«, ereiferte er sich, »Atemnot, Schwindelgefühle, das kann bis zur temporären Impotenz führen«, er grinste sie beziehungsvoll an. Jetzt musste auch sie lachen. »Nun, das wollen wir doch nicht riskieren«, gab sie sich scheinbar geschlagen, bestand aber zumindest auf ein schick geknotetes Halstuch. Na bitte, damit konnte er leben.
Was als schlichtes Familientreffen zu Ehren von Professor Dr. Bachlers Schwester Miriam und ihrem Mann, einem venezianischen Kaufmann namens Carlo Antonino angekündigt worden war, erwies sich schließlich als eine zunächst ziemlich steife Angelegenheit mit mehr als 30 Akteuren. Alles Verwandte und Freunde der Familie.
Im großzügig dimensionierten Garten waren eine Sektbar, ein Bierausschank und drei Griller aufgebaut worden, dazu noch zwei Buffets mit Salaten, Gebäck und Folienerdäpfeln. Aus einer beleuchteten Kühltheke konnte man das mengenmäßig großzügig bemessene und qualitativ hervorragende Grillgut sogar selbst auswählen. Ja, die Bachlers hatten Geld und machten bei solchen Anlässen auch nie ein Hehl daraus.
Tante Miriam, die Palinski bereits einige Male erleben hatte müssen, war vom Anti-Mario-Virus ebenso befallen wie der Großteil der übrigen Familie und hatte nur ein knappes: »Schön, Sie zu sehen, Mario« für ihn übrig.
Erfreulicherweise erwies sich aber der etwa 60-jährige Carlo als sympathischer, ja richtig netter Kerl. »Icke aben schon molto über dir geört«, radebrechte er mit diesem typischen Akzent, an dem man Deutsch sprechende Italiener immer und überall jederzeit erkennen konnte. »Nigt nur gutes, ma questa non far niente .« Er lachte, »wenne Miriam nigte mag, isse mir gleicke sympatico .«
Palinski hatte offenbar einen Bruder im Geiste und einen unter der, den meisten Angehörigen dieser Familie eigenen Arroganz ebenso wie er Leidenden vor sich.
»Ich weisse nickte, warume la famigila Backler pensa, sie isse etwas extraordinaria«, Onkel Carlo trug heute sein Herz auf der Zunge und scheute sich auch nicht, diese zu zeigen. » Ma noi siamo simile. Siamo amici. Cincin Mario«, prostete er seinem Gegenüber zu.
Obwohl Palinski sich inzwischen für einen erprobten Einzelkämpfer in diesem Dschungel hielt, war er froh, auf einen Verbündeten gestoßen zu sein. »Und wie lange bleibst du in Wien?«, wollte er von dem Italiener wissen . Doch der zuckte nur mit den Achseln. »Weiße nigte, come Miriam vole. Un giorno, un mese? Icke denken aber, una settimana o cosi. «
Eben als Palinski in die ihn von seinem Teller aus anlachende, zugegebenermaßen etwas fette Bratwurst beißen wollte, kam Wilma vorbei und se tzte sich zu den Beiden.
»Das ist aber nicht das richtige Essen für mein Dickerchen«, scherzte sie mit erhobenem Finger . Palinski wusste aber, dass sie es durchaus ernst meinte. »Warum hast du dir nicht eine dieser köstlichen
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