Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
an Wasser gebundenen Tieren in der Sahara ein Beweis für dort einst zusammenhängende fruchtbare und Wasser führende Gebiete.
Klippschliefer und Gundis
In der Hammada sieht man tagsüber auf Felsblöcken Gruppen von meerschweinchenartigen Nagern, die Kammfinger oder Gundis. Neben dem Sahara-Gundi (
Massoutiera mzabi
) kommen die Arten
Ctenodactylus vali
und
Ctenodactylus gundi
in der algerischen Geröllwüste und im Atlasgebirge vor. In den Hoggar-Bergen können die Gundis gemeinsam mit den ähnlichen, aber murmeltiergroßen Klippschliefern der Gattung
Procavia
siedeln. Diese sind jedoch keine Nagetiere, sondern gelten als urtümliche Huftiere, verwandt mit Elefanten und Seekühen. Ihre Zehen sind von hufartigen Plattnägeln geschützt. Die hamsterartig langen, gepolsterten Fußsohlen schwitzen beim Laufen durch viele Drüsen. Auf diese Weise können die Schliefer sich sicher im Fels bewegen, verlieren aber zugleich Körperflüssigkeit. Sie ernähren sich von Laub, Zweigen und Gräsern.
Auch die Gundis flitzen dank langer Krallen und ähnlich gepolsterter Fußsohlen über die Felsblöcke, doch schwitzen ihre Sohlen nicht. Schienbein und Wadenbein sind bei den Gundis zudem frei gegeneinander beweglich. So gewinnt das Sprunggelenk des Fußes große Bewegungsfreiheit zum Klettern. Beide Tiergruppen sind auf schützende Nischen im Fels angewiesen, denn sie können dort keine Höhlen graben und auch keine Nester bauen. Entscheidend für das Vorkommen der Klippschliefer in den hohen Bergen ist, dass sie ihre Körpertemperatur nur schlecht konstant halten können. Obwohl ihr kurzes, braunes Fell sehr dicht ist, isoliert es schlecht. Ihnen wird deshalb rasch zu heiß und sie benötigen Kühlung – also Schatten, Unterschlupf im Fels oder ein Bad in den wassergefüllten Gesteinsmulden ihres Lebensraums. In der Wüste nützlich hingegen sind ihr niedriger Stoffwechsel sowie die Fähigkeit, mit wenig Wasser auszukommen und den Ausscheidungen Flüssigkeit zu entziehen.
Das dichte, seidige Fell der Gundis isoliert hingegen sehr gut – so überstehen sie die kalten Winternächte der Nordsahara, denn die Gundis halten keine Winterruhe. Auch muss der Pelz die Tageshitze gut abhalten, denn die Felsen können sehr heiß werden. Die geselligen Kletterer verzehren auch derbere Pflanzenteile als die Schliefer: Mit ihrem Nagergebiss zermalmen sie selbst die außerordentlich harten Akaziendornen.
Gefahr droht Schliefern wie Gundis von großen Greifvögeln, besonders zur Zeit des Vogelzugs im Februar/März und im Herbst, wenn die großen Adlerarten über die Sahara hinwegziehen. Weitere Beutegreifer sind der Wüstenwaran, Fuchs und Schakal sowie die seltene Sandkatze und der Wüstenluchs (Karakal). Aufgrund ihrer großen Ähnlichkeit werden beide Arten kurzerhand Gundi genannt. Dieses arabische Wort bedeutet treffend »der Wächter«. Denn bei so vielen Feinden stellen die Kolonien beider Gruppen Wachposten auf.
Fernwanderer Schieferfalke
Einen ganz besonderen Lebenswandel führt der blaugraue Schieferfalke (
Falco concolor
). Der kleine Greif mit den schwefelgelben Füßen und ebensolchen Wachshäuten am Schnabel und um die Augen verlässt die Baumsavannen des tropischen Afrika im März am Ende der Regenzeit. Anschließend steuert er nordwärts die Felsküsten am Roten Meer und die heißen Wüstengebiete der Negev sowie der Sahara in Libyen an. Dort sucht er sich schattige Nischen in steilen Felsklippen, um zwei bis drei Eier zu bebrüten. Wenn im August die Jungen schlüpfen, ist die günstigste Zeit, um Zugvögel aus Europa und Asien abzupassen, die nun die Sahara südwärts überqueren. Das Brutgebiet liegt deshalb bevorzugt am Rand von Wadis, deren Pflanzenwuchs Wasser und Nahrung für die Durchzügler verheißt. Während der Aufzucht jagt ausschließlich das Männchen. Das Weibchen füttert dann am Horst die Jungen mit der Beute – überwiegend gewandte Flieger wie Schwalben und Segler. Doch auch der Jäger selbst ist in Gefahr: Der Wüstenrabe (
Corvus ruficollis
) raubt Eier und Brut und nachts greift sich der Uhu (
Bubo bubo
) einen schlafenden Falken. Ende Oktober verlässt der Schieferfalke die Sahara wieder Richtung Süden. Damit überlässt er das Feld einem großen Verwandten, dem Lannerfalken (
Falco biarmicus
). Dessen Zeichnung ähnelt der des europäischen Wanderfalken (
Falco peregrinus
), doch ist seine Oberseite mittelbraun und die Unterseite wesentlich heller. Der Lannerfalke brütet im Vorfrühling,
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