Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Element. Die Echse stöbert vorzugsweise in Dünentälern, wo sich noch spärlicher Pflanzenwuchs halten kann, nach Gliedertieren. Auf den ersten Blick sieht das Tier so aus, als hätte sich ein pummeliges Minikrokodil bis zum Porzellanglanz glatt und rund gefressen. Auf den kleinen, dreieckigen Kopf folgt ansatzlos ein walzenförmiger, wüstengelber Rumpf, der meist dunkle, unregelmäßige Querbalken auf dem Rücken trägt. Der Körper endet in einem dicken, seitlich abgeplatteten Schwanz und liegt am Boden auf. Trotz ihres kompakten Körpers sind die Tiere keineswegs träge.
© Mauritius Images/AGE
Apothekerskink: Ihr getrocknetes bzw. pulverisiertes Fleisch wurde früher als Medizin verwendet.
Wendig und gut gerüstet
Flink bewegt sich der Apothekerskink auf und unter der Sandoberfläche, eher schlängelnd als laufend. Seine kurzen, aber kräftigen Beine wirken im Sand als Widerlager, die scharfen Bauchkanten als Führung. Indessen rudert der Schwanz: So scheint der Skink im Sand zu schwimmen. Die Briten und Franzosen nennen ihn deshalb »Sandfisch«. Beim Einwühlen helfen ihm die spatelförmig aufgeworfene Schnauze und breit abstehende Schuppen an den Fingern. Auf der Flucht vor Fressfeinden wie dem Wüstenwaran oder dicht über den Boden streichenden Falken taucht die Echse mit einem kurzen, seitlichen Rütteln des ganzen Körpers blitzschnell ab. Damit dabei kein Sand ins Innere dringt, trägt das Tier einen Panzer aus Horn: Kammschuppen decken die Ohrhöhlen ab, Augen und Nasenlöcher sind verschließbar. Zudem ist die Haut mit dicht anliegenden, blanken Schuppen besetzt. Dieses Kleid schützt auch vor Flüssigkeitsverlust. Knochenplättchen, die unter den Hornschuppen in der Haut sitzen, bilden mit jenen zusammen eine Art Rüstung, die beweglich wie ein Kettenhemd ist. Damit ausgestattet, macht der Apothekerskink auch vor Skorpionen nur kurz Halt, um die günstigste Stelle zum Zubeißen anzupeilen. Denn der Giftstachel eines Skorpions gleitet schadlos an der glatten Haut ab. Überhaupt kann sich der Skink in solcher Ödnis nicht leisten, wählerisch zu sein. Mit seinem unterständigen Maul – der Unterkiefer ist also kürzer als der Oberkiefer – knackt er alles, was er überwältigen kann: Käfer und deren oft im Boden verborgene Larven, Fangschrecken und Wanderheuschrecken, Ameisen, Wüstenasseln oder Tausendfüßer. Je nach Angebot verspeist er auch Blüten, Blätter und Samenschoten.
Sparsam in der Wüste
Wie alle Wüstenbewohner versucht der Apothekerskink, Energie und Wasser zu sparen, um in seiner extrem trockenen und kargen Sandumwelt überleben zu können. Sein Panzerkleid gibt kaum Flüssigkeit nach außen ab. Überdies kommt er mit der Körperflüssigkeit seiner Beutetiere als Wasserquelle aus. In seiner Schwanzwurzel speichert er Fett für Notzeiten.
Wenn der Boden an der Oberfläche tagsüber zu heiß oder nachts zu kühl wird, taucht der Apothekerskink unter: Er gräbt sich bis zu 20 cm tief in den lockeren Sand ein, wo es angenehm temperiert und feucht ist. Dort stellt er die Körperfunktionen auf Sparflamme. Da seine Haut kein Wasser nach außen abgibt, verbraucht er nun kaum Energie. Er muss auch nicht wie Säuger oder Amphibien dauernd ein- und ausatmen.
So benötigt dieser Skink erstaunlich wenig Nahrung und kann lange fasten. Terrarienbesitzer berichten, dass sich Apothekerskinke bei dem paradiesischen Nahrungsangebot in Gefangenschaft regelrecht überfressen können. Wenn zum Jahresende die Nächte kalt werden und weniger Beutetiere unterwegs sind, geht der Aptothekerskink ganz auf Tauchstation. Geschützt vor Feinden und dem Wetter hält er mehrere Monate Winterruhe. In dieser Zeit liefert ihm der Fettvorrat in seinem Schwanz Energie.
Eier oder lebende Junge?
Im Frühjahr erscheinen zunächst die Jungtiere wieder an der Oberfläche. Sobald die Erwachsenen hervorgekommen sind, besetzen die Männchen Reviere und bedrängen die Weibchen. Diese nehmen zunächst zu Beginn der Saison vor dem Ungestüm der Bewerber Reißaus.
Wie im Sommer junge Apothekerskinke zur Welt kommen, darüber geben die Biologen Widersprüchliches an: Die einen sagen, die Weibchen legen Eier, andere berichten von lebend geborenen Jungen. Dies kann bedeuten, dass der ohnehin variable Apothekerskink in seinem Verbreitungsgebiet im Norden Afrikas und auf der Arabischen Halbinsel auf regional unterschiedliche Weise Junge zur Welt bringt. Oder man hat es eventuell mit zwei verwandten Arten zu tun, die bislang
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