Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Die Vegetation wird dann zwar vom Treibsand bedeckt, doch die Wurzeln festigen den Boden, so dass die Dünen Schicht für Schicht zu wahren Sandbergen wachsen. Eine Besonderheit sind die »singenden Dünen« von Badain Jaran, denn die abrutschenden Sandmassen verursachen tiefe Brummtöne, die wie Geisterstimmen wirken.
Das Geheimnis der Wüstenseen
Die Badain Jaran birgt ein weiteres Phänomen: In der gelb-braunen Sandlandschaft reihen sich mehr als 140 Seen aneinander. Es sind Biotope inmitten einer lebensfeindlichen Sandlandschaft. Die Erklärung für dieses Phänomen ist einfach: Das Wasser stammt von den Regenfällen, die dort niedergehen und in den Dünen nach unten sickern, bis sie eine wasserundurchlässige Schicht erreichen. Dort sammelt sich das Wasser am sog. Quellhorizont und tritt an die Erdoberfläche. Die Seen sind Lebensgrundlage vieler Pflanzen und Tiere. Das Wasser mancher Seen ist salzig, weil kein Abfluss vorhanden ist und die Salzkonzentration durch Verdunstung immer weiter ansteigt. Andere bestehen aus Süßwasser, weil hier ein unterirdischer Abfluss existiert. In den Salzseen gibt es kleine Inseln, sog. Quellhügel aus Kalktuff, die im Mischungsbereich von süßem Quellwasser und salzhaltigem Seewasser entstehen.
Vom Zentrum zum Rand
Den Kern der Gobi bildet eine schwach gewellte, offene waldlose Steppe. Ihre Form ähnelt der einer flachen Schüssel, die durch niedrige Schwellen in zahlreiche Einzelbecken, sog. Tala, in abflusslose Talkessel oder Salzpfannen untergliedert ist. In der Mitte sinkt die Gobi punktuell auf 600 m ü. M. ab, während die Ränder und der westlich der letzten Altai-Ausläufer von den Restketten des Tian Shan durchsetzte Teil auf 1700 m Höhe ansteigen. Die nach Norden in die Bergmongolei mit ihren Wäldern und im Osten in den bewaldeten Großen Chingan übergehenden Randgebiete der Gobi haben gutes Weideland, besonders im Nordosten des Kerulen, der die Gobi als Fremdlingsfluss durchzieht. Eine Sehenswürdigkeit der Ostgobi ist der Steinerne Wald von Sujchent. Die versteinerten, teilweise 20 m langen Bäume sind ca. 100 Mio. Jahre alt und Zeugen einer Zeit, in der ein feuchtwarmes Klima herrschte. Manchmal sind sogar die Jahresringe noch zu erkennen.
Schatztruhe der Natur
Bekannt wurde die Gobi durch wertvolle Fossilienfunde der Kreidezeit, vor allem von Dinosauriern. Wie die versteinerten Bäume von Sujchent beweisen sie, dass es in der heutigen Wüste vor Urzeiten, genauer während der Kreidezeit vor 140–70 Mio. Jahren, eine üppige Pflanzen- und Tierwelt mit feuchtwarmem Klima gab und das Gebiet von großen Binnenseen bedeckt war. 1979 wurde im nordwestlichen Teil der Gobi ein 50 000 km 2 großes Naturschutzgebiet ausgewiesen. Insgesamt ist die Fauna der Gobi spärlich, allerdings gibt es eine Reihe sehr seltener Tiere, von denen einige Vorfahren unserer Haustiere sind: Wildkamel, Wildesel oder Wildpferd. Der Gobi-Bär, der Schneeleopard oder der nur noch hier vorkommende Maralhirsch gehören zu den am meisten gefährdeten Tieren der Welt und sind streng geschützt. Hinzu kommen Marco-Polo-Schaf, Antilopen, Gazellen und Steinböcke. In den Steppengebieten mit reicherem Grasbewuchs sind Wölfe, Füchse, Hasen und kleinere Nagetiere sowie Steppenvögel heimisch.
Geisterstadt Char Choto
Von jeher umgab die Gobi ein Schleier des Geheimnisvollen, verbunden mit Legenden von Geisterstädten, Palästen und sagenhaften Schätzen. Dazu gehörten auch die Erzählungen über die Ruinen einer einst blühenden Stadt: Char Choto östlich des Ruo Shui. Ihr Name bedeutet »Schwarze Stadt«. Sie war das letzte Denkmal des mongolischen Reichs in China. Vor 650 Jahren ging die Metropole unter, weil ihr die chinesischen Feinde das Wasser abgruben. Das prächtige Handelszentrum hatte über Jahrhunderte die Karawanen auf der Seidenstraße kontrolliert und versank dann fast in Vergessenheit. Erst der russische Forscher Pjotr Koslow fand die Ruinenstadt 1909 wieder. Er entdeckte Grabbeigaben, kostbare Bücher, Handschriften, Münzen, Bilder und Schmuck. Das, was er nicht mit seiner Karawane transportieren konnte, versteckte er im Sand – so gut, dass es bis heute als verschollen gilt.
Oft auf Wanderschaft: die Tiere der Gobi
Viele Gobi-Bewohner sind aufgrund des Klimas, Wassermangels oder spärlicher Nahrung gezwungen, weit zu wandern. Weil das Gobi-Becken überwiegend 1000 m über dem Meer oder höher liegt, weist das kontinentale Klima noch extremere Temperaturen auf als die
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