Wüstenfeuer
Örtlichkeiten vertraut sind, an denen das Schiff festgehalten wird.«
»Ja, in der Bucht nördlich der Dardanellen. Liegt das Schiff noch immer dort?«
»Geheimdienstberichte während der letzten zehn Stunden bestätigen das.«
»Warum nutzen Sie keine diplomatischen Kanäle, um ihre Freilassung zu erreichen?«, fragte Pitt scheinheilig mit der Absicht, dem Mann weitere Informationen zu entlocken.
»Ihre Regierung hat uns Informationen zukommen lassen, dass zwischen den Entführern und dem jüngsten Bombenanschlag auf den Felsendom in Jerusalem möglicherweise eine Verbindung besteht. Die Meldung von einem Sprengstoffvorrat in dem geheimen Frachthafen weist in den Augen unserer Geheimdienstexperten auf weitere geplante Anschläge hin.«
Pitt nickte, da ihm klar war, dass es eine fatale Verzögerung zur Folge haben könnte, Celik durch offizielle Kanäle zu verfolgen. Der Türke hatte ganz offensichtlich nichts Gutes im Sinn, und Pitt war nichts lieber, als ihn so bald wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen.
»Na schön, Lieutenant, ich helfe Ihnen gern.« Er wandte sich zum zweiten Offizier um. »Rogers, bitte setzen Sie den Kapitän davon in Kenntnis, dass ich das Schiff verlassen habe. Übrigens eines noch, Lieutenant, wie sind Sie überhaupt an Bord gekommen?«
»Wir haben mit einem kleinen Schlauchboot an der Steuerbordseite festgemacht. Wir könnten einfacher ablegen, würde Ihr Schiff seine Fahrt ein wenig drosseln.«
Rogers entsprach der Bitte, dann stand er auf der Brückennock und verfolgte, wie Pitt und mehrere Schatten über die Reling kletterten und lautlos in der Nacht verschwanden. Nur kurze Zeit später rief ihn der Rudergänger zum Radarschirm.
»Es ist weg«, sagte der Mann und starrte verständnislos auf den Schirm.
Rogers betrachtete das leere bläuliche Leuchten des Radardisplays und nickte. Irgendwo auf dem offenen Meer war Pitt zusammen mit dem geheimnisvollen Schiff scheinbar spurlos verschwunden. Hoffentlich, so betete er im Stillen, nur für kurze Zeit.
58
Die
Tekumah
kehrte sofort wieder in sichere Tiefen zurück. Sie war ein U-Boot der Dolphin-Klasse, gebaut in der HDW-Werft in Kiel, und gehörte zu der Handvoll U-Boote, die in der israelischen Marine im Einsatz waren.
Ausgestattet mit einem dieselelektrischen Antrieb und relativ klein, war sie trotzdem mit raffiniertester Elektronik und Waffentechnik vollgepackt, die sie zu einem furchtbaren Unterwassergegner machten.
Das Schlauchboot hatte kaum den Rumpf des U-Boots berührt, da hievten wartende Mannschaftsangehörige Pitt und die Kommandosoldaten bereits auf das Deck und halfen ihnen durch eine Luke ins Schiffsinnere, während das Schlauchboot in einem wasserdichten Abteil verstaut wurde. Pitt hatte gerade in der engen Offiziersmesse des U-Boots Platz genommen, als das Tauchkommando schon durch das stählerne Vehikel hallte.
Lazio deponierte seine Waffen an einem sicheren Ort, dann brachte er zwei Tassen Kaffee zum Tisch und ließ sich Pitt gegenüber auf einen Stuhl fallen. Er griff in einen Aktenordner, der auf dem Tisch lag, und holte ein Satellitenfoto von Celiks Frachthafen heraus, das dem ähnelte, welches Pitt von Yaeger erhalten hatte.
»Wir werden mit zwei kleinen Teams reingehen«, erklärte der Israeli. »Eins wird den Tanker durchsuchen und das andere die Anlagen an Land. Können Sie mir etwas über die Gebäude erzählen?«
»Nur wenn ich Sie begleiten darf«, erwiderte Pitt.
»Ich habe nicht die Befugnis, Ihnen das zu gestatten.«
»Sehen Sie, Lieutenant«, sagte Pitt und musterte den Soldaten kühl, »ich bin nicht nur wegen einer Spazierfahrt in einem Unterseeboot mitgekommen. Celiks Männer haben zwei meiner Wissenschaftler getötet und einen dritten gekidnappt. Seine Schwester hat meine Frau mit Waffengewalt entführt. Und dann hat er genug Hochleistungssprengstoff gehortet, um einen Dritten Weltkrieg zu entfesseln. Ich verstehe ja, dass Sie die Mannschaft der
Dayan
befreien wollen, aber bei dieser Geschichte steht noch sehr viel mehr auf dem Spiel.«
Lazio schwieg einige Sekunden lang. Er hätte niemals erwartet, jemanden wie Pitt an Bord des Forschungsschiffes anzutreffen. Dieser Mann war alles andere als ein versponnener, durchgeistigter Wissenschaftler, sondern jemand, der offensichtlich auch mit den heikleren Bereichen des Lebens vertraut war und dort erfolgreich seinen Mann stand.
»In Ordnung«, erwiderte der Soldat schließlich.
Pitt nahm das Foto zur Hand und erklärte ihnen die innere
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