Wuestenmond
in deren Spitzen ein Feuer zu glühen schien, waren leicht wie der Wind, sie strichen über meinen Bauch hin wie über eine Ebene, umkreisten den Nabel, der sich wie eine leere Muschel anfühlte. Ich schmeckte das Salz, den Geruch des Sandes auf seiner Haut, während er meine Hand nun zwang, die Schamlippen auseinanderzupressen, in der Spalte hin und her zu gleiten. Hitzewellen flammten in meinem Unterleib auf, als ob mein Inneres überfloß, und ich spürte dort eine seidige Nässe. Seine 197
Finger berührten die kleine Erhebung, in der sich alle Nerven meines Körpers trafen. Mir war, als ob ich erstickte; immer stärker und fordernder schlug mein Herz. Ich spürte diesen wunderbaren süßen Schmerz bis in die Hüften hinauf. Meine Haut erbebte unter seiner Berührung, die Schwingungen, die mich durchpulsten, erreichten eine beängstigende Intensität. Elias ließ den Wind durch seine Liebkosungen fahren, in der Höhlung meines Körpers war ein leises Rauschen wie von Taft. Seine Hände verfingen sich in dem gewundenen Gewebe mit mehr Zärtlichkeit und Suchen und Wissen, als ich es je für möglich gehalten hatte. Elias spielte in den Falten meines Schoßes; er schien alles über die Art von Sinnlichkeit zu wissen, die eine Frau fast besinnungslos machen konnte. Durch ihn wurde mein Körper lebendig, Muskeln und Nerven erbebten, als wären sie bisher nur tote Materie gewesen. Ich war gebannt von diesem Schmerz, der gleichzeitig das höchste Entzücken war, ich war verdammt, ihm zu folgen, ihn zu fürchten, ihn herbeizuwünschen. Elias lenkte die Blitze, die meine Eingeweide durchzuckten, entfachte einen Strahlenkranz in meinem Bauch, bis ich erschöpft zusammenbrach, beinahe bewußtlos. Mein rascher Atem verlangsamte sich; ein paar Minuten, vielleicht mehr, blieb ich so, in sinnverwirrenden Träumen. Endlich blinzelte ich und richtete mich auf, noch halb benommen, indem ich mich mit beiden Händen auf seinen Schultern abstützte.
»Du bist verdammt gerissen, Elias.«
Er kicherte wie ein Halbwüchsiger.
»Wie meinst du das?«
»Was du da machst… ist sehr professionell.«
»Oh«, erwiderte er, »ein Mann muß wissen, was zu tun ist.«
Ich warf mich neben ihn auf den Rücken, ließ meine matte Hand über seine Brust wandern.
»Wie soll ich das verstehen?«
Er stützte sich auf den Ellbogen und blinzelte mir schelmisch zu.
»Wir Ihaggaren werden gut unterwiesen. Das Zusammenleben von Frau und Mann ist bei uns etwas komplizierter als anderswo.«
»Inwiefern?«
»Jedes Mädchen, das zur Frau wird, wählt einen ›Herzensfreund‹, mit dem es kleine Geschenke tauscht und sich ungestört trifft. Die Sache ändert sich, wenn sie einen anderen heiratet. Das will nicht heißen, daß der ›Herzensfreund‹ abgeschoben wird, nein. Die Frau verweigert ihm jetzt nur den Zutritt zu ihrem Körper. Alles andere ist 198
erlaubt. Die Amerikaner haben das Wort Petting dafür. Kein Ehemann würde es wagen, der Frau deswegen Vorbehalte zu machen. Sie würde ihn sofort verlassen, mit dem Zelt und ihrer gesamten Habe zu ihren Eltern zurückkehren. Der Mann stünde da wie ein Trottel. Und alle würden über ihn lachen. Darüber hinaus ist es wirklich das Schlimmste für einen Mann, ohne Zelt zu sein.«
Mir kam in den Sinn, was Zara mir über Aflanes Vater, den
»Taugenichts«, erzählt hatte, und ich mußte lachen.
»Ja, kann er denn kein eigenes aufstellen?«
»Wir sagen: Das Sandkorn braucht die Felsspalte, der Wüstenfuchs sein Loch, der Adler sein Nest und der Mensch sein Zelt. Aber das Zelt steht immer in Beziehung zum Wasser. Der Weg zum Brunnen heißt bei uns Tezeregt. Er verbindet jedes Wesen mit dem Leben.
Pflanzen, Tiere, Menschen treffen sich auf dem Weg zum Brunnen.
Und so, wie wir mehrmals täglich den Weg vom Zelt zum Brunnen und vom Brunnen zum Zelt zurücklegen, so folgen wir dem Kreislauf des Lebens. Jede Handlung, jede Bewegung folgt diesem Kreislauf vom Obdach zum Wasser. Für uns ist das Herz des Lebensraumes das Zelt – das mütterliche Zelt.«
»Wissen alle davon?«
»Wir brauchen diese Sache nicht zu wissen. Sie liegt uns im Blut.
Sobald die Frau heiratet, stellt sie ihr eigenes Zelt auf. Und es ist stets ein Teil des ursprünglichen, mütterlichen Zeltes – jenes Zeltes, das bereits den Vorfahren Obdach gewährt hatte. Das Zelt ist Sinnbild des Mutterschoßes, die Nabelschnur wird niemals durchtrennt. Und da der Mutterschoß selbst einen Kosmos darstellt, lebt der Mann in ständiger
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