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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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gestellt.
    »Ein paar Wochen«, antwortete er. »Ein Monat vielleicht. Ich rufe Taqi ad-Din aus Antiochia und Lu’lu mit seinen Schiffen aus dem Süden zurück. Jetzt werde ich erst einmal nach den umara schicken, um mit ihnen eine Kriegsstrategie gegen die Franken auszuarbeiten.« Er hielt inne, sah seine Söhne nacheinander an und registrierte befriedigt, dass er jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Bevor dieser Sommer vorüber ist, wird der Halbmond über Al-Quds wehen.«
     

7
    Die psarlay-Feiern hielten eine Woche an und verliefen auch weiterhin weitgehend so, wie sie begonnen hatten - mit Musik, Tanz und Opfern für verschiedene Götter, die den Dschinn eine reiche Ernte  bescheren sollten. Es gab einen wraz de shode, einen ›Milchtag‹, an dem jeder mit einer Schale Milch von Haus zu Haus ging und die Schafe und Ziegen singend beschwor, reichlich zu fressen und viel Milch zu geben. Bei einer anderen Zeremonie tanzten alle Kinder des Tals mit dünnen Walnusszweigen in den Händen im Kreis, um den Göttern für diesen Bestandteil ihrer Nahrung zu danken. Auf den Altären wurden einigen Gottheiten Tiere geopfert - Rituale, von denen Khalidah sich stets fernhielt -, und es fanden zwanglose Versammlungen statt, bei denen die Heldentaten Mobarak Khans und einiger gefallener Dschinn-Helden gepriesen wurden. All dies wurde von Musik begleitet: schnellen, mitreißenden Weisen, die die Tänzer anfeuerten, und anderen, langsameren Liedern, die den Kamelgesängen von Khalidahs Stamm ähnelten und eine verlorene Liebe oder blutige Kämpfe beklagten.
    Obwohl Khalidah diesem kafir-Fest noch immer mit gemischten Gefühlen gegenüberstand, war es ihr nicht möglich, die Dschinn einfach als Ungläubige abzutun. Sie hegten eine tiefe Ehrfurcht vor allen Lebewesen, vollführten sogar ihre Opferungen mit aufrichtigem Bedauern und vergaßen nie, die sterbenden Geschöpfe um Verzeihung zu bitten. Die verzweifelte Sehnsucht nach einem Leben nach dem Tod, die die Religionen des Westens zu prägen schien, kannten sie nicht. Die Dschinn betrachteten Qaf als ihr Himmelreich, das ihre Götter mit allem ausgestattet hatten, was sie benötigten: fruchtbarem Land, sauberem Wasser und den nötigen Rohstoffen, um Kleider herzustellen und Häuser zu bauen.
    Am letzten Tag des Festes standen die Mädchen aus der Klause im Morgengrauen auf und gingen zu den Weiden hinunter, wo die Pferde grasten. Dort füllten sie Körbe mit Wildblumen und langen Gräsern und brachten sie zum Tempel. Es war das erste Mal, dass Khalidah ihn von innen sah - tatsächlich hatten die schweren, geschnitzten Türen bislang noch nie offen gestanden. Sie folgte Abi  Gul in einen weitläufigen Raum mit gewölbter Decke. Durch Reihen hoher, schmaler Fenster, deren Läden aufgestoßen worden waren, um die frische Frühlingsluft hineinzulassen, fiel helles Sonnenlicht. Der Boden war mit prächtigen, nach Art der Perser geknüpften Teppichen bedeckt. Es gab keine Kanzel, dafür aber zahlreiche, mit geschnitzten Figuren übersäte und von Hunderten winziger, flackernder Lampen erleuchtete Altäre.
    Die Mädchen traten zu einem der größten davon hinüber. Jetzt erkannte Khalidah, dass die Schnitzarbeiten Pferde darstellten - Tausende individueller Figürchen, die den Altar, die Stufen davor und den Boden ringsum bedeckten. Jede war offenbar mit großer Sorgfalt angefertigt und bemalt worden. Einige wirkten neu, andere sehr alt.
    »Wenn ein Schlachtross stirbt, schnitzen wir sein Ebenbild und stellen es hier auf«, erklärte Abi Gul. »Wir ehren es, wie wir unsere gefallenen Krieger ehren, denn ohne unsere Pferde wären wir keine Krieger.«
    Sie setzte sich zu den anderen Mädchen auf den Boden, griff sich eine Hand voll Gras und Blüten und begann einen Kranz daraus zu flechten. Nachdem Khalidah ihr eine Weile zugesehen hatte, versuchte sie sich gleichfalls daran. Die Mädchen sangen bei der Arbeit leise, und Khalidah verstand inzwischen genug Paschtu, um mitzubekommen, dass sie ihre Pferde priesen.
    Nach ein paar Minuten sagte Abi Gul: »Du hast eine außergewöhnlich schöne Stimme.«
    Khalidah hatte nicht bemerkt, dass sie die Melodien mitgesummt hatte. Verlegen nickte sie.
    »Ich habe gehört, dass Brekhnas Stimme auch so ungewöhnlich war«, fuhr Abi Gul fort. »Du musst etwas für uns singen - eines der Lieder deines Stammes.«
    »Ich glaube nicht …«, wandte Khalidah ein, wurde aber sofort von Protesten und Bitten übertönt.
    Seufzend überlegte sie

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