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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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»Ich werde auf ihn Acht geben.«
    »Ausgezeichnet«, erwiderte der Sultan trocken. »Und sorg dafür, dass er dasselbe für dich tut.«
    Und so ritten Salim und Bilal, als die Sonne hinter den grünen Hügeln Galiläas unterging, mit einer Hand voll Kundschaftern zu dem Frankenlager in der Nähe von Saffuriyya. In der Nähe von Turan teilte  sich die Gruppe auf und bildete einen weitläufigen Halbkreis um das Lager. Bilal und Salim banden ihre Pferde in einem kleinen Wäldchen an und legten den Rest des Weges zu Fuß zurück. Als die ersten Zelte in Sicht kamen, war die Nacht hereingebrochen. Die Zelte waren klein, zerschlissen und in einem Kreis um ein Feuer herum aufgestellt. Eine Schar von Soldaten saß davor - wild aussehende Männer, dunkel wie die Araber, mit langem wirrem Haar, zottigen Bärten und schmutzigen Kleidern, die einen Weinkrug kreisen ließen. Es schien bei weitem nicht der erste zu sein, denn sie sprachen und lachten unbekümmert laut.
    »Fußsoldaten«, stellte Salim angewidert fest.
    »Wo kommen sie her?« Bilal runzelte die Stirn. »Sie sprechen nicht die Sprache der Franken.«
    Salim sah ihn überrascht an. »Ich wusste gar nicht, dass du ihre Sprache beherrschst.«
    Bilal zuckte die Achseln. »Nur ein paar Worte. Aber das ist unwichtig. Ich habe doch schon gesagt, dass sie nicht Fränkisch sprechen, obwohl mir ein paar Worte eigenartig bekannt vorkommen …«
    »Das liegt daran, dass sie sich der Langue d’Oc bedienen - der Sprache des Südens des Frankenreiches.« Salim betrachtete die Soldaten nachdenklich. »Und da ich diese Sprache gleichfalls nicht verstehe, nutzen sie uns wenig. Komm weiter.«
    Sie schlichen langsam am Rand des Lagers entlang, zogen sich zurück, wenn sie Wachposten erblickten und pirschten sich dann behutsam weiter vor. Das nördliche Ende, wo der Boden eben war, war am dichtesten besiedelt; Richtung Süden wurden die Zelte immer weniger, bis nur noch an den Hängen des Hügels von Nazareth eine dünne Linie niedriger Feuer flackerte. Bilal stellte erleichtert fest, dass von den Templern nichts zu sehen war, obwohl sie nicht weit von dem roten Seidenzelt, das Salim zufolge den König beherbergte, einige schwarzweiße Hospitaliterbanner entdeckten.
    Hinter dem zentral positionierten Zelt des Königs schien keine ersichtliche Ordnung mehr zu herrschen; provisorische Unterschlupfe der nicht ausgebildeten Infanterie standen wahllos zwischen den Seidenzelten der wohlhabenden weltlichen Ritter. Unzählige verschiedene Sprachfetzen drangen an ihre Ohren: das Französisch des Nordens, die Langue d’Oc, ein paar seltsame abgehackte Worte, die laut Salim zu der Sprache der Menschen aus den mit Schnee und Eis bedeckten Ländern noch weiter oben im Norden gehörten; italienische Dialekte, deren Sprachmelodie der des Arabischen oft erstaunlich ähnlich war, obwohl die Worte so fremd klangen wie die der Sprachen des Nordens und arabisches Geschnatter aus dem Mund der muslimischen Söldner und der allgemein verachteten pullani, der fränkisch-arabischen Halbblute. Es war ein pullani-Lager, wo es ihnen endlich gelang, ein interessantes Gespräch zu belauschen.
    »… sollten wir zur anderen Seite überlaufen, solange wir noch können«, sagte ein dunkler, knochiger Mann gerade zu seinen Kameraden. »Ich habe es von einem Knappen gehört, der mit ihnen in Akkon war - die Barone gehen sich gegenseitig an die Gurgel. Denkt an meine Worte … sie werden erst dann Ruhe geben, wenn sie dieses Land zerrissen und die einzelnen Teile an die muslimischen Schweine verfüttert haben.«
    »Dieselben Schweine, auf deren Seite du dich stellen willst?«, höhnte ein kleiner, drahtiger Mann zu seiner Rechten, nahm einen Schluck aus einem Krug und reichte ihn dann dem größeren Soldaten.
    »Besser ein Schwein als ein Sklave«, erwiderte dieser düster. »Es heißt, der Sultan hat hunderttausend Mann bei Caffarset stehen.«
    »In seinen ganzen Ländern zusammen findet er keine hunderttausend Mann!«, empörte sich ein Dritter.
    »Du bist ein Dummkopf«, wies ihn der erste Mann zurecht. »Der Sultan befehligt hundert Mal so viele.« Er schüttelte den Kopf. »De  Ridefort ist schon eifrig dabei, den König zu bearbeiten - es wird so kommen wie bei Cresson. Wie viele sind wir? Zwanzigtausend vielleicht, und nur tausendzweihundert davon Ritter. Der Sultan verfügt über mindestens doppelt so viele Leute. Gott will es - dass ich nicht lache! Dieser verrückte Templer und sein Freund Kerak werden zum

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