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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Ma’dan verstanden, das ihr selbst nichts sagte, und deutete auf einen Pfad, der durch das sumpfige Land verlief, ehe er sein Boot wendete und sie allein ließ.
    Ohne eine Vorstellung davon zu haben, wo sie hinwollte - nur dass ihr Ziel einem schwimmenden Dorf ähneln sollte -, machte Khalidah sich auf den Weg. Sulayman hing schlaff auf Asifas Rücken. Sein Gesicht schimmerte grau, sein Atem kam flach und abgehackt. Wenigstens atmet er überhaupt noch, versuchte sie sich ohne großen Erfolg zu trösten. Der Regen ließ nicht nach, und bald wurde es noch dazu so dunkel, dass Khalidah nicht mehr wusste, ob sie dem Pfad noch folgte oder ob es ihn überhaupt noch gab.
    Als es ihr schon fast gleichgültig war, ob sie am Leben blieb oder starb, tauchte ein Lichtschimmer vor ihr auf. Zuerst fragte sie sich, ob es sich um dieselben Irrlichter handelte, die Sulayman an diesem Morgen im Fieberdelirium gesehen hatte, doch dann hoben sich die Umrisse eines kleinen Hauses vom dunklen Himmel ab. Wieder spürte sie Tränen in ihren Augen brennen, doch diesmal waren es Tränen der Erleichterung, denn das Haus schien auf dem Wasser zu schwimmen.
    Sie nahm es genauer in Augenschein. Es war auf dicken Binsenmatten erbaut, sodass es auf dem flachen See trieb wie ein Boot. Die Matten waren mit Seilen an ein paar Palmen befestigt. Dahinter lagen ähnliche Häuser, hinter deren Fenstern Wärme versprechender Lichtschein zu sehen war. Einige trieben gleichfalls auf Binsenmatten, andere thronten auf winzigen Inseln, nicht größer als die Häuser selbst. Auf dem Dach eines jeden Hauses war ein Kanu festgebunden, und einige der größeren verfügten noch über Nebengebäude, in denen vermutlich Vieh untergebracht war.
    Khalidah packte Asifas Zügel fester und führte die beiden Pferde durch das seichte Wasser auf das nächstgelegene Haus zu. Nachdem sie all ihren Mut zusammengenommen hatte, klopfte sie an die aus Schilf geflochtene Tür. Sie wurde fast im selben Moment geöffnet. Ein kleiner, drahtiger Mann stand vor ihr. Er war ungefähr so alt wie ihr Vater, hatte ein dunkles, wettergegerbtes Gesicht, einen an Schafwolle erinnernden Bart und Augen, die wohl normalerweise freundlich blickten, jetzt aber voller Argwohn auf ihr ruhten.
    »Ja?«, fragte er knapp.
    »Ich … ich suche einen Mann namens Ghassan«, stammelte Khalidah. »Wie er sonst noch heißt, weiß ich leider nicht, aber ich glaube, er kennt einen Freund von mir - einen Spielmann namens Sulayman.«
    Jetzt trat ein verwunderter Ausdruck auf das Gesicht des Mannes. »In diesem Fall hast du ihn gefunden - ich bin Ghassan ibn Anas al-Mubarak. Aber wer bist du, und was führt dich in einer solchen Nacht zu mir?«
    Khalidah erwiderte nichts darauf, sondern trat nur zur Seite und gab den Blick auf Asifa und ihre bewusstlose Last frei. Ghassans Verwirrung vertiefte sich und wich dann plötzlich abgrundtiefer Furcht.
    »Was hast du mit ihm gemacht?«, herrschte er Khalidah an. »Was hast du getan?«
    Der scharfe Tonfall und die Anschuldigung waren zu viel für Khalidahs überreizte Nerven. Sie schluckte einmal hart, dann brach sie zu ihrem eigenen Entsetzen in Tränen aus.
     

16
    Als Ghassan al-Mubarak Sulayman losband und in das Binsenhaus trug, bemühte sich Khalidah, ihn davon zu überzeugen, dass nicht sie die Schuld an seinem Zustand trug. Ghassan legte ihn neben einem kleinen Becken mit glühenden Kohlen auf einen Läufer, tastete nach seinem Puls und wandte sich dann zu ihr um.
    »Was ist geschehen?«, fragte er mit mühsam erzwungener Ruhe.
    Khalidah holte tief Atem. »Er wurde ganz plötzlich krank … ich glaube, es begann heute morgen, es kann aber auch früher gewesen sein. Das Viertagefieber befällt einen Menschen oft vollkommen unverhofft.«
    Ghassan musterte sie scharf. »Wie kommst du darauf, dass er das Viertagefieber hat?«
    »Hältst du es für etwas anderes?«
    Ghassan seufzte. »Nein, ich denke, du hast Recht. Du hast gut daran getan, ihn zu mir zu bringen - wer immer du auch sein magst. Aber darüber sprechen wir, wenn ich eure Pferde versorgt habe. Zieh ihn inzwischen aus und trockne sein Haar.« Er warf ihr ein Leinentuch zu. »Ich bin gleich wieder da.« Ohne ihre Antwort abzuwarten verschwand er in der Nacht.
    Khalidah starrte das Tuch in ihrer Hand blicklos an und saß auch noch regungslos da, als Ghassan zurückkam. Zorn flammte in seinen Augen auf.
    »Hast du kein Hirn im Kopf, Junge? Ich habe dir doch gesagt, du sollst ihn ausziehen!«
    »Ich …«,

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