Wunder wie diese
müssen. Deshalb könnte ich ebenso gut im Pub feiern und dort einen Abend zubringen, an den ich mich gern erinnern werde, anstatt einen, den ich wünsche, möglichst schnell wieder zu vergessen…
Die Uni-Bar, die gute, hat diese Woche Long-Island-Icetea im Angebot. Heute muss ich noch nach der Uni arbeiten, aber morgen Nachmittag bin ich verdammt noch mal dabei. Ich werde dort sein, sobald sie die Rollos hochziehen, und mir zu einem angemessenen Preis ein großes Glas Besinnungslosigkeit bestellen. Am Nachmittag hab ich eine Doppelstunde Vorlesung in Geschichte der amerikanischen Außenpolitik, und nüchtern überstehe ich die auf keinen Fall.
Es ist nun 14.25 Uhr, liebe Leser (von denen es zwar keine gibt, aber ich kann es einfach nicht lassen), und Zeit, dass ich mich auf den Weg zum Geschichtskurs mache. Wenn ich jetzt losgehe und den kleinen Umweg über das Physikgebäude nehme, treffe ich vielleicht Kathy. Um auch dem neuen Notizbuch diese Information angedeihen zu lassen: Kathy ist zurzeit, einmal mehr, der Fokus bei meiner Suche nach der perfekten Frau. Sie sieht jeden Tag besser aus, und während sie mich an der Uni weitestgehend ignoriert, scheint es mir doch hin und wieder zu gelingen, bei der Arbeit ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hat allerdings nur noch zwei Schichten pro Woche, das ist ziemlich beschissen. Letzten Endes hab ich kaum Chancen bei ihr. Und wisst ihr was? Gott sei Dank, weil ich ansonsten kaum Gelegenheit hätte, meine Lebensweise der herzerweichenden Einsamkeit und sexuellen Frustration weiter zu pflegen. Ich bin darin inzwischen so gut, dass ich nicht einfach so damit aufhören kann. Ich könnte im Prinzip für ganz Australien grübeln.
Abgang Harvey.
PS: Ich habe heute schon eine ganze Weile nicht mehr an Michaela gedacht. Mach sich da jemand einen Reim drauf.
14. August
Heute schreibe ich mal draußen auf dem Rasen. Die Sonne scheint und wärmt mir angenehm den Nacken und ich freue mich schon auf die Sommerferien. Ich hab mich doch noch dazu durchgerungen, nächstes Jahr meinen Abschluss zu machen, weil die Vorstellung, die Uni in drei Monaten zu verlassen und mir einen richtigen Job zu suchen, in meiner chronisch schwierigen Verfassung ganz offen gesagt überhaupt nicht in Betracht kommt. Anscheinend ebenso chronisch bin ich heute Morgen wieder völlig verkatert aufgewacht, in voller Montur, mit einem Gefühl im Mund, als wäre etwas darin verwest. Mir war’s sogar zu elend, um mir unter der Dusche einen runterzuholen. Ich habe die leere Weinflasche in meinen Rucksack eingepackt (weil es meine Mutter beunruhigt, wenn sie neben meinem Bett leere Flaschen findet) und bin zur Uni gefahren. Nach ein paar Paracetamol und zwei Kaffee fühle ich mich allmählich wieder halbwegs menschlich.
Woolies verarscht mich nur. Jetzt haben sie sogar Kathy zur Kundendienst-Leiterin befördert und sie muss nicht mehr an der gottverdammten Kasse sitzen. Ich bin genauso lange dabei wie sie! Bianca kam auch nur ein paar Wochen vor mir und sie ist schon seit Monaten Leiterin. Die denken doch tatsächlich, es würde mich beschwichtigen, wenn sie mich zum Belegschaftsausbilder machen. Tut es aber nicht. Der Job ist ein ziemlich alter, ausgelutschter Knochen und ganz ehrlich, da müssen sie mir schon was Besseres servieren. Klar, ich darf den endlosen Strom an unglücklichen Teenagern, die sie ständig einstellen, quälen, mich über sie lustig machen, sie verderben und mit ihnen flirten (falls angebracht), aber die meiste Zeit verbringe ich nach wie vor an der Kasse. Drauf geschissen! Wenn sie mir nicht bis Ende des Jahres eine Leitungsstelle anbieten, hör ich entweder auf oder ich bitte Mr Albertella, mich in die Frischkostabteilung oder sonst wohin zu versetzen, alles außer in die Lebensmittelabteilung zu dem Wichser Stuart Green. Wie auch immer, ich schweife ab.
Was ist sonst noch passiert? Mmmmhhh, ach ja. Kathy hat gestern bei der Arbeit einen Rock mit Strumpfhosen getragen statt der üblichen Hosen. Das war aufregend. Ich war aufgeregt. Ich bin immer noch aufgeregt, so sehr, dass ich heute Abend wahrscheinlich noch bei Ed vorbeigehe, auf eine Bong oder drei, um wieder runterzukommen.
Es ist an der Zeit, den Stand der Dinge bei der Suche nach der perfekten Frau zu aktualisieren. Das Feld sieht folgendermaßen aus:
– Kathy (in Millionen von Jahren nicht)
– Sie ist groß, sie ist blond, sie arbeitet in der Deli-Abteilung: Deli-Georgia Sanders (Ed und Lincoln betrachten es als
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