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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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rostige Blechdach der Garage und ganz Eastlakes ist in ein stilles Licht getaucht.
    20. Dezember
    Auf der Arbeit ist es echt chaotisch. Vier Tage noch bis Weihnachten. Ich setze besser mal meinen Arsch in Bewegung und besorge ein paar Weihnachtsgeschenke. Ich werde noch eine Münze werfen müssen, ob ich Michaela zu Weihnachten schreibe oder ihr was schenke oder so. Ich habe in einem Laden namens Kashgar ein paar Ohrringe gesehen, die ihr sicher gefallen würden. Bist du völlig irre, Chris? Das Miststück hat dir den Laufpass gegeben, dir das Herz gebrochen und dich seit Monaten nicht mehr angerufen. Das hat zwar ganz bestimmt was damit zu tun, dass du ihr, als sie dich das letzte Mal angerufen hat, gesagt… nein, dass du sie angeschnauzt hast mit so was in der Art wie: »Ruf mich bloß nicht mehr an, Schlampe!« Aber sie wird doch wohl hoffentlich kapieren, dass das nur mein blutendes, wundes Herz war, das da gesprochen hat?
    Wie auch immer, ich bin dann mal weg, so schnell, wie man »weg« sagen kann, um die Clique in der Stadt zu treffen. Wir wollen Rohans Abschied feiern; er fliegt morgen Abend los.
    21. Dezember
    Ich hab Mist gebaut. Ich bin gestern Nacht sturzbesoffen nach Hause gekommen und habe Romeo and Juliet gesungen, dann bei Interflora angerufen und 400 Dollar für einen Riesenblumenstrauß für Michaela zum Fenster rausgeworfen – ihn nach Perth (!) verschickt, zusammen mit einem unter starkem Alkoholeinfluss verfassten Weihnachtsgruß.
    Das Ganze habe ich natürlich mit der Kreditkarte meiner nichts ahnenden schlafenden Mutter bezahlt. Als ich heute Morgen zu mir kam, hatte ich eine vage Erinnerung daran, aber die starke Hoffnung, es möge nur ein Traum gewesen sein. Ihre Kreditkarte neben dem Telefon auf meinem Nachttisch gab dann Aufschluss genug. Ich habe meiner Mutter heute das Geld zurückgegeben, was einen neuerlichen Tiefstand auf meinem Bankkonto bedeutet. SCHEISSE. Chris, es wird höchste Zeit, dass du über das Mädchen hinwegkommst.
    24. Dezember
    Holla! Schon wieder fast Mitternacht. Komme gerade von der Arbeit nach Hause, wo die Hölle los war. Warum warten die Leute immer bis zur letzten Minute mit allem? Ich mache das auch. Natürlich. Ich war heute in der Mittagspause bei Go-Lo und habe billige kleine Geschenke für meine Familie besorgt, mit dem bisschen, was noch von meinem Geld übrig war. Mir bleiben nur noch wenige Hirnzellen, aber was ist die Entschuldigung für alle anderen?
    Als Zeugnis dessen, liebe Leser, habe ich heute Abend etwas getan, für das ich keine Rechenschaft ablegen kann. Ich habe heute bei der Arbeit eine Stunde früher Schluss gemacht, bin noch eine Weile dort geblieben und hab allen Frohe Weihnachten und so was gewünscht. Ich habe die Gelegenheit genutzt, Kathy auf die Wange zu küssen. Sie hat mir keine Ohrfeige gegeben, was schon mal gut ist, doch darum geht es nicht. Ich habe gerade mit Vic gequatscht, während sie Blumensträuße mit einem »Reduziert«-Sticker versehen hat. Ich sah ihr über die Schulter und habe Amelia an Kasse 7 entdeckt. In dem Moment hat sie sich gerade mit dem Handrücken den Schweiß von der Schläfe gewischt. Die verfluchte Klimaanlage ist kaputt. Aber das ist eine andere Geschichte.
    »Hey, Vic«, sagte ich, »ich nehme einen.«
    Ich wünschte ihr noch Frohe Weihnachten, während meine Beine mich schon zur Kasse 7 hinübertrugen, wo ich Amelia die Blumen überreichte. Wenn ich sage ›überreichte‹ meine ich eigentlich, ich warf sie ihr hin, murmelte etwas und machte mich aus dem Staub.
    Das soll einer verstehen.
    Auf jeden Fall sind Mum, Dad und Zoe draußen auf der Terrasse und trinken ein Entspannungsbier, nach den ganzen hektischen Weihnachtsvorbereitungen, denen ich erfolgreich entkommen bin, indem ich bei der Arbeit war. Ein Dankeschön ans Land der Träume! Ich werd mich jetzt draußen zu ihnen gesellen, zu dem einfinden, was ein seltener Familienmoment sein könnte.
    Verfluchte frohe Weihnachten.
    Abgang Harvey.
    15. Januar
    Die Wochen beginnen zu verschwimmen. Sie bestehen aus Strandleben mit Mick und Suze, Arbeiten, daraus, abends ein paar kalte Drinks mit Mum oder Zoe im Garten zu kippen, mit Dad hin und wieder Tennis zu spielen, meine Seminartexte für die Uni vorzubereiten, Zeitung zu lesen, lange aufzubleiben, Schrott im Fernsehen zu gucken, ganze Tage mit Kricket zu verplempern und noch mehr Hirnzellen an den stetig fließenden Bierstrom zu verlieren.
    Dad und ich erfüllen voll und ganz das Klischee, dass sich

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