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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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weiß. Und das ist auch in Ordnung. Da ist nichts Schlimmes dabei. So ist es nun einfach mal, richtig?«
    Ich starrte auf den schweren Fleischteller und dachte über eine passende Antwort auf seine Anspielung nach, mein Dasein ohne Freundin könnte bedeuten, dass ich schwul sei. Ich sah zu meinem Vater hinüber, der gerade mit Onkel Stuart, Zoe und meiner Mutter über etwas lachte.
    »Die hier sind fertig«, sagte ich betont locker. »Hau rein! Hier muss man schnell sein.«
    Hinterher bewältigten Zoe und ich den größten Teil des Aufräumens und ließen Mum und Dad ein bisschen entspannen. Ich schaffte alles ins Haus und entsorgte die Reste, Zoe hielt das Geschirr unters Wasser und räumte es in die Spülmaschine. Sie spülte die Platten und Schüsseln, die nicht mehr reinpassten, mit der Hand. Ich trocknete sie ab und räumte sie weg. Als wir fertig waren, holte ich zwei Bier aus dem Kühlschrank und wir setzten uns raus.
    »Onkel Jeff glaubt, dass ich schwul bin«, sagte ich.
    »Tut er nicht. Er glaubt lediglich, dass er dich damit auf die Palme bringen kann. Hat er’s geschafft?«
    »Ich hab ihn einfach ignoriert.«
    »Du bist erwachsen geworden. Vor einem Jahr hättest du das noch nicht geschafft.«
    »Na ja, ich wollte ihm nicht die Genugtuung verschaffen, Dads Geburtstagsparty zu versauen. Das hätte nur seine Lieblingstheorie bestätigt, wonach ich ein nichtsnutziger kleiner Rotzlöffel bin. Außerdem ist es an der Zeit, dass er endlich kapiert, dass Schwulsein keine Schande ist und er damit niemanden mehr schocken kann.«
    Wir saßen einen Moment lang schweigend da.
    »Hey, leidest du immer noch unter der Trennung von Wie-hieß-sie-noch-mal?«
    Seitdem Michaela mir à la Indiana Jones und der Tempel des Todes bei lebendigem Leibe das Herz rausgerissen hat, ist sie für Zoe nur noch »Wie-hieß-sie-noch-mal«.
    »Ähm, manchmal«, versuchte ich auszuweichen. »Ja, meistens. Ich geb’s zu.«
    »Schon erstaunlich. Das ist jetzt über ein Jahr her.«
    »Na ja, du kennst doch meine Leidenschaft fürs Unglücklichsein. Wie geht’s denn Wie-hieß- er -noch-mal?«
    Terry, Zoes Freund, hat mit ihr zusammen BWL studiert. Sie bringt ihn nicht oft mit. Sie arbeiten beide bei einem Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Er hat bisher kaum ein Wort gesagt, wenn ich ihn gesehen habe. Aber gerade ich sollte mich nicht darüber wundern, was manche Leute an anderen finden.
    »Es geht ihm gut«, sagte sie. »Ach, hey …«
    »Hey?«
    Es hörte sich so an, als ob sie mir was Wichtiges sagen wollte. Oh Gott! Sie will ihn doch nicht etwa heiraten?
    »Ich bin raus.«
    »Du bist raus? Wo raus?«
    »Hier raus. Ich hab eine Wohnung gefunden und werd bald ausziehen.«
    »Mist.«
    Sie lässt mich hier allein! Sie lässt mich hier allein zurück, als letztes erwachsenes Loser-Kind in der Acacia Terrace 16!
    »Lass mich nicht im Stich!«
    »Chris, ich werde nächste Woche vierundzwanzig. Es ist höchste Zeit. Es ist längst überfällig.«
    Ich dachte kurz über diese nicht von der Hand zu weisende Wahrheit nach.
    »Wohin?«, fragte ich matt.
    »Nach Leichhardt.«
    »Mit wem denn?«
    »Mit Sylvia.«
    »Hast du’s Dad schon gesagt?«
    »Morgen.«
    Es war fast 23 Uhr. Wir gingen rein und schauten Star Trek: Raumschiff Voyager. Es war mal wieder eine dieser Folgen, in der ein Holodeck-Programm außer Kontrolle gerät und das gesamte Raumschiff bedroht ist. Lernen die denn niemals dazu?
    13. Mai
    Ich war gestern auf Rohans Geburtstagsparty. Und musste dann heute Nachmittag irgendwie meinen Arsch hochkriegen, um vier Stunden im Land der Träume abzusitzen. Heute Morgen habe ich mich so beschissen müde gefühlt, dass ich um ein Haar dort angerufen und mich krankgemeldet hätte. Aber wenn ich mich jedes Mal krankmelden würde, wenn ich verkatert bin, könnte ich’s gleich aufgeben. Das wäre dann das Ende vom Lied. Die kleine Amelia war die Einzige, die es sich verkniffen hat, mir zu sagen, wie fertig ich aussah.
    Was Rohans Party angeht – nun, wo soll ich anfangen? Ach so, ja, er und die wunderbare Stella sind offensichtlich ein Paar. Was einem gewissen Rohan Levinson den Dreiergewinn aus Haus, Job und Freundin beschert. Ich freu mich für ihn, für alle beide. Ganz im Ernst.
    Vielleicht hänge ich mich jetzt ein bisschen weit aus dem Fenster, aber Rohan fällt einfach alles zu. Er ist clever, sieht gut aus. Er wird zudem noch von seiner gut betuchten Familie unterstützt, als ihr einziger und mit Stolz geschätzter Sohn. Er hat einen guten

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