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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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zum Laborwaschbecken rennen zu müssen, um sich so schnell wie möglich die Hände zu waschen. In diesem Moment war ich mir sicher, dass es an der Beecher Prep etwas auf sich hatte mit dem Mich-Anfassen.
    Vielleicht ist es wie mit dem Käse in Gregs Tagebuch . Die Kinder in dieser Geschichte haben Angst, dass sie sich die Läuse holen, wenn sie den schimmligen Käse auf dem Basketballfeld anfassen. Auf der Beecher Prep bin ich der alte Schimmelkäse.

Kostüme
     
    Für mich ist Halloween der beste Feiertag der Welt. Er schlägt sogar Weihnachten. Ich kann mir ein Kostüm anziehen. Ich kann eine Maske tragen. Ich kann wie jedes andere Kind mit einer Maske rumlaufen, und niemand findet, dass ich komisch aussehe. Niemand schaut zweimal hin. Niemandem falle ich auf. Niemand kennt mich.
    Ich wünschte, jeder Tag wäre Halloween. Wir könnten alle immerzu Masken tragen. Dann könnten wir uns in Ruhe kennenlernen, bevor wir zu sehen kriegen, wie wir unter den Masken aussehen.
    Als ich noch klein war, trug ich überall, wo ich hinging, einen Astronautenhelm. Auf dem Spielplatz. Im Supermarkt. Wenn wir Via von der Schule abholten. Selbst mitten im Sommer, auch wenn es dann so heiß war, dass mir der Schweiß übers Gesicht lief. Ich glaube, ich habe ihn zwei Jahre lang getragen, aber ich musste damit aufhören, als ich meine Augenoperation hatte. Ich glaub, da war ich ungefähr sieben. Und danach konnten wir den Helm nicht mehr finden. Mom suchte überall nach ihm. Sie nahm an, er wäre wohl bei Grans auf dem Dachboden gelandet, und sie hatte immer mal wieder vor, ihn zu durchforsten, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon daran gewöhnt, den Helm nicht mehr zu tragen.
    Ich habe Fotos von mir in all meinen Halloweenkostümen. Bei meinem ersten Halloween war ich ein Kürbis. Bei meinem zweiten war ich Tigger. Beim dritten war ich Peter Pan (und mein Dad war als Captain Hook verkleidet). Bei meinem vierten war ich Captain Hook (und mein Dad Peter Pan). Beim fünften war ich ein Astronaut. Beim sechsten Obi-Wan Kenobi. Beim siebten war ich ein Klonkrieger. Beim achten Darth Vader. Beim neunten trug ich das Scream-Kostüm, bei dem man sich mit einer versteckten Pumpe Kunstblut über die Schädelmaske laufen lassen kann.
    Dieses Jahr würde ich als Boba Fett gehen: nicht Boba Fett, das Kind aus Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger , sondern Boba Fett als erwachsener Mann in Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück . Mom suchte überall nach dem Kostüm, konnte aber keins in meiner Größe finden, also kaufte sie mir ein Jango-Fett-Kostüm – schließlich war Jango der Vater von Boba und trug dieselbe Rüstung –, und dann malte sie die Rüstung grün an. Sie hat auch noch andere Sachen damit gemacht, damit es alt und getragen wirkt. Na, jedenfalls sieht es total echt aus. Mom hat echt ein Händchen für Kostüme.
    In Homeroom sprachen wir alle darüber, was wir an Halloween tragen würden. Charlotte wollte als Hermine aus Harry Potter gehen, Jack als Werwolf. Ich hörte, dass Julian vorhatte, sich als Jango Fett zu verkleiden, was schon ein irrer Zufall war. Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen hat, als er hörte, dass ich als Boba Fett ging.
    Am Halloween-Morgen hatte Via aus irgendeinem Grund einen Heulanfall. Via ist immer so cool gewesen und hat sich immer zusammengerissen, aber in diesem Jahr ist ihr das schon ein paar Mal passiert. Dad war spät dran und musste zur Arbeit und sagte immer nur: »Via, mach schon! Los, Via!« Normalerweise ist Dad total geduldig, aber nicht, wenn er spät dran ist und zur Arbeit muss, und sein ewiges Rufen regte Via noch mehr auf, und sie fing an, noch lauter zu heulen. Also sagte Mom zu Dad, er solle mich zur Schule fahren und sie würde sich um Via kümmern. Dann gab mir Mom schnell einen Kuss zum Abschied, noch bevor ich mein Kostüm anziehen konnte, und verschwand in Vias Zimmer.
    »Auggie, dann komm jetzt!«, sagte Dad. »Ich hab ein Meeting, zu dem ich nicht zu spät kommen darf.«
    »Ich hab mein Kostüm noch nicht angezogen!«
    »Dann zieh es an. Fünf Minuten. Ich warte draußen.«
    Ich stürmte in mein Zimmer und fing an, das Boba-Fett-Kostüm anzuziehen, aber ganz plötzlich war mir gar nicht danach, es zu tragen. Ich weiß auch nicht, warum – vielleicht weil es diese ganzen Riemen hatte, die festgezurrt werden mussten, und ich jemanden brauchte, der mir beim Anziehen half. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es immer noch ein bisschen nach Farbe

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