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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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den hat Papa mir damals auch geschenkt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie er damit nach Hause kam und ich das Stofftier begeistert in meine Arme gerissen und an mich gedrückt habe.
»Un coniglio per il mio coniglietto«
 – ein Hase für mein Häschen. Über die Jahre habe ich Möhrchen schon ziemlich abgeliebt, und er sieht recht ramponiert aus – aber sobald ich ihn an mich drücke und meine Nase in seinem verfilzten Fell vergrabe, werde ich schlagartig ruhig und fühle mich irgendwie geborgen.
    Zehn Minuten später habe ich meinen Pyjama an, meine getragenen Klamotten in den Wäschekorb verfrachtet und mir – nachdem ich auf meinem iPhone den Wetterbericht gecheckt habe (immerhin siebzehn Grad sollen es morgen werden) – das passende Outfit rausgelegt: grauer Rock und ein weißes T-Shirt, Unterwäsche, Overknees. Meine kniehohen Stiefel hole ich aus dem Schuhschrank und stelle sie im Flur neben die Eingangstür. Dann gehe ich rüber ins Wohnzimmer, kuschele mich unter die Decke auf meinem Sofa und sehe mir die Tagesthemen an. Keine aufregenden Neuigkeiten, jedenfalls nichts, das so aufregend ist wie das, was ich selbst heute erlebt habe. Allerdings stimmt der Wetterbericht nicht mit der Ansage auf meinem iPhone überein, also schalte ich den Fernseher aus, lege die Decke ordentlich zusammen, gehe zurück ins Schlafzimmer und tausche das Shirt gegen ein schwarzes Longsleeve.
    Nachdem ich ins Bett gekrabbelt bin, nehme ich Möhrchen in den Arm und hangele mit der freien Hand nach dem Schmöker, der auf meinem Nachttisch liegt.
Leidenschaftliche Geliebte
lautet der Titel, und auch wenn ich mich mit so einem Buch nirgends in der Öffentlichkeit blicken lassen würde, sind solche Geschichten von brennender Liebe und grenzenlosem Verlangen einfach perfekt dazu geeignet, so richtig schön vom Alltag abzuschalten, denn sie haben mit der Wirklichkeit nun echt nicht das Geringste zu tun. Und wenn ich ein bisschen Abschalten heute nicht nötig habe, weiß ich es auch nicht.
    Wenige Seiten später muss ich allerdings feststellen, dass ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann auf Angelique, die französische Prinzessin, die sich mit allem, was sie sträuben kann, gegen den charmanten Freibeuter sträubt, dem sie durch eine Verquickung schicksalhafter Umstände in die Hände gefallen ist (ich gehe nicht davon aus, dass ihre Tugendhaftigkeit die ersten fünfzig Seiten des Romans übersteht). Die Gedanken darüber, wie es nach dem Verkauf von Elb Records weitergehen wird, ob ich meinen Job verlieren werde oder nicht, lassen mich einfach nicht los. Egal, wie dramatisch und mitreißend die Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren Sébastian und Angelique auch beschrieben wird – momentan lässt mich das absolut kalt. Mit einem genervten Seufzer lege ich das Buch zurück auf den Nachttisch, schalte das Licht aus, rutsche tiefer unter die Decke und presse meinen Stoffhasen ganz fest an mich. »Ach Möhrchen, Möhrchen«, flüstere ich, »drück mir bitte ganz fest die Pfoten, dass das alles gut ausgeht.« Zusammen mit ihm im Arm drehe ich mich auf die Seite und hoffe, dass ich schnell einschlafen kann.
    Mama hat recht,
denke ich.
Ich muss einfach zeigen, dass ich es draufhabe, und David Dressler im Sturm erobern. Wenn er erst einmal merkt, wie gut ich in meinem Job bin, wird er mich auf gar keinen Fall feuern.
Wer weiß, vielleicht fängt ja auch Martin Stichlers Stuhl an zu wackeln? Immerhin habe ich schon ein paar schöne Erfolge vorzuweisen. Und wenn ich erst einmal den Deal mit den Reeperbahnjungs eingetütet habe …
    Zu blöd, dass ich mit Tim Lievers und seiner Band nicht schon längst einen Vertrag abgeschlossen habe. Aber ich wollte halt warten, bis sie den perfekten Song haben, der Lutz aus den Schuhen haut. Konnte ja nicht ahnen, wie sich die Dinge entwickeln.
Ob ich vielleicht,
kommt mir plötzlich ein Gedanke,
mit den Jungs einfach einen rückdatierten Vertrag abschließen und so tun sollte, als hätte ich das schon vor Lutz’ Neuigkeit, dass er die Firma verkauft hat, in trockene Tücher gebracht?
Dann hätte ich Fakten geschaffen, und keiner könnte mir was. Doch dann verwerfe ich die Idee sofort wieder als Unsinn. Denn zum einen wäre das nicht korrekt – und wenn ich auf etwas stolz bin, dann darauf, dass ich bei meinen Kollegen als hundertprozentig korrekt, gewissenhaft und verlässlich gelte –, und zum anderen muss auch ich vor jedem Vertrag, den ich abschließe, Rücksprache mit Lutz

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