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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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selbst lahmgelegt. So eine Scheiße! Warum habe ich mich nicht zusammenreißen können? Doch dann denke ich an die Stockbetten und die Waschräume, und mir wird klar: Nein, das ist schlicht und ergreifend zu viel für meine Nerven. Nichts gegen Teambildung, aber dafür muss ich mit meinen Kollegen doch wohl nicht Alcatraz nachspielen! Und ich finde wirklich nicht, dass das jetzt etwas damit zu tun hat, dass ich empfindlich oder Prinzessin auf der Erbse oder sonst was bin. Ich finde, jeder Erwachsene hat ein Anrecht auf sein eigenes Klo!
    Und was nun?
    Ich krame mein Handy aus der Tasche, ich muss Mama anrufen. Oder Miriam. Oder beide. Und am besten auch gleich die Agentur für Arbeit!
    Das Display meines Telefons zeigt mir, dass ich keinen Empfang habe. Spitzenmäßig! Ohne große Hoffnung schwenke ich das Mobilteil ein bisschen hin und her, gehe zwei Meter nach links, dann zwei nach vorn. Bringt nichts, mein Handy ist tot. Seufzend greife ich nach meinen Koffern und will losgehen – wobei ich nicht so wirklich weiß, wohin, aber irgendwo wird ja wohl eine Straße oder ein Ort oder wenigstens ein Funknetz zu finden sein –, als mich eine Stimme hinter mir zurückhält.
    »Äh, Stella?« Ich fahre herum. Vor mir steht Martin, beide Hände tief in seine Hosentaschen vergraben, und tritt von einem Fuß auf den anderen.
    »Was willst ausgerechnet du Idiot von mir?«, fahre ich ihn wütend an. Er kann zwar nichts für die jetzige Situation, aber ein Depp ist er nach wie vor.
    »Ich weiß ja, dass du auf mich gerade nicht so gut zu sprechen bist«, fängt er an.
    »
Nicht so gut
ist eine glatte Untertreibung«, schneide ich ihm das Wort ab.
    »Ja, sicher, ich weiß, die Sache mit dem Atlantic war echt dämlich von mir. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass du natürlich auch eine Einladung hast.« Nun nimmt seine Miene etwas trotzige Züge an. »Aber du musst zugeben, dass du es mir auch ganz schön heimgezahlt hast.«
    »Heimgezahlt?«, will ich wissen.
    »Na ja, als du da mit diesem Gerald abgezogen bist.«
    »Wieso? Hatte ich dir etwas versprochen?« Was erlaubt der sich eigentlich? Eine Einladung aussprechen, und als Gegenleistung zeige ich mich erkenntlich, oder was?
    »Nein, natürlich nicht«, sagt er schnell. »War für mich nur ein bisschen peinlich, weil ich, weil ich …«
    »Weil du
was?
«
    Er zuckt mit den Schultern. »Also, ehrlich gesagt … Der Typ, mit dem ich vorm Eingang stand. Na ja, das war ein Kumpel von mir, und dem hatte ich vorher von dir erzählt.«
    »Aha.«
    »Und er hat halt auch mitbekommen, wie der Abend mit uns dann so verlaufen ist.« Er sieht zerknirscht aus. »Nämlich genau genommen ja gar nicht.«
    Jetzt muss ich fast grinsen. Soso, Martin wollte mich als Trophäe präsentieren – und das hat nicht ganz so geklappt, wie er sich das vorgestellt hatte.
    »Aber das ist ja jetzt auch egal«, wechselt er das Thema, »lass uns das doch einfach vergessen.«
    »Tja«, ich seufze, »so wie es aussieht, können wir überhaupt alles vergessen. Von daher: Gratulation! Du bist mich als Konkurrentin los, ich streiche die Segel.«
    »Das ist doch Quatsch!«, meint er. »Komm wieder mit rein, so schlimm wird’s schon nicht werden. Und wir anderen sind doch auch alle nicht von unserer Unterkunft begeistert, aber da müssen wir jetzt eben durch.«
    »Glaube kaum, dass David nach meinem Auftritt Wert darauf legt, dass ich hierbleibe.«
    »Doch, tut er.«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, er hat mich schließlich darum gebeten, dich zurückzuholen.« Er setzt ein schiefes Grinsen auf. »Oder denkst du etwa, ich bin dir freiwillig nachgelaufen?« Jetzt lacht er auf. »Da wäre ich ja schön blöd, eleganter hätte ich dich schließlich nicht loswerden können.«
    »Na, wenigstens bist du ehrlich«, stelle ich fest und kann dabei ein Lächeln nicht unterdrücken. Denn auch wenn Martin eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu sein scheint, der von einem Moment auf den nächsten vom Gentleman zum allergrößten Ekelpaket mutieren kann, ist es in diesem Augenblick schon fast niedlich, wie er da verlegen wie ein großer Junge vor mir steht.
    »Also?«, fragt er noch einmal. »Kommst du wieder rein?«
    »Okay.« Ich seufze. Ganz schön peinlich, David nach meinem Ausraster wieder unter die Augen zu treten. Aber immerhin hat er ja Martin geschickt, damit der mich holt. Mein Kollege schnappt sich galant meine zwei Koffer, ich folge ihm zurück ins Haus des Schreckens.
     
    Hilde, Jenny und Natascha haben bereits

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