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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Sieger benennen!« Insgeheim hoffe ich natürlich, dass Martin und ich es sein werden.
    David wirft mir einen langen Blick zu, legt die Stirn in Falten und stößt einen Seufzer aus. »Keiner, Stella«, klärt er mich auf. »Denn darum ging es gar nicht. Das war ein Experiment, an dem ihr Spaß haben solltet. Es muss nicht immer alles ein Wettkampf sein, weißt du?«
    »Ach so«, sage ich und komme mir mit einem Mal schrecklich dumm vor.

10. Kapitel
     
    H ilde schnarcht nicht. Hilde sägt ganze Laubwälder ab. Nachdem sie und ich das große Glück hatten, als Erste für den morgendlichen Küchendienst eingeteilt zu werden, haben wir beschlossen, schon um kurz nach neun ins Bett zu gehen. Morgen müssen wir ja tierisch früh raus, zudem war der Tag doch auch anstrengend, und von gestern bin ich immer noch ein bisschen angeschlagen.
    Nachdem wir uns im Gemeinschaftswaschraum die Zähne geputzt haben, sind wir in unser Stockbett geklettert. Und hier liege ich jetzt seit einer guten halben Stunde und kriege trotz Ohropax kein Auge zu. Es ist zum Wahnsinnigwerden! Ich überlege, mir meinen Discman zu holen und etwas Musik zu hören. Vorsichtig und leise klettere ich die Leiter von meinem Bettchen hinunter, damit ich Hilde nicht wecke – wobei die vermutlich so tief schläft, dass man neben ihr tatsächlich einen Baum fällen könnte –, und tapse zu meiner Handtasche. Ich krame in ihr, erwische aber zuerst mein Handy.
    Mama, Miriam, Tim,
fällt es mir in diesem Moment siedend heiß ein. Die wollte ich doch aus Schneverdingen alle noch anrufen und habe es über den aktionsreichen Tag total vergessen. Ich gucke aufs Display: Immerhin ein kleiner Strich ist zu sehen, ein bisschen Empfang ist also. Außerdem sehe ich, dass Mama es heute noch fünf Mal versucht hat. Und auch Tim Lievers hat noch mal angeklingelt, das ist erst zehn Minuten her. Warum hat das Drecksteil nicht geklingelt? Ach so, ich habe den Rufton ausgeschaltet, dann kann’s ja nicht klappen …
    Eilig ziehe ich eine Hose und Jacke über meinen Pyjama, schlüpfe mit nackten Füßen in meine Chucks und schleiche aus dem Zimmer. Auf dem Weg zum Ausgang komme ich am Aufenthaltsraum vorbei, aus dem laute und fröhliche Stimmen erklingen, meine Kollegen machen sich offenbar noch einen bunten Abend.
    Draußen im Freien löse ich die Tastensperre. So ein Mist, der Strich ist weg! Kann doch nicht sein, dass ich im Zimmer besseren Empfang habe als hier! Ich gehe ein paar Meter weiter, und siehe da: Ganz schwach meldet sich ein Strich zurück. Schnell drücke ich auf die Rückruftaste, denn zuerst will ich mich bei Tim melden. Der hat es ja eben gerade erst versucht, also wird er noch wach sein. Und bei Mama weiß ich eh, dass sie eine Nachteule ist, die nie vor ein Uhr ins Bett findet. Zumal sie vermutlich in heller Aufregung und kurz davor ist, die Polizei zu verständigen, weil sie mich heute den ganzen Tag lang nicht erreicht hat …
    Es klingelt, einen Moment später wird abgehoben. »Hallo, Stella!«, begrüßt Tim mich freundlich. Scheint nicht im Geringsten verstimmt wegen heute früh zu sein, stelle ich erleichtert fest.
    »Hi, Tim!«, erwidere ich. »Du hattest angeru–« Weiter komme ich nicht, denn ein lautes
Tuut, Tuut, Tuut
sagt mir, dass die Leitung zusammengebrochen ist. Mist! Mit dem Handy in der Hand marschiere ich vor der Jugendherberge auf und ab, in der Hoffnung, irgendwo ein Fleckchen mit Empfang zu finden. Aber es tut sich nichts mehr, nichts, nada, niente, sosehr ich auch hin und her laufe.
    »Benutzt du dein Handy als Wünschelrute?«
    Ich schrecke zusammen, als Martins Stimme erklingt.
    »Und? Schon ’ne Wasserader gefunden?« Er steht vorm Eingang und hat sich eine Zigarette angezündet.
    »Nee, ich will telefonieren, aber mein Handy hat keinen Empfang«, erkläre ich ihm.
    Martin kramt in seiner Hosentasche und holt sein Mobiltelefon hervor. »Meins schon«, stellt er grinsend fest. »Bist wohl beim falschen Anbieter.«
    »Sieht so aus«, erwidere ich. »Bei mir geht gar nichts.«
    »Willst du kurz meins haben?«
    Ich schüttele den Kopf. »Danke, das ist nicht nötig.« Obwohl ich schon gern gewusst hätte, was Tim von mir wollte … Und Mama beruhigen wäre auch nicht schlecht, bevor hier die Freiwillige Feuerwehr Schneverdingen anrückt.
    Andererseits: Mama weiß ja gar nicht, wo genau ich stecke – der Gedanke, dass ich für sie unauffindbar bin, hat schon seinen Reiz.
Nein, Stella,
sage ich mir selbst,
das ist gemein. Du

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